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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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3. Der Parallelismus der korrespondierenden Zeilen verlangt p3b_102.002
oft das Auseinanderbrechen einer rhythmischen Reihe, oder die Verbindung p3b_102.003
von zwei derselben.

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4. Jede Zeile ermöglicht am Schlusse das Atemholen, das jedoch p3b_102.005
keineswegs Bedingung ist.

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5. Eine freie Strophe hat gewöhnlich den Umfang eines Gedankens, p3b_102.007
einer Periode. Das Ende der Periode bedeutet in der Regel p3b_102.008
auch das Ende der Strophe. Doch giebt es Ausnahmen, welche durch p3b_102.009
den Jnhalt diktiert werden.

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6. Die freien Strophen können gereimt und ungereimt sein. Der p3b_102.011
Reim ist ein wichtiges Formelement.

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7. Zu ihrer Handhabung gehört große dichterische Gewandtheit, p3b_102.013
Geist und Empfindung.

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Aufgabe. Nachstehender Stoff ist in Accentversen und p3b_102.015
freien Strophen anzureihen.

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Sturm.

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

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1. Der Sturm wütet, | er peitscht p3b_102.019
die Wellen, | daß sie wildschäumend p3b_102.020
erbrausen, | und sich auftürmen, | und p3b_102.021
es wogen die Wasserberge, | und das p3b_102.022
Schifflein erklimmt sie; | hastig sich p3b_102.023
mühend ersteigt es den Berg, | um p3b_102.024
plötzlich niederzustürzen | in den gähnenden p3b_102.025
Flutenabgrund. || 2. O Meer, | p3b_102.026
du bist die Mutter der Schönheit, | p3b_102.027
o schone meiner, du Großmutter der p3b_102.028
Liebe. | Schon umflattert mich | die p3b_102.029
leichenwitternde Möve, | welche am p3b_102.030
Mastbaum den Schnabel wetzt, | gefräßig p3b_102.031
nach dem Herzen lechzend, | das p3b_102.032
deine Tochter rühmt | und das dein p3b_102.033
schalkhafter Enkel | als Spielzeug erwählte. p3b_102.034
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Lösung. Von H. Heine.

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Es wütet der Sturm, p3b_102.103
Und er peitscht die Wellen, p3b_102.104
Und die Wellen wutschäumend und p3b_102.105
bäumend, p3b_102.106
Türmen sich auf, und es wogen lebendig p3b_102.107
Die weißen Wasserberge, p3b_102.108
Und das Schifflein erklimmt sie, p3b_102.109
Hastig mühsam, p3b_102.110
Und plötzlich stürzt es hinab p3b_102.111
Jn schwarze, weitgähnende Flutabgründe p3b_102.112
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O Meer! p3b_102.114
Mutter der Schönheit, der Schaumentstiegenen! p3b_102.115
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Großmutter der Liebe! schone meiner! p3b_102.117
Schon flattert, leichenwitternd, p3b_102.118
Die weiße, gespenstische Möve, p3b_102.119
Und wetzt an dem Mastbaum den p3b_102.120
Schnabel, p3b_102.121
Und lechzt voll Fraßbegier nach dem p3b_102.122
Herzen, p3b_102.123
Das vom Ruhm deiner Tochter ertönt, p3b_102.124
Und das dein Enkel, der kleine Schalk, p3b_102.125
Zum Spielzeug erwählt.
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3. Der Parallelismus der korrespondierenden Zeilen verlangt p3b_102.002
oft das Auseinanderbrechen einer rhythmischen Reihe, oder die Verbindung p3b_102.003
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4. Jede Zeile ermöglicht am Schlusse das Atemholen, das jedoch p3b_102.005
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5. Eine freie Strophe hat gewöhnlich den Umfang eines Gedankens, p3b_102.007
einer Periode. Das Ende der Periode bedeutet in der Regel p3b_102.008
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6. Die freien Strophen können gereimt und ungereimt sein. Der p3b_102.011
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p3b_102.012
7. Zu ihrer Handhabung gehört große dichterische Gewandtheit, p3b_102.013
Geist und Empfindung.

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Sturm.

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

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1. Der Sturm wütet, │ er peitscht p3b_102.019
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/128>, abgerufen am 24.11.2024.