p2b_517.001 Kaiserzeit &c. erscheint. Man kann ihn den Begründer der großen modernen p2b_517.002 Oper bis zu Meyerbeer nennen.
p2b_517.003 3. Erste und älteste deutsche Oper. (Nach dem Originaltext nachgewiesen.) p2b_517.004 Jn Deutschland hat man zuerst lyrische Stellen aus geistlichen Spielen p2b_517.005 mit einfacher Jnstrumentalbegleitung recitiert, so daß eine Art Recitativ den p2b_517.006 Keim für unsere Oper bildet. Bald ließ man sodann in den geistlichen Spielen p2b_517.007 des deutschen Mittelalters Einzelgesänge eintreten und diese später mit Chören p2b_517.008 abwechseln. Jn dieser Weise sollen einige Dramen Ayrers aufgeführt worden p2b_517.009 sein. (Sie waren strophisch - nach Art der Volkslieder - abgefaßt, so daß p2b_517.010 sich dieselbe Melodie von Strophe zu Strophe wiederholte.)
p2b_517.011 Ein epochebildender Fortschritt erfolgte seit Übersetzung der Oper (Schäferei) p2b_517.012 Dafne durch Opitz (S. 514 d. Bds.), zu welcher Heinr. Schütz (1585 p2b_517.013 bis 1672) eine verloren gegangene Musik lieferte. Diese Oper wurde am p2b_517.014 Hofe Joh. Georgs I. von Sachsen bei Vermählung seiner Tochter Sophie mit p2b_517.015 großem Beifall aufgeführt. Jm selbstbewußten Streben, dieser allgerühmten p2b_517.016 fremden Oper eine deutsche Leistung gegenüberzustellen, schrieb nun der Nürnberger p2b_517.017 Dichter G. Ph. Harsdörffer (1607-58) das Libretto zur p2b_517.018 ersten deutschen Originaloper, nämlich das von dem Nürnberger Organisten p2b_517.019 Siegmund Gottlieb Staden (1617-55) komponierte geistliche Waldgedicht p2b_517.020 oder Freudenspiel: "Seelewig" (== ewige Seele). Dasselbe ist uns im 4. Bde. p2b_517.021 der Harsdörfferschen "Frauenzimmergesprächspiele" (Nürnberg, Wolfg. Endtern, p2b_517.022 1644) zugleich mit den Stadenschen Musiknoten erhalten. Eine dieser Oper p2b_517.023 vorausgehende Scene (Vorspiel) hat folgende Personen: Angelika von Keuschewitz, p2b_517.024 eine adelige Jungfrau; Reymund Discretin, ein gereist und belesener p2b_517.025 Student (hinter dem sich Harsdörffer mit seinen Ansichten versteckt); Juliap2b_517.026 von Freudenstein, eine kluge Matron; Vespasian von Lustgau, ein alter p2b_517.027 Hofmann; Cassandra Schönlebin, eine adelige Jungfrau; Degenwertp2b_517.028 von Ruhmeck, ein verständiger und gelehrter Soldat. - Diese Personen verbreiten p2b_517.029 sich über Poeterei und Spiel und sind der Ansicht, daß die aus dem p2b_517.030 Welschen übersetzten Schäferspiele bei uns ihre Anmut verlieren; darauf liefert p2b_517.031 Reymund sofort seine deutsche Schäferei ("Seelewig"), um nachzuweisen, daß p2b_517.032 auch unserer deutschen Sprache solche (wegen ihrer Handlung Waldgedichte zu p2b_517.033 nennende) Schäfereien nicht unmöglich seien. Hiermit endigt das Vorspiel und p2b_517.034 die Oper "Seelewig" beginnt. Jhre handelnden Personen sind: Der Verstand p2b_517.035 Hertzigild, die Sinnlichkeit Sinnigunda, das Gewissen Gwissulda, die p2b_517.036 den Kunstkützel darstellenden, vom Satyr Trugewalt angestellten Hirten Künsteling, p2b_517.037 Reichimuht und Ehrelob, endlich Trugewalt. Der Kern der Handlung, p2b_517.038 die viel zu sehen bietet, ist folgender: Seelewig, die menschliche Seele, p2b_517.039 soll auf Antrieb des höllischen Geistes Trugewalt von den Hirten verführt p2b_517.040 werden; im entscheidenden Augenblick, als sie mit verbundenen Augen am p2b_517.041 Spiel "blinde Liebe" sich beteiligt, und Trugewalt herzutritt, um sich anstatt p2b_517.042 des Hirten haschen zu lassen, wird sie durch das Dazwischentreten ihrer p2b_517.043 Gespielin Hertzigild und ihrer Hofmeisterin Gwissulda gerettet.
p2b_517.044 Harsdörffer, dessen weibliche Figuren seiner Vorschrift gemäß (IV 164)
p2b_517.001 Kaiserzeit &c. erscheint. Man kann ihn den Begründer der großen modernen p2b_517.002 Oper bis zu Meyerbeer nennen.
p2b_517.003 3. Erste und älteste deutsche Oper. (Nach dem Originaltext nachgewiesen.) p2b_517.004 Jn Deutschland hat man zuerst lyrische Stellen aus geistlichen Spielen p2b_517.005 mit einfacher Jnstrumentalbegleitung recitiert, so daß eine Art Recitativ den p2b_517.006 Keim für unsere Oper bildet. Bald ließ man sodann in den geistlichen Spielen p2b_517.007 des deutschen Mittelalters Einzelgesänge eintreten und diese später mit Chören p2b_517.008 abwechseln. Jn dieser Weise sollen einige Dramen Ayrers aufgeführt worden p2b_517.009 sein. (Sie waren strophisch ─ nach Art der Volkslieder ─ abgefaßt, so daß p2b_517.010 sich dieselbe Melodie von Strophe zu Strophe wiederholte.)
p2b_517.011 Ein epochebildender Fortschritt erfolgte seit Übersetzung der Oper (Schäferei) p2b_517.012 Dafne durch Opitz (S. 514 d. Bds.), zu welcher Heinr. Schütz (1585 p2b_517.013 bis 1672) eine verloren gegangene Musik lieferte. Diese Oper wurde am p2b_517.014 Hofe Joh. Georgs I. von Sachsen bei Vermählung seiner Tochter Sophie mit p2b_517.015 großem Beifall aufgeführt. Jm selbstbewußten Streben, dieser allgerühmten p2b_517.016 fremden Oper eine deutsche Leistung gegenüberzustellen, schrieb nun der Nürnberger p2b_517.017 Dichter G. Ph. Harsdörffer (1607─58) das Libretto zur p2b_517.018 ersten deutschen Originaloper, nämlich das von dem Nürnberger Organisten p2b_517.019 Siegmund Gottlieb Staden (1617─55) komponierte geistliche Waldgedicht p2b_517.020 oder Freudenspiel: „Seelewig“ (== ewige Seele). Dasselbe ist uns im 4. Bde. p2b_517.021 der Harsdörfferschen „Frauenzimmergesprächspiele“ (Nürnberg, Wolfg. Endtern, p2b_517.022 1644) zugleich mit den Stadenschen Musiknoten erhalten. Eine dieser Oper p2b_517.023 vorausgehende Scene (Vorspiel) hat folgende Personen: Angelika von Keuschewitz, p2b_517.024 eine adelige Jungfrau; Reymund Discretin, ein gereist und belesener p2b_517.025 Student (hinter dem sich Harsdörffer mit seinen Ansichten versteckt); Juliap2b_517.026 von Freudenstein, eine kluge Matron; Vespasian von Lustgau, ein alter p2b_517.027 Hofmann; Cassandra Schönlebin, eine adelige Jungfrau; Degenwertp2b_517.028 von Ruhmeck, ein verständiger und gelehrter Soldat. ─ Diese Personen verbreiten p2b_517.029 sich über Poeterei und Spiel und sind der Ansicht, daß die aus dem p2b_517.030 Welschen übersetzten Schäferspiele bei uns ihre Anmut verlieren; darauf liefert p2b_517.031 Reymund sofort seine deutsche Schäferei („Seelewig“), um nachzuweisen, daß p2b_517.032 auch unserer deutschen Sprache solche (wegen ihrer Handlung Waldgedichte zu p2b_517.033 nennende) Schäfereien nicht unmöglich seien. Hiermit endigt das Vorspiel und p2b_517.034 die Oper „Seelewig“ beginnt. Jhre handelnden Personen sind: Der Verstand p2b_517.035 Hertzigild, die Sinnlichkeit Sinnigunda, das Gewissen Gwissulda, die p2b_517.036 den Kunstkützel darstellenden, vom Satyr Trugewalt angestellten Hirten Künsteling, p2b_517.037 Reichimuht und Ehrelob, endlich Trugewalt. Der Kern der Handlung, p2b_517.038 die viel zu sehen bietet, ist folgender: Seelewig, die menschliche Seele, p2b_517.039 soll auf Antrieb des höllischen Geistes Trugewalt von den Hirten verführt p2b_517.040 werden; im entscheidenden Augenblick, als sie mit verbundenen Augen am p2b_517.041 Spiel „blinde Liebe“ sich beteiligt, und Trugewalt herzutritt, um sich anstatt p2b_517.042 des Hirten haschen zu lassen, wird sie durch das Dazwischentreten ihrer p2b_517.043 Gespielin Hertzigild und ihrer Hofmeisterin Gwissulda gerettet.
p2b_517.044 Harsdörffer, dessen weibliche Figuren seiner Vorschrift gemäß (IV 164)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0539"n="517"/><lbn="p2b_517.001"/>
Kaiserzeit &c. erscheint. Man kann ihn den Begründer der großen modernen <lbn="p2b_517.002"/>
Oper bis zu Meyerbeer nennen.</p><p><lbn="p2b_517.003"/>
3. <hirendition="#g">Erste und älteste deutsche Oper.</hi> (Nach dem Originaltext nachgewiesen.) <lbn="p2b_517.004"/>
Jn Deutschland hat man zuerst lyrische Stellen aus geistlichen Spielen <lbn="p2b_517.005"/>
mit einfacher Jnstrumentalbegleitung recitiert, so daß eine Art Recitativ den <lbn="p2b_517.006"/>
Keim für unsere Oper bildet. Bald ließ man sodann in den geistlichen Spielen <lbn="p2b_517.007"/>
des deutschen Mittelalters Einzelgesänge eintreten und diese später mit Chören <lbn="p2b_517.008"/>
abwechseln. Jn dieser Weise sollen einige Dramen Ayrers aufgeführt worden <lbn="p2b_517.009"/>
sein. (Sie waren strophisch ─ nach Art der Volkslieder ─ abgefaßt, so daß <lbn="p2b_517.010"/>
sich dieselbe Melodie von Strophe zu Strophe wiederholte.)</p><p><lbn="p2b_517.011"/>
Ein epochebildender Fortschritt erfolgte seit Übersetzung der Oper (Schäferei) <lbn="p2b_517.012"/><hirendition="#g">Dafne</hi> durch Opitz (S. 514 d. Bds.), zu welcher <hirendition="#g">Heinr. Schütz</hi> (1585 <lbn="p2b_517.013"/>
bis 1672) eine verloren gegangene Musik lieferte. Diese Oper wurde am <lbn="p2b_517.014"/>
Hofe Joh. Georgs <hirendition="#aq">I</hi>. von Sachsen bei Vermählung seiner Tochter Sophie mit <lbn="p2b_517.015"/><hirendition="#g">großem Beifall</hi> aufgeführt. Jm selbstbewußten Streben, dieser allgerühmten <lbn="p2b_517.016"/><hirendition="#g">fremden</hi> Oper eine <hirendition="#g">deutsche</hi> Leistung gegenüberzustellen, schrieb nun der Nürnberger <lbn="p2b_517.017"/>
Dichter G. <hirendition="#g">Ph. Harsdörffer</hi> (1607─58) <hirendition="#g">das Libretto zur <lbn="p2b_517.018"/>
ersten deutschen Originaloper,</hi> nämlich das von dem Nürnberger Organisten <lbn="p2b_517.019"/>
Siegmund Gottlieb Staden (1617─55) komponierte geistliche Waldgedicht <lbn="p2b_517.020"/>
oder Freudenspiel: „Seelewig“ (== ewige Seele). Dasselbe ist uns im 4. Bde. <lbn="p2b_517.021"/>
der Harsdörfferschen „Frauenzimmergesprächspiele“ (Nürnberg, Wolfg. Endtern, <lbn="p2b_517.022"/>
1644) zugleich mit den Stadenschen Musiknoten erhalten. Eine dieser Oper <lbn="p2b_517.023"/>
vorausgehende Scene (Vorspiel) hat folgende Personen: <hirendition="#g">Angelika</hi> von Keuschewitz, <lbn="p2b_517.024"/>
eine adelige Jungfrau; <hirendition="#g">Reymund</hi> Discretin, ein gereist und belesener <lbn="p2b_517.025"/>
Student (hinter dem sich Harsdörffer mit seinen Ansichten versteckt); <hirendition="#g">Julia</hi><lbn="p2b_517.026"/>
von Freudenstein, eine kluge Matron; <hirendition="#g">Vespasian</hi> von Lustgau, ein alter <lbn="p2b_517.027"/>
Hofmann; <hirendition="#g">Cassandra</hi> Schönlebin, eine adelige Jungfrau; <hirendition="#g">Degenwert</hi><lbn="p2b_517.028"/>
von Ruhmeck, ein verständiger und gelehrter Soldat. ─ Diese Personen verbreiten <lbn="p2b_517.029"/>
sich über Poeterei und Spiel und sind der Ansicht, daß die aus dem <lbn="p2b_517.030"/>
Welschen übersetzten Schäferspiele bei uns ihre Anmut verlieren; darauf liefert <lbn="p2b_517.031"/>
Reymund sofort seine deutsche Schäferei („Seelewig“), um nachzuweisen, daß <lbn="p2b_517.032"/>
auch unserer deutschen Sprache solche (wegen ihrer Handlung Waldgedichte zu <lbn="p2b_517.033"/>
nennende) Schäfereien nicht unmöglich seien. Hiermit endigt das Vorspiel und <lbn="p2b_517.034"/>
die Oper „Seelewig“ beginnt. Jhre handelnden Personen sind: Der Verstand <lbn="p2b_517.035"/><hirendition="#g">Hertzigild,</hi> die Sinnlichkeit <hirendition="#g">Sinnigunda,</hi> das Gewissen <hirendition="#g">Gwissulda,</hi> die <lbn="p2b_517.036"/>
den Kunstkützel darstellenden, vom Satyr Trugewalt angestellten Hirten <hirendition="#g">Künsteling, <lbn="p2b_517.037"/>
Reichimuht</hi> und <hirendition="#g">Ehrelob,</hi> endlich <hirendition="#g">Trugewalt.</hi> Der Kern der Handlung, <lbn="p2b_517.038"/>
die viel zu sehen bietet, ist folgender: Seelewig, die menschliche Seele, <lbn="p2b_517.039"/>
soll auf Antrieb des höllischen Geistes Trugewalt von den Hirten verführt <lbn="p2b_517.040"/>
werden; im entscheidenden Augenblick, als sie mit verbundenen Augen am <lbn="p2b_517.041"/>
Spiel „blinde Liebe“ sich beteiligt, und Trugewalt herzutritt, um sich anstatt <lbn="p2b_517.042"/>
des Hirten haschen zu lassen, wird sie durch das Dazwischentreten ihrer <lbn="p2b_517.043"/>
Gespielin Hertzigild und ihrer Hofmeisterin Gwissulda gerettet.</p><p><lbn="p2b_517.044"/>
Harsdörffer, dessen weibliche Figuren seiner Vorschrift gemäß (<hirendition="#aq">IV</hi> 164)
</p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[517/0539]
p2b_517.001
Kaiserzeit &c. erscheint. Man kann ihn den Begründer der großen modernen p2b_517.002
Oper bis zu Meyerbeer nennen.
p2b_517.003
3. Erste und älteste deutsche Oper. (Nach dem Originaltext nachgewiesen.) p2b_517.004
Jn Deutschland hat man zuerst lyrische Stellen aus geistlichen Spielen p2b_517.005
mit einfacher Jnstrumentalbegleitung recitiert, so daß eine Art Recitativ den p2b_517.006
Keim für unsere Oper bildet. Bald ließ man sodann in den geistlichen Spielen p2b_517.007
des deutschen Mittelalters Einzelgesänge eintreten und diese später mit Chören p2b_517.008
abwechseln. Jn dieser Weise sollen einige Dramen Ayrers aufgeführt worden p2b_517.009
sein. (Sie waren strophisch ─ nach Art der Volkslieder ─ abgefaßt, so daß p2b_517.010
sich dieselbe Melodie von Strophe zu Strophe wiederholte.)
p2b_517.011
Ein epochebildender Fortschritt erfolgte seit Übersetzung der Oper (Schäferei) p2b_517.012
Dafne durch Opitz (S. 514 d. Bds.), zu welcher Heinr. Schütz (1585 p2b_517.013
bis 1672) eine verloren gegangene Musik lieferte. Diese Oper wurde am p2b_517.014
Hofe Joh. Georgs I. von Sachsen bei Vermählung seiner Tochter Sophie mit p2b_517.015
großem Beifall aufgeführt. Jm selbstbewußten Streben, dieser allgerühmten p2b_517.016
fremden Oper eine deutsche Leistung gegenüberzustellen, schrieb nun der Nürnberger p2b_517.017
Dichter G. Ph. Harsdörffer (1607─58) das Libretto zur p2b_517.018
ersten deutschen Originaloper, nämlich das von dem Nürnberger Organisten p2b_517.019
Siegmund Gottlieb Staden (1617─55) komponierte geistliche Waldgedicht p2b_517.020
oder Freudenspiel: „Seelewig“ (== ewige Seele). Dasselbe ist uns im 4. Bde. p2b_517.021
der Harsdörfferschen „Frauenzimmergesprächspiele“ (Nürnberg, Wolfg. Endtern, p2b_517.022
1644) zugleich mit den Stadenschen Musiknoten erhalten. Eine dieser Oper p2b_517.023
vorausgehende Scene (Vorspiel) hat folgende Personen: Angelika von Keuschewitz, p2b_517.024
eine adelige Jungfrau; Reymund Discretin, ein gereist und belesener p2b_517.025
Student (hinter dem sich Harsdörffer mit seinen Ansichten versteckt); Julia p2b_517.026
von Freudenstein, eine kluge Matron; Vespasian von Lustgau, ein alter p2b_517.027
Hofmann; Cassandra Schönlebin, eine adelige Jungfrau; Degenwert p2b_517.028
von Ruhmeck, ein verständiger und gelehrter Soldat. ─ Diese Personen verbreiten p2b_517.029
sich über Poeterei und Spiel und sind der Ansicht, daß die aus dem p2b_517.030
Welschen übersetzten Schäferspiele bei uns ihre Anmut verlieren; darauf liefert p2b_517.031
Reymund sofort seine deutsche Schäferei („Seelewig“), um nachzuweisen, daß p2b_517.032
auch unserer deutschen Sprache solche (wegen ihrer Handlung Waldgedichte zu p2b_517.033
nennende) Schäfereien nicht unmöglich seien. Hiermit endigt das Vorspiel und p2b_517.034
die Oper „Seelewig“ beginnt. Jhre handelnden Personen sind: Der Verstand p2b_517.035
Hertzigild, die Sinnlichkeit Sinnigunda, das Gewissen Gwissulda, die p2b_517.036
den Kunstkützel darstellenden, vom Satyr Trugewalt angestellten Hirten Künsteling, p2b_517.037
Reichimuht und Ehrelob, endlich Trugewalt. Der Kern der Handlung, p2b_517.038
die viel zu sehen bietet, ist folgender: Seelewig, die menschliche Seele, p2b_517.039
soll auf Antrieb des höllischen Geistes Trugewalt von den Hirten verführt p2b_517.040
werden; im entscheidenden Augenblick, als sie mit verbundenen Augen am p2b_517.041
Spiel „blinde Liebe“ sich beteiligt, und Trugewalt herzutritt, um sich anstatt p2b_517.042
des Hirten haschen zu lassen, wird sie durch das Dazwischentreten ihrer p2b_517.043
Gespielin Hertzigild und ihrer Hofmeisterin Gwissulda gerettet.
p2b_517.044
Harsdörffer, dessen weibliche Figuren seiner Vorschrift gemäß (IV 164)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/539>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.