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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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zu den augenfälligsten Unmöglichkeiten versteigen. Aber die Symbolik dieser p2b_482.002
Unmöglichkeiten rechtfertigt sie und wirkt humoristisch.

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3. Romantisch nennt man unsere modernen Lustspiele ausnahmsweise p2b_482.004
zur Unterscheidung von den antiken. Auch belegt man vorzugsweise die Lustspiele p2b_482.005
der Romantiker (I 59) mit diesem Namen. Man könnte auch sagen: p2b_482.006
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(die poetische) Zeit das romantische Lustspiel. Als Beispiele vgl. die p2b_482.008
unter 2 erwähnten Lustspiele von Platen und Tieck; ferner Ponce de Leon von p2b_482.009
Cl. Brentano; Halms Sohn der Wildnis, Wildfeuer, König und Bauer nach p2b_482.010
Lope de Vega und vor allem sein "Verbot und Befehl" u. a.

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4. Der Name rührendes Lustspiel ist eigentlich ein Widerspruch (eine p2b_482.012
contradictio in adjecto). Man versteht darunter eine aus der Verbindung p2b_482.013
des Komischen mit dem Tragischen hervorgegangene Mischgattung komisch gefärbter p2b_482.014
Tragödien. Obgleich denselben genug rührende Scenen eingeflochten p2b_482.015
sind, so wird doch das Gefühl der Wehmut vom komischen Element überwogen. p2b_482.016
Beispiele: Lessings Minna von Barnhelm, Jfflands Die Hagestolzen, p2b_482.017
Nissels Ein schöner Wahn, verschiedene Lustspiele Diderots &c. Das rührende p2b_482.018
Lustspiel ist schwer vom bürgerlichen Schauspiel zu unterscheiden (S. 467 d. Bds).

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5. Tritt als Tendenz des Lustspiels die Geißelung der Verkehrtheiten p2b_482.020
und sittlichen Schwächen einer bestimmten Zeit oder bestimmter Verhältnisse und p2b_482.021
Personen zutage, so nennt man es wohl auch Sittenstück. Beispiele: p2b_482.022
Michels Du sollst nicht lügen; Zahlhas' Ludwig XVI. und sein Hof.

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Konversation, die sich, bei Licht besehen, meist als oberflächliches Salongeschwätz p2b_482.025
erweist. Jhrem dichterischen Wert nach sind diese Lustspiele oft zweifelhaft, p2b_482.026
ihrem ethischen Gehalt nach ebenso oft verwerflich.

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Die französischen Lustspieldichter haben nur mehr Routine als wir. Sie p2b_482.028
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und vergessen. So viele ihrer auch sind, so haben sie der Welt in p2b_482.033
der Kunstform nichts Neues zugeführt; es müßten denn die Drames proverbes p2b_482.034
erwähnenswert sein; alle bewegen sich in längst ausgefahrenen Geleisen. Dagegen p2b_482.035
hat sich der Jnhalt der Komödien in ihren Händen immer mehr verschlechtert. p2b_482.036
Seit Viktor Hugo, Georges Sand, Alex. Dumas, Scribe und p2b_482.037
Alfred de Musset sind die Konflikte der Ehe der Lieblingsgegenstand der Lustspiele p2b_482.038
geworden. Mächtige Deklamationen und große Gewandtheit in der sinnlichen p2b_482.039
Farbe wollen wir diesen Dichtern gern zugestehen; aber sie sind unfähig, p2b_482.040
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vor der Wahrheit und den sittlichen Maximen ihre Gestalten, ihre meist infamen p2b_482.042
Kreaturen schaffen. Solche Geschöpfe, auch wenn sie im heutigen Frankreich p2b_482.043
möglich sein sollten, gehören nicht auf die Bühne. Es sind Sünden gegen die p2b_482.044
menschliche Natur. Was wir von ihnen lernen, ist die liederliche Atmosphäre,

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zu den augenfälligsten Unmöglichkeiten versteigen. Aber die Symbolik dieser p2b_482.002
Unmöglichkeiten rechtfertigt sie und wirkt humoristisch.

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Lope de Vega und vor allem sein „Verbot und Befehl“ u. a.

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Lustspiel ist schwer vom bürgerlichen Schauspiel zu unterscheiden (S. 467 d. Bds).

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/504>, abgerufen am 23.11.2024.