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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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Otto Girndt (Orientalische Wirren, Drei Buchstaben, Politische Grundsätze, p2b_480.002
Preußisches Strafrecht &c.) gaben uns Lustspiele, von denen die ersteren mit p2b_480.003
ausgesprochener Absicht an die aristophanischen Formen sich anlehnen, während p2b_480.004
die letzteren wenigstens den Versuch wagen, mitten hinein in's politische Kampfgewoge p2b_480.005
ihre Stimme erklingen zu lassen, und dort, wo alles Volk steht und p2b_480.006
sie hören kann, sich vernehmen zu lassen.

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Ein volles Aufgehen im Kunstwerk hat unser deutsch=nationales Leben noch p2b_480.008
nicht gefunden, weil uns eben (wenigstens bis 1870) ein gesteigertes nationales p2b_480.009
Gefühl abging, welches gewaltige, die Kraft des Volkes manifestierende p2b_480.010
Jdeen zu Tage fördert. Wir sind jetzt endlich "ein einig Volk von Brüdern" p2b_480.011
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erstehen uns nunmehr die verherrlichenden Dichter, welche, aus dem deutschen p2b_480.013
Volksgeiste schöpfend, uns mit einer Reihe echt nationaler Lustspiele beschenken!

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Weitere Beispiele des historischen Lustspiels, das man je nach dem Vorwalten p2b_480.015
der Jntrigue oder der Kraft des Charakters auch als Jntriguen= oder p2b_480.016
Charakterlustspiel bezeichnen könnte, sind: 1740 von Hersch; Prinzeß Kätherle p2b_480.017
von v. Graßhoff; Pitt und Fox, sowie die Diplomaten von R. v. Gottschall; p2b_480.018
Aktien von Otto Glagau; Der geschüchterte Hahn, oder: Die Weiber von p2b_480.019
Schorndorf von Wechßler; Die Weiber von Schorndorf von P. Heyse; Die p2b_480.020
Bürgermeisterin von Schorndorf von Wintterlin; Laube's Charakterlustspiel p2b_480.021
"Gottsched und Gellert" &c., sowie besonders Zopf und Schwert, Lorbeer und p2b_480.022
Myrte, und Urbild des Tartüffe von Gutzkow, von denen das erstere feinkomische p2b_480.023
Charakteristik hat, während das letztere ein Werk feinster Satire auf das Verhältnis p2b_480.024
des Dichters zum Publikum ist &c.

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bürgerliche Lustspiele. Jn Deutschland wurde neben Kotzebue besonders Rod. p2b_480.027
Benedix ihr Begründer. Er schrieb sehr viele bürgerliche (zuweilen leider auch p2b_480.028
spießbürgerliche) Lustspiele. Wir nennen von ihm Dr. Wespe, Der Vetter, p2b_480.029
Der Kaufmann, Aschenbrödel, Die Hochzeitsreise, Das Lügen, Die Dienstboten, p2b_480.030
Der Eigensinn. Weitere Beispiele sind: Bauernfelds Aus der Gesellschaft; p2b_480.031
Krisen &c.; Michael Klapps "Rosenkranz und Güldenstern"; Otto Franz Gensichens p2b_480.032
Die Märchentante; Feldmanns Der Rechnungsrat und seine Töchter; p2b_480.033
L'Arronges "Doktor Klaus"; Faust Pachlers reizender Einakter Loge Nr. 2 p2b_480.034
und dessen "Er weiß Alles" u. s. w.

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Ein Lustspiel, welches in allen Teilen dem feineren, espritreichen Umgangs= p2b_480.036
und Unterhaltungstone entspricht, überhaupt das Leben im Salon repräsentiert, p2b_480.037
nennt man Konversationsstück. Beispiele sind: Scribes von Theodor p2b_480.038
Hell übersetztes Ein Glas Wasser; Alfred de Müssets von G. Ritter übersetztes p2b_480.039
Eine Caprice; Putlitz' Eine Tasse &c.; Jahns Zwischen Thür und Angel; Paul p2b_480.040
Lindaus Preislustspiel Jn diplomatischer Sendung; Bauermeisters Farbe halten; p2b_480.041
Bauernfelds Bürgerlich und romantisch, ein Stück, welches feinen Konversationston, p2b_480.042
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Otto Girndt (Orientalische Wirren, Drei Buchstaben, Politische Grundsätze, p2b_480.002
Preußisches Strafrecht &c.) gaben uns Lustspiele, von denen die ersteren mit p2b_480.003
ausgesprochener Absicht an die aristophanischen Formen sich anlehnen, während p2b_480.004
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Ein volles Aufgehen im Kunstwerk hat unser deutsch=nationales Leben noch p2b_480.008
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Weitere Beispiele des historischen Lustspiels, das man je nach dem Vorwalten p2b_480.015
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Charakterlustspiel bezeichnen könnte, sind: 1740 von Hersch; Prinzeß Kätherle p2b_480.017
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/502>, abgerufen am 23.11.2024.