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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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und des Gefühls, sondern vielmehr gegen das Unrecht oder einen nicht in der p2b_466.002
Notwendigkeit liegenden Widerstand. (Jch weise nur auf Wilhelm Tell hin.)

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Nicht durch fremde Elemente (deus ex machina), sondern durch den Verlauf p2b_466.004
der Handlung wird im Schauspiel die Lösung motiviert.

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3. Eigentliche Schauspiele mit versöhnendem Schluß finden wir schon bei p2b_466.006
Äschylus (die Oresteia, wo die Eumeniden durch Lossprechung des Orestes vor p2b_466.007
der lichten Macht des Bewußtseins zurücktreten), bei Sophokles (Philoktet, p2b_466.008
Ödipus auf Colonos und Ajax, wo der Held seine Verirrung durch freiwilligen p2b_466.009
Tod sühnt und die Ehre des Begräbnisses gewinnt); Euripides (Jphigenia in p2b_466.010
Tauris. Den Knoten löste hier ein Gewaltakt der Gottheit, wodurch die Wendung p2b_466.011
zum Guten herbeigeführt wurde).

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Einen Unterschied zwischen Tragödie und Schauspiel kannten die Alten nicht; p2b_466.013
sie nannten merkwürdigerweise auch das Stück mit versöhnendem Ausgang Tragödie.

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4. Die Franzosen (z. B. Corneille für seinen Cid) erfanden das Wort p2b_466.015
tragicomedie statt tragicocomedie. (Später nannte Corneille seinen Cid p2b_466.016
tragedie.) Gutzkow hat auffallenderweise die Bezeichnung Tragikomödie für sein p2b_466.017
Drama Nero in 10 Bildern adoptiert. Hebbel suchte diesen Titel für eine p2b_466.018
Gattung, wie sein "Trauerspiel in Sicilien", einzubürgern.

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5. Eine Abart des Schauspiels waren früher die extemporierten, nach p2b_466.020
einer Skizze aufgeführten sog. Staats- und Hauptaktionen, welche Züge aus p2b_466.021
dem Leben bedeutender Staasmänner in einer gewissen Abgemessenheit darstellten, p2b_466.022
so daß sie häufig dem Lustspiele verwandt waren, ja, in dasselbe p2b_466.023
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Beispiele: Als Muster des Schauspiels sind außer den oben genannten p2b_466.025
zu bezeichnen: Shakespeares Maß für Maß, Cymbeline, Der Kaufmann von p2b_466.026
Venedig; Schillers Räuber, und sein Tell; Goethes Jphigenie, und sein Götz p2b_466.027
von Berlichingen; Kleists Prinz von Homburg; Spielhagens Liebe um Liebe; p2b_466.028
Krug von Niddas Heinrich der Finkler; Hertz' skandinavisches Drama König p2b_466.029
Renes Tochter, u. a. im folgenden Paragraphen genannte.

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§ 165. Einteilung der Schauspiele.

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Bei der Verwandtschaft des Schauspiels mit der Tragödie unterscheidet p2b_466.032
man fast dieselben Arten von Schauspielen wie von Tragödien. p2b_466.033
(§. 161 d. Bds.)

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Dazu kommen noch einige im Schauspiele mit Vorliebe gepflegte p2b_466.035
Formen.

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Wir führen nachstehend die charakteristischen Arten vor.

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1. Klassische Schauspiele. (Beispiele s. §. 164. 3.)

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2. Philosophische Schauspiele. (Beispiele: Goethes Faust, Lessings p2b_466.039
Nathan, G. v. Meyerns Ein Kaiser, und das von Bernh. Hirzel aus p2b_466.040
dem Sanskr. und Prakrit metrisch übersetzte Drama Prabodhatschandrodaja p2b_466.041
von Krischnamisra &c.)

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und des Gefühls, sondern vielmehr gegen das Unrecht oder einen nicht in der p2b_466.002
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Einen Unterschied zwischen Tragödie und Schauspiel kannten die Alten nicht; p2b_466.013
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tragicomédie statt tragicocomédie. (Später nannte Corneille seinen Cid p2b_466.016
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Drama Nero in 10 Bildern adoptiert. Hebbel suchte diesen Titel für eine p2b_466.018
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/488>, abgerufen am 23.11.2024.