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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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nicht in der Tragödie einzutreten braucht, kann man die ewige Gerechtigkeit p2b_429.002
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Das tragische Element kennzeichnet die innere Freiheit gegenüber der p2b_429.004
äußeren Notwendigkeit, die aber keine Naturnotwendigkeit ist, sondern p2b_429.005
sich als unergründliche Macht des ewigen Schicksals darstellt. Es ist nicht p2b_429.006
unbedingt nötig, daß der Held stirbt, wenn nur der Totaleindruck ein wahrhaft p2b_429.007
tragischer ist, wenn uns nur das Gefühl erhebt, daß die große sittliche Jdee p2b_429.008
eine Bestätigung fand. Dadurch, daß der Held sein Leben für Wahrheit und p2b_429.009
Recht in die Schanze schlägt, wird das Jnteresse gesteigert und dem moralischen p2b_429.010
Siege Bedeutung verliehen.

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Dieser Sieg macht das Tragische der Jdee des Schönen entsprechend; er p2b_429.012
bewirkt das Gefühl der sittlichen Läuterung durch die Wahrnehmung, daß alle p2b_429.013
Fehltritte, aus welchen die Leiden erwuchsen, eine Sühne erhalten müssen.

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Die Tragödie muß so angelegt sein, daß der Widerstreit von Verhältnissen p2b_429.015
und Pflichten des Helden den tragischen Ausgang anschaulich herbeiführen. Die p2b_429.016
widerstreitenden Verhältnisse verwickeln und steigern sich bis zur Katastrophe p2b_429.017
immer mehr, bis endlich dieser tragische Ausgang die Lösung wird: "Alle p2b_429.018
Schuld rächt sich auf Erden.
" Dieser Gedanke wirkt so gewaltig, weil p2b_429.019
er unseren sittlichen Begriffen entspricht. Er befriedigt trotz des Untergangs p2b_429.020
des Helden. Wer die ihm von der Vorsehung gesteckten Grenzen p2b_429.021
mutwillig durchbrechen will, stürzt sich in Verhältnisse, die p2b_429.022
sein Lebensglück vernichten, ja, mitunter seinen Tod herbeiführen: p2b_429.023
Dies ist die Lehre des Trauerspiels:
die Wirklichwerdung p2b_429.024
jenes in der Menschenbrust liegenden Wunsches, daß der Mensch erntet, was p2b_429.025
er säet, die sog. poetische Gerechtigkeit.

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Der Philosoph des Pessimismus freilich, Arthur Schopenhauer, will (nach p2b_429.027
Siebenlist a. a. O. 155 ff.) nichts von dieser poetischen Gerechtigkeit wissen; p2b_429.028
er nennt sie ebenso Philisterei, wie Kants Postulate eines belohnenden p2b_429.029
Gottes und einer belohnt werdenden unsterblichen Seele. Er meint, daß nur p2b_429.030
Philister, welche an moralischem Werte Hiobs vernünftelnden Freunden gleich p2b_429.031
zu achten seien, die poetische Gerechtigkeit erfunden hätten, damit die Tugend p2b_429.032
doch wenigstens zuletzt etwas nütze. Nur im ungenialen z. B. Jffland'schen p2b_429.033
Drama setze sich die Tugend zu Tische, wenn sich das Laster erbreche. Nach p2b_429.034
Schopenhauer (II. 299 ff.) stellt bloß die glatte, optimistische, protestantischrationalistische p2b_429.035
oder eigentlich jüdische Weltansicht die Forderung einer poetischen p2b_429.036
Gerechtigkeit auf, während doch jeder, der etwas moralisch Ausgezeichnetes leiste, p2b_429.037
den Lohn dafür abweise (IV. 262). Der wahre Sinn des Trauerspiels sei p2b_429.038
die tiefere Einsicht, daß das vom Helden Abgebüßte nicht seine Partikularsünden p2b_429.039
seien, sondern die Erbsünde, d. h. die Schuld des Daseins selbst, denn Calderon p2b_429.040
habe recht, wenn er sage: Die größte Schuld des Menschen ist, daß er geboren p2b_429.041
ward. Ja, Schopenhauer, dessen pessimistische Philosophie treffend als philosophisches p2b_429.042
Requiem bezeichnet wurde, behauptet, daß alle großen Tragiker - p2b_429.043
Sophokles, Shakespeare, Calderon, Goethe - dem Prinzip der poetischen Gerechtigkeit p2b_429.044
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Recht in die Schanze schlägt, wird das Jnteresse gesteigert und dem moralischen p2b_429.010
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Dieser Sieg macht das Tragische der Jdee des Schönen entsprechend; er p2b_429.012
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Die Tragödie muß so angelegt sein, daß der Widerstreit von Verhältnissen p2b_429.015
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/451>, abgerufen am 23.11.2024.