§ 153. Einteilung und Benennung der eigentlichen Dramen.
p2b_413.003 Wir teilen die eigentlichen Dramen ein in solche, welche sich p2b_413.004 zur Aufführung vor unserem heutigen Durchschnittspublikum nicht eignen, p2b_413.005 (dramatische Gedichte, Buchdramen &c.), sowie in aufführbare, durch p2b_413.006 ihre lebensvolle Handlung theatralisch wirksame Dramen. Wir handeln p2b_413.007 demgemäß die eigentlichen Dramen in nachstehender Folge ab:
p2b_413.008 1. Dramatisches Gedicht,
p2b_413.009 2. Tragödie,
p2b_413.010 3. Schauspiel,
p2b_413.011 4. Lustspiel,
p2b_413.012 5. Posse.
p2b_413.013 Aristoteles (II. Kap. seiner Poetik) nennt als Charaktere der handelnden p2b_413.014 Personen entweder bessere, als zu unserer Zeit, oder eben solche, oder schlechtere: p2b_413.015 also außergewöhnliche, gewöhnliche und niedere Personen. Die höheren Personen p2b_413.016 verlangen ernste Darstellung, die gewöhnlichen und die niederen Personen dagegen p2b_413.017 können erfolgreich nur durch Komik eingeführt werden. Aristoteles unterscheidet p2b_413.018 somit zwischen Tragödie und Komödie. Der Unterschied zwischen Komödie und p2b_413.019 Tragödie liegt ihm darin, daß die Komödie niedrigere, dagegen die Tragödie p2b_413.020 (oder das Schauspiel höheren Stils) vorzüglichere Personen darzustellen bezweckt.
p2b_413.021
p2b_413.022 Für unsere Einteilung und Benennung der verschiedenen Arten des Drama p2b_413.023 ist die Art und Weise, wie dasselbe schließt, maßgebend. Die höchste Form p2b_413.024 des Drama, die Tragödie oder das tragische Drama, hat unglücklichen Ausgang p2b_413.025 (Untergang, Tod des Helden). Die Uhr ist bei dem Helden abgelaufen, p2b_413.026 und bleibt stehen.
p2b_413.027 Dem tragischen Drama steht das Drama mit glücklichem Ausgang gegenüber, p2b_413.028 sowie das edle Lustspiel (Komödie) mit seiner Unterart, der Posse &c.
p2b_413.029 Ein Drama, welches trotz seines ernsten Gehalts glücklichen Ausgang p2b_413.030 nimmt, ohne dabei die Heiterkeit des Lustspiels zu teilen, heißt Schauspiel.
p2b_413.031 Das Schauspiel liegt also zwischen Tragödie und Komödie in der Mitte.
p2b_413.032 Eine eigene Art von Drama bildet das sogenannte dramatische Gedicht.p2b_413.033 Es ist wegen Mangels an Handlung wenig für die Aufführung geeignet p2b_413.034 und kann daher als Buchdrama bezeichnet werden. Wir führen es zuerst vor.
p2b_413.035
§ 154. Das dramatische Gedicht.
p2b_413.036 1. Dramatisches Gedicht nennt man jenes Drama, welches seine p2b_413.037 Darstellung mehr erzählend als handelnd ausbreitet, welches mehr p2b_413.038 innere Empfindungen und bereits geschehene Fakta schildert und im p2b_413.039 Dialog mitteilt, als wahrhafte Thaten in unmittelbarer Präsenz vor
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II. Eigentliche Dramen.
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§ 153. Einteilung und Benennung der eigentlichen Dramen.
p2b_413.003 Wir teilen die eigentlichen Dramen ein in solche, welche sich p2b_413.004 zur Aufführung vor unserem heutigen Durchschnittspublikum nicht eignen, p2b_413.005 (dramatische Gedichte, Buchdramen &c.), sowie in aufführbare, durch p2b_413.006 ihre lebensvolle Handlung theatralisch wirksame Dramen. Wir handeln p2b_413.007 demgemäß die eigentlichen Dramen in nachstehender Folge ab:
p2b_413.008 1. Dramatisches Gedicht,
p2b_413.009 2. Tragödie,
p2b_413.010 3. Schauspiel,
p2b_413.011 4. Lustspiel,
p2b_413.012 5. Posse.
p2b_413.013 Aristoteles (II. Kap. seiner Poetik) nennt als Charaktere der handelnden p2b_413.014 Personen entweder bessere, als zu unserer Zeit, oder eben solche, oder schlechtere: p2b_413.015 also außergewöhnliche, gewöhnliche und niedere Personen. Die höheren Personen p2b_413.016 verlangen ernste Darstellung, die gewöhnlichen und die niederen Personen dagegen p2b_413.017 können erfolgreich nur durch Komik eingeführt werden. Aristoteles unterscheidet p2b_413.018 somit zwischen Tragödie und Komödie. Der Unterschied zwischen Komödie und p2b_413.019 Tragödie liegt ihm darin, daß die Komödie niedrigere, dagegen die Tragödie p2b_413.020 (oder das Schauspiel höheren Stils) vorzüglichere Personen darzustellen bezweckt.
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p2b_413.022 Für unsere Einteilung und Benennung der verschiedenen Arten des Drama p2b_413.023 ist die Art und Weise, wie dasselbe schließt, maßgebend. Die höchste Form p2b_413.024 des Drama, die Tragödie oder das tragische Drama, hat unglücklichen Ausgang p2b_413.025 (Untergang, Tod des Helden). Die Uhr ist bei dem Helden abgelaufen, p2b_413.026 und bleibt stehen.
p2b_413.027 Dem tragischen Drama steht das Drama mit glücklichem Ausgang gegenüber, p2b_413.028 sowie das edle Lustspiel (Komödie) mit seiner Unterart, der Posse &c.
p2b_413.029 Ein Drama, welches trotz seines ernsten Gehalts glücklichen Ausgang p2b_413.030 nimmt, ohne dabei die Heiterkeit des Lustspiels zu teilen, heißt Schauspiel.
p2b_413.031 Das Schauspiel liegt also zwischen Tragödie und Komödie in der Mitte.
p2b_413.032 Eine eigene Art von Drama bildet das sogenannte dramatische Gedicht.p2b_413.033 Es ist wegen Mangels an Handlung wenig für die Aufführung geeignet p2b_413.034 und kann daher als Buchdrama bezeichnet werden. Wir führen es zuerst vor.
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§ 154. Das dramatische Gedicht.
p2b_413.036 1. Dramatisches Gedicht nennt man jenes Drama, welches seine p2b_413.037 Darstellung mehr erzählend als handelnd ausbreitet, welches mehr p2b_413.038 innere Empfindungen und bereits geschehene Fakta schildert und im p2b_413.039 Dialog mitteilt, als wahrhafte Thaten in unmittelbarer Präsenz vor
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Wir teilen die eigentlichen Dramen ein in solche, welche sich p2b_413.004
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ihre lebensvolle Handlung theatralisch wirksame Dramen. Wir handeln p2b_413.007
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1. Dramatisches Gedicht,
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2. Tragödie,
p2b_413.010
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p2b_413.011
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Aristoteles (II. Kap. seiner Poetik) nennt als Charaktere der handelnden p2b_413.014
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Tragödie liegt ihm darin, daß die Komödie niedrigere, dagegen die Tragödie p2b_413.020
(oder das Schauspiel höheren Stils) vorzüglichere Personen darzustellen bezweckt.
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Für unsere Einteilung und Benennung der verschiedenen Arten des Drama p2b_413.023
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Dem tragischen Drama steht das Drama mit glücklichem Ausgang gegenüber, p2b_413.028
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Ein Drama, welches trotz seines ernsten Gehalts glücklichen Ausgang p2b_413.030
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p2b_413.031
Das Schauspiel liegt also zwischen Tragödie und Komödie in der Mitte.
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Eine eigene Art von Drama bildet das sogenannte dramatische Gedicht. p2b_413.033
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und kann daher als Buchdrama bezeichnet werden. Wir führen es zuerst vor.
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§ 154. Das dramatische Gedicht. p2b_413.036
1. Dramatisches Gedicht nennt man jenes Drama, welches seine p2b_413.037
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/435>, abgerufen am 23.11.2024.
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