Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_338.001 p2b_338.006 p2b_338.009 p2b_338.017 4. Gsg. Ein schlanker Viertelsmeister, ein Mann von Ansehn dort, p2b_338.019 Ein weit und breit gereister, hat justament das Wort. p2b_338.020 "Mir, Männer, dürft' Jhr glauben, in der Menagerie p2b_338.021 Zu Basel sah ich's selber, es war dasselbe Vieh. p2b_338.022 's ist ein geschor'ner Löwe, und weiter ist es nichts!" p2b_338.023 "O wehe! weh', ein Löwe!" Der ganze Kriegsrat spricht's. p2b_338.024 "Wer hätt' ihn denn geschoren?" So fragt der Gerber. "Wer? - p2b_338.025 Wo kämen denn die Ohren, die ungeheuern, her?" - u. s. w. p2b_338.026 Doch wie zu allen Zeiten der erste Mann der Stadt p2b_338.027 Bei den Begebenheiten der Welt die Zügel hat, p2b_338.028 So nahm der Bürgermeister die Zügel jetzt zur Hand, p2b_338.029 Die aufgeregten Geister anführend mit Verstand. u. s. w. p2b_338.030 Kein Bär, kein Leu, kein Drache! Seht hin es ist ein Has, p2b_338.031 Jst aller Hasen Mutter, der Urhas! Das ist das. p2b_338.032 Der Kinder Tod zu rächen bis in das vierte Glied p2b_338.033 An uns und an den Unsern, das ist das End vom Lied! p2b_338.034 Das Tier, wie es unbändig jetzt wütet und krawallt, p2b_338.035 Entlassen wir's lebendig, denkt, wir beklagen's bald! p2b_338.036 Es streut die Haseneier zu Millionen aus p2b_338.037 Und treibt mit unsern Kindern uns noch von Hof und Haus. p2b_338.038 Drum auf mit Mut und Wehre! Jch, Kinder, führ Euch an! p2b_338.039 Mein Vetter Grobschmied, sei du der linke Flügelmann, p2b_338.040 Und du stehst auf der Rechten, mein Vetter Gerber! Auf, p2b_338.041 Für Weib und Kind zu fechten, ist Heldenlebenslauf! u. s. f. p2b_338.042 S. 86. Da rief: "Jhr Herr'n Franzosen!" der Paddy auf einmal, p2b_338.044
"Seht Jhr die roten Hosen zu tausenden im Thal? p2b_338.045 Sie marschieren ohne Gewehre, Musik und Fahnen dahin, p2b_338.046 Sieg krönte Eure Heere! Sie gehn spazieren nach Berlin!" &c. p2b_338.001 p2b_338.006 p2b_338.009 p2b_338.017 4. Gsg. Ein schlanker Viertelsmeister, ein Mann von Ansehn dort, p2b_338.019 Ein weit und breit gereister, hat justament das Wort. p2b_338.020 „Mir, Männer, dürft' Jhr glauben, in der Menagerie p2b_338.021 Zu Basel sah ich's selber, es war dasselbe Vieh. p2b_338.022 's ist ein geschor'ner Löwe, und weiter ist es nichts!“ p2b_338.023 „O wehe! weh', ein Löwe!“ Der ganze Kriegsrat spricht's. p2b_338.024 „Wer hätt' ihn denn geschoren?“ So fragt der Gerber. „Wer? ─ p2b_338.025 Wo kämen denn die Ohren, die ungeheuern, her?“ ─ u. s. w. p2b_338.026 Doch wie zu allen Zeiten der erste Mann der Stadt p2b_338.027 Bei den Begebenheiten der Welt die Zügel hat, p2b_338.028 So nahm der Bürgermeister die Zügel jetzt zur Hand, p2b_338.029 Die aufgeregten Geister anführend mit Verstand. u. s. w. p2b_338.030 Kein Bär, kein Leu, kein Drache! Seht hin es ist ein Has, p2b_338.031 Jst aller Hasen Mutter, der Urhas! Das ist das. p2b_338.032 Der Kinder Tod zu rächen bis in das vierte Glied p2b_338.033 An uns und an den Unsern, das ist das End vom Lied! p2b_338.034 Das Tier, wie es unbändig jetzt wütet und krawallt, p2b_338.035 Entlassen wir's lebendig, denkt, wir beklagen's bald! p2b_338.036 Es streut die Haseneier zu Millionen aus p2b_338.037 Und treibt mit unsern Kindern uns noch von Hof und Haus. p2b_338.038 Drum auf mit Mut und Wehre! Jch, Kinder, führ Euch an! p2b_338.039 Mein Vetter Grobschmied, sei du der linke Flügelmann, p2b_338.040 Und du stehst auf der Rechten, mein Vetter Gerber! Auf, p2b_338.041 Für Weib und Kind zu fechten, ist Heldenlebenslauf! u. s. f. p2b_338.042 S. 86. Da rief: „Jhr Herr'n Franzosen!“ der Paddy auf einmal, p2b_338.044
„Seht Jhr die roten Hosen zu tausenden im Thal? p2b_338.045 Sie marschieren ohne Gewehre, Musik und Fahnen dahin, p2b_338.046 Sieg krönte Eure Heere! Sie gehn spazieren nach Berlin!“ &c. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0360" n="338"/><lb n="p2b_338.001"/> Festschmaus erscheint der Krämer. Er fordert Ersatz und wird dafür gar übel <lb n="p2b_338.002"/> zugerichtet. Das Fell des Esels lag lange im Bürgler Rathaus. Dann <lb n="p2b_338.003"/> spannte man es auf eine Trommel und zog, auf demselben Wirbel schlagend, <lb n="p2b_338.004"/> nach Schleswig. 1870/71 leitete diese Bürgler Jagd-Trophäe die Deutschen <lb n="p2b_338.005"/> auch mit nach Paris.</p> <p><lb n="p2b_338.006"/> Ein zweites „fröhliches Heldengedicht“ Fr. Hofmanns ist sein <lb n="p2b_338.007"/> glänzend ausgestatteter „<hi rendition="#g">Geisterspuk auf der Veste Koburg</hi>“. <lb n="p2b_338.008"/> (Reich illustriert vom Grafen A. Mensdorff-Pouilly und Sundblad.)</p> <p><lb n="p2b_338.009"/> Dasselbe schildert in „15 Stücklein“ das lustige und patriotische Umgehen <lb n="p2b_338.010"/> der Geister auf der alten Frankenburg, wo neben einem englischen Lord, <lb n="p2b_338.011"/> seinem irischen Diener, einem spanischen Granden und einem verwunschenen <lb n="p2b_338.012"/> Mönch auch Kaiser Ferdinand <hi rendition="#aq">II</hi>., Gustav Adolf, Wallenstein, Tilly, die Reformatoren, <lb n="p2b_338.013"/> Käthchen Luther, der Ritter Rauber, Herzog Joh. Casimir, Christian <hi rendition="#aq">VIII</hi>. <lb n="p2b_338.014"/> von Dänemark, Fr. Rückert, viele Götter und Göttinnen der Mythologie, Knappen, <lb n="p2b_338.015"/> Volk und sogar drei französische Kanonenseelen bis zur großen versöhnenden <lb n="p2b_338.016"/> Reichsnacht der Geister mit umgehen.</p> <p> <lb n="p2b_338.017"/> <hi rendition="#g">Probe aus der Eselsjagd, von Fritz Hofmann.</hi> </p> <lb n="p2b_338.018"/> <p rendition="#left">4. Gsg.</p> <lg> <l> Ein schlanker Viertelsmeister, ein Mann von Ansehn dort,</l> <lb n="p2b_338.019"/> <l>Ein weit und breit gereister, hat justament das Wort.</l> <lb n="p2b_338.020"/> <l>„Mir, Männer, dürft' Jhr glauben, in der Menagerie</l> <lb n="p2b_338.021"/> <l>Zu Basel sah ich's selber, es war dasselbe Vieh. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_338.022"/> <l> 's ist ein geschor'ner Löwe, und weiter ist es nichts!“</l> <lb n="p2b_338.023"/> <l>„O wehe! weh', ein Löwe!“ Der ganze Kriegsrat spricht's.</l> <lb n="p2b_338.024"/> <l>„Wer hätt' ihn denn geschoren?“ So fragt der Gerber. „Wer? ─</l> <lb n="p2b_338.025"/> <l>Wo kämen denn die Ohren, die ungeheuern, her?“ ─ u. s. w. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_338.026"/> <l> Doch wie zu allen Zeiten der erste Mann der Stadt</l> <lb n="p2b_338.027"/> <l>Bei den Begebenheiten der Welt die Zügel hat,</l> <lb n="p2b_338.028"/> <l>So nahm der Bürgermeister die Zügel jetzt zur Hand,</l> <lb n="p2b_338.029"/> <l>Die aufgeregten Geister anführend mit Verstand. u. s. w. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_338.030"/> <l> Kein Bär, kein Leu, kein Drache! Seht hin es ist ein Has,</l> <lb n="p2b_338.031"/> <l>Jst aller Hasen Mutter, der Urhas! <hi rendition="#g">Das</hi> ist das.</l> <lb n="p2b_338.032"/> <l>Der Kinder Tod zu rächen bis in das vierte Glied</l> <lb n="p2b_338.033"/> <l>An uns und an den Unsern, das ist das End vom Lied! </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_338.034"/> <l> Das Tier, wie es unbändig jetzt wütet und krawallt,</l> <lb n="p2b_338.035"/> <l>Entlassen wir's lebendig, denkt, wir beklagen's bald!</l> <lb n="p2b_338.036"/> <l>Es streut die Haseneier zu Millionen aus</l> <lb n="p2b_338.037"/> <l>Und treibt mit unsern Kindern uns noch von Hof und Haus. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_338.038"/> <l> Drum auf mit Mut und Wehre! Jch, Kinder, führ Euch an!</l> <lb n="p2b_338.039"/> <l>Mein Vetter Grobschmied, sei du der linke Flügelmann,</l> <lb n="p2b_338.040"/> <l>Und du stehst auf der Rechten, mein Vetter Gerber! Auf,</l> <lb n="p2b_338.041"/> <l>Für Weib und Kind zu fechten, ist Heldenlebenslauf! u. s. f.</l> </lg> <p> <lb n="p2b_338.042"/> <hi rendition="#g">Probe aus dem Geisterspuk, von Fritz Hofmann.</hi> </p> <lb n="p2b_338.043"/> <p rendition="#left">S. 86.</p> <lg> <l>Da rief: „Jhr Herr'n Franzosen!“ der Paddy auf einmal,</l> <lb n="p2b_338.044"/> <l>„Seht Jhr die roten Hosen zu tausenden im Thal?</l> <lb n="p2b_338.045"/> <l>Sie marschieren ohne Gewehre, Musik und Fahnen dahin,</l> <lb n="p2b_338.046"/> <l>Sieg krönte Eure Heere! <hi rendition="#g">Sie gehn spazieren nach Berlin!</hi>“ &c.</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [338/0360]
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Festschmaus erscheint der Krämer. Er fordert Ersatz und wird dafür gar übel p2b_338.002
zugerichtet. Das Fell des Esels lag lange im Bürgler Rathaus. Dann p2b_338.003
spannte man es auf eine Trommel und zog, auf demselben Wirbel schlagend, p2b_338.004
nach Schleswig. 1870/71 leitete diese Bürgler Jagd-Trophäe die Deutschen p2b_338.005
auch mit nach Paris.
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Ein zweites „fröhliches Heldengedicht“ Fr. Hofmanns ist sein p2b_338.007
glänzend ausgestatteter „Geisterspuk auf der Veste Koburg“. p2b_338.008
(Reich illustriert vom Grafen A. Mensdorff-Pouilly und Sundblad.)
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Dasselbe schildert in „15 Stücklein“ das lustige und patriotische Umgehen p2b_338.010
der Geister auf der alten Frankenburg, wo neben einem englischen Lord, p2b_338.011
seinem irischen Diener, einem spanischen Granden und einem verwunschenen p2b_338.012
Mönch auch Kaiser Ferdinand II., Gustav Adolf, Wallenstein, Tilly, die Reformatoren, p2b_338.013
Käthchen Luther, der Ritter Rauber, Herzog Joh. Casimir, Christian VIII. p2b_338.014
von Dänemark, Fr. Rückert, viele Götter und Göttinnen der Mythologie, Knappen, p2b_338.015
Volk und sogar drei französische Kanonenseelen bis zur großen versöhnenden p2b_338.016
Reichsnacht der Geister mit umgehen.
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Probe aus der Eselsjagd, von Fritz Hofmann.
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4. Gsg.
Ein schlanker Viertelsmeister, ein Mann von Ansehn dort, p2b_338.019
Ein weit und breit gereister, hat justament das Wort. p2b_338.020
„Mir, Männer, dürft' Jhr glauben, in der Menagerie p2b_338.021
Zu Basel sah ich's selber, es war dasselbe Vieh.
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's ist ein geschor'ner Löwe, und weiter ist es nichts!“ p2b_338.023
„O wehe! weh', ein Löwe!“ Der ganze Kriegsrat spricht's. p2b_338.024
„Wer hätt' ihn denn geschoren?“ So fragt der Gerber. „Wer? ─ p2b_338.025
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Doch wie zu allen Zeiten der erste Mann der Stadt p2b_338.027
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So nahm der Bürgermeister die Zügel jetzt zur Hand, p2b_338.029
Die aufgeregten Geister anführend mit Verstand. u. s. w.
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Kein Bär, kein Leu, kein Drache! Seht hin es ist ein Has, p2b_338.031
Jst aller Hasen Mutter, der Urhas! Das ist das. p2b_338.032
Der Kinder Tod zu rächen bis in das vierte Glied p2b_338.033
An uns und an den Unsern, das ist das End vom Lied!
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Das Tier, wie es unbändig jetzt wütet und krawallt, p2b_338.035
Entlassen wir's lebendig, denkt, wir beklagen's bald! p2b_338.036
Es streut die Haseneier zu Millionen aus p2b_338.037
Und treibt mit unsern Kindern uns noch von Hof und Haus.
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Drum auf mit Mut und Wehre! Jch, Kinder, führ Euch an! p2b_338.039
Mein Vetter Grobschmied, sei du der linke Flügelmann, p2b_338.040
Und du stehst auf der Rechten, mein Vetter Gerber! Auf, p2b_338.041
Für Weib und Kind zu fechten, ist Heldenlebenslauf! u. s. f.
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Probe aus dem Geisterspuk, von Fritz Hofmann.
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S. 86.
Da rief: „Jhr Herr'n Franzosen!“ der Paddy auf einmal, p2b_338.044
„Seht Jhr die roten Hosen zu tausenden im Thal? p2b_338.045
Sie marschieren ohne Gewehre, Musik und Fahnen dahin, p2b_338.046
Sieg krönte Eure Heere! Sie gehn spazieren nach Berlin!“ &c.
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/360>, abgerufen am 16.07.2024. |