Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_185.001 Von allen Lippen erschallet dein Ruhm, p2b_185.002 (Lösung: Flügel.) p2b_185.009Gerettet sind Bürger und Eigentum. p2b_185.003 Aber wenn in stillen Harmonieen, p2b_185.004 Sanft von schöner Hand berührt, p2b_185.005 Süße Töne dir entfliehen, p2b_185.006 Wird das Herz von Lust entführt; p2b_185.007 Ja, du wandelst um und um p2b_185.008 Unser Leben zum Elysium. (E. A. W. v. Kyaw.) p2b_185.010 p2b_185.011 p2b_185.012 p2b_185.013 p2b_185.014 p2b_185.015 p2b_185.016 II. Lehrgedichte mit besonderer Tendenz. p2b_185.018§ 85. Satire. p2b_185.019 p2b_185.020 p2b_185.025 p2b_185.027 p2b_185.029 p2b_185.030 p2b_185.033 p2b_185.001 Von allen Lippen erschallet dein Ruhm, p2b_185.002 (Lösung: Flügel.) p2b_185.009Gerettet sind Bürger und Eigentum. p2b_185.003 Aber wenn in stillen Harmonieen, p2b_185.004 Sanft von schöner Hand berührt, p2b_185.005 Süße Töne dir entfliehen, p2b_185.006 Wird das Herz von Lust entführt; p2b_185.007 Ja, du wandelst um und um p2b_185.008 Unser Leben zum Elysium. (E. A. W. v. Kyaw.) p2b_185.010 p2b_185.011 p2b_185.012 p2b_185.013 p2b_185.014 p2b_185.015 p2b_185.016 II. Lehrgedichte mit besonderer Tendenz. p2b_185.018§ 85. Satire. p2b_185.019 p2b_185.020 p2b_185.025 p2b_185.027 p2b_185.029 p2b_185.030 p2b_185.033 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0207" n="185"/><lb n="p2b_185.001"/><lg><l>Von allen Lippen erschallet dein Ruhm,</l><lb n="p2b_185.002"/><l>Gerettet sind Bürger und Eigentum.</l><lb n="p2b_185.003"/><l>Aber wenn in stillen Harmonieen,</l><lb n="p2b_185.004"/><l>Sanft von schöner Hand berührt,</l><lb n="p2b_185.005"/><l>Süße Töne dir entfliehen,</l><lb n="p2b_185.006"/><l>Wird das Herz von Lust entführt;</l><lb n="p2b_185.007"/><l>Ja, du wandelst um und um</l><lb n="p2b_185.008"/><l>Unser Leben zum Elysium.</l></lg> (Lösung: Flügel.) <lb n="p2b_185.009"/> <hi rendition="#right">(E. A. W. v. 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Wir verstehen heutzutage unter Satire diejenige Dichtungsgattung, <lb n="p2b_185.021"/> welche auf launige, witzige, sarkastische, persiflierende Weise <lb n="p2b_185.022"/> Schwächen, Verkehrtheiten, Thorheiten, Fehler und Laster der Menschen <lb n="p2b_185.023"/> lächerlich zu machen sucht, um dadurch zu warnen, zu tadeln, zu bessern, <lb n="p2b_185.024"/> und den Sinn für Höheres, Jdealeres zu pflegen.</p> <p><lb n="p2b_185.025"/> 3. Sie ist somit eine Art lehrhaftes Spottgedicht mit ethischem <lb n="p2b_185.026"/> Ziele.</p> <p><lb n="p2b_185.027"/> 4. Der Satiriker muß über Witz, Laune, Jronie &c. verfügen <lb n="p2b_185.028"/> und mit liebenswürdiger Urbanität ausgerüstet sein.</p> <p><lb n="p2b_185.029"/> 5. Man teilt die Satiren in <hi rendition="#g">ernste</hi> und <hi rendition="#g">lachende</hi> ein.</p> <p><lb n="p2b_185.030"/> 1. Das Wort Satire kommt von <hi rendition="#aq">satura</hi> her, was die Schreibweise desselben <lb n="p2b_185.031"/> bedingt (== <hi rendition="#aq">satira</hi>, ähnlich wie <hi rendition="#aq">optumus, maxumus</hi> zu <hi rendition="#aq">optimus, <lb n="p2b_185.032"/> maximus</hi> &c. wurden).</p> <p><lb n="p2b_185.033"/> Die <hi rendition="#g">altrömische Satire</hi> als älteste Gattung bezeichnete <hi rendition="#g">dem Wortlaut <lb n="p2b_185.034"/> nach</hi> (<hi rendition="#aq">satura sc. lanx</hi> == Fruchtschale, <hi rendition="#aq">tutti frutti</hi>) ein Allerlei, <lb n="p2b_185.035"/> Quodlibet, Potpourri. <hi rendition="#g">Sachlich</hi> war sie eine lustige <hi rendition="#g">dramatische</hi> Aufführung <lb n="p2b_185.036"/> der ländlichen Jugend bei Erntefesten, wobei neckische Lieder, komische Erzählungen, <lb n="p2b_185.037"/> bei mimischem Tanz unter Flötenspiel abwechselnd vorgetragen wurden. Seitdem <lb n="p2b_185.038"/> es in Rom ein stehendes Theater gab (<hi rendition="#aq">a</hi>. 364 v. Chr.), wanderten solche <lb n="p2b_185.039"/> auch auf die Bühne, bis sie zu Nachspielen (<hi rendition="#aq">exodia</hi>) herabsanken. ─ Jn <lb n="p2b_185.040"/> <hi rendition="#g">anderem Sinne</hi> als <hi rendition="#g">Gemengsel</hi> (nämlich von Gedichten in verschiedenen <lb n="p2b_185.041"/> Maßen) schrieb <hi rendition="#g">Ennius</hi> (<hi rendition="#aq">a. 239─169) saturae</hi> mit lehrhaftem Jnhalt, auch <lb n="p2b_185.042"/> mit Fabeln untermischt. Schon früher hatte der Grieche Menippos (ca. 270 <lb n="p2b_185.043"/> v. Chr.) Philosopheme verspottet, und ihn ahmte der gelehrte <hi rendition="#g">Varro</hi> in Rom </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0207]
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Von allen Lippen erschallet dein Ruhm, p2b_185.002
Gerettet sind Bürger und Eigentum. p2b_185.003
Aber wenn in stillen Harmonieen, p2b_185.004
Sanft von schöner Hand berührt, p2b_185.005
Süße Töne dir entfliehen, p2b_185.006
Wird das Herz von Lust entführt; p2b_185.007
Ja, du wandelst um und um p2b_185.008
Unser Leben zum Elysium.
(Lösung: Flügel.) p2b_185.009
(E. A. W. v. Kyaw.)
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Weitere Beispiele der Homonyme:
p2b_185.011
Hauff (Römer).
p2b_185.012
Castelli (Acht).
p2b_185.013
Haug (Modern).
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A. G. Eberhardt (Stern).
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Körner (Werke I. unter Rätselspiele).
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Rückert (in der 35. Makame, sowie Ges. Ausg. Bd. XII. S. 281 ff.) u. a.
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II. Lehrgedichte mit besonderer Tendenz. p2b_185.018
§ 85. Satire. p2b_185.019
1. Die Satire ist altrömischen Ursprungs.
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2. Wir verstehen heutzutage unter Satire diejenige Dichtungsgattung, p2b_185.021
welche auf launige, witzige, sarkastische, persiflierende Weise p2b_185.022
Schwächen, Verkehrtheiten, Thorheiten, Fehler und Laster der Menschen p2b_185.023
lächerlich zu machen sucht, um dadurch zu warnen, zu tadeln, zu bessern, p2b_185.024
und den Sinn für Höheres, Jdealeres zu pflegen.
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3. Sie ist somit eine Art lehrhaftes Spottgedicht mit ethischem p2b_185.026
Ziele.
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4. Der Satiriker muß über Witz, Laune, Jronie &c. verfügen p2b_185.028
und mit liebenswürdiger Urbanität ausgerüstet sein.
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5. Man teilt die Satiren in ernste und lachende ein.
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1. Das Wort Satire kommt von satura her, was die Schreibweise desselben p2b_185.031
bedingt (== satira, ähnlich wie optumus, maxumus zu optimus, p2b_185.032
maximus &c. wurden).
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Die altrömische Satire als älteste Gattung bezeichnete dem Wortlaut p2b_185.034
nach (satura sc. lanx == Fruchtschale, tutti frutti) ein Allerlei, p2b_185.035
Quodlibet, Potpourri. Sachlich war sie eine lustige dramatische Aufführung p2b_185.036
der ländlichen Jugend bei Erntefesten, wobei neckische Lieder, komische Erzählungen, p2b_185.037
bei mimischem Tanz unter Flötenspiel abwechselnd vorgetragen wurden. Seitdem p2b_185.038
es in Rom ein stehendes Theater gab (a. 364 v. Chr.), wanderten solche p2b_185.039
auch auf die Bühne, bis sie zu Nachspielen (exodia) herabsanken. ─ Jn p2b_185.040
anderem Sinne als Gemengsel (nämlich von Gedichten in verschiedenen p2b_185.041
Maßen) schrieb Ennius (a. 239─169) saturae mit lehrhaftem Jnhalt, auch p2b_185.042
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v. Chr.) Philosopheme verspottet, und ihn ahmte der gelehrte Varro in Rom
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