Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_160.001 p2b_160.113[Beginn Spaltensatz]
I. Symbolische Didaktik. p2b_160.002 I. Symbolische Didaktik. p2b_160.114§ 79. Fabel. p2b_160.115 p2b_160.124 p2b_160.126 p2b_160.128 p2b_160.130 p2b_160.131 p2b_160.132 p2b_160.134 p2b_160.135 p2b_160.137 p2b_160.142 p2b_160.001 p2b_160.113[Beginn Spaltensatz]
I. Symbolische Didaktik. p2b_160.002 I. Symbolische Didaktik. p2b_160.114§ 79. Fabel. p2b_160.115 p2b_160.124 p2b_160.126 p2b_160.128 p2b_160.130 p2b_160.131 p2b_160.132 p2b_160.134 p2b_160.135 p2b_160.137 p2b_160.142 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0182" n="160"/> <lb n="p2b_160.001"/> <p><cb type="start"/><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">I</hi>. Symbolische Didaktik.</hi><lb n="p2b_160.002"/> 1. Fabel. <lb n="p2b_160.003"/> 2. Parabel, Paramythie. <lb n="p2b_160.004"/> 3. Sinnbild. <lb n="p2b_160.005"/> 4. Allegorie. <lb n="p2b_160.006"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">a</hi>. Allegorie. <lb n="p2b_160.007"/><hi rendition="#aq">b</hi>. Rätsel.</hi><cb/> <lb n="p2b_160.101"/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">II</hi>. Didaktik mit besonderer <lb n="p2b_160.102"/> Tendenz.</hi> <lb n="p2b_160.103"/> 1. Satire. <lb n="p2b_160.104"/> 2. Travestie und Parodie. <lb n="p2b_160.105"/> 3. Humoristische Dichtungen.<cb/> <lb n="p2b_160.106"/> <lb n="p2b_160.101"/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">III</hi>. Eigentliche Didaktik.</hi> <lb n="p2b_160.102"/> 1. Jdeale Gedankenlyrik. <lb n="p2b_160.103"/> 2. Kulturhistorisches Gedicht. <lb n="p2b_160.104"/> <lb n="p2b_160.105"/> 3. Epigramm. <lb n="p2b_160.106"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">a</hi>. Sinngedicht. <lb n="p2b_160.107"/><hi rendition="#aq">b</hi>. Gnome, Spruch.</hi> <lb n="p2b_160.108"/> 4. Poetische Epistel, <lb n="p2b_160.109"/> Heroide. <lb n="p2b_160.110"/> 5. Kurze lyrisch=didaktische <lb n="p2b_160.111"/> Formen. <lb n="p2b_160.112"/> 6. Wirkliches Lehrgedicht.<cb type="end"/> </p> </div> <lb n="p2b_160.113"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">I</hi>. Symbolische Didaktik.</hi> </head> <lb n="p2b_160.114"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 79. Fabel.</hi> </head> <p><lb n="p2b_160.115"/> 1. Eine kurze, einfache, erdichtete Erzählung, welche der Sprache <lb n="p2b_160.116"/> unfähige Geschöpfe, oder auch leblose Gegenstände sprechend und handelnd <lb n="p2b_160.117"/> einführt, um in belehrender Absicht dem Menschen sein eigenes <lb n="p2b_160.118"/> Bild vorzuhalten, oder einen Erfahrungssatz aus dem Gebiet der Sittlichkeit <lb n="p2b_160.119"/> zu versinnlichen, heißt Fabel (griech. <foreign xml:lang="grc">αἶνος</foreign> == Spruch ─ verwandt <lb n="p2b_160.120"/> mit <hi rendition="#aq">aio</hi>? ─; lat. <hi rendition="#aq">fabula</hi> von <hi rendition="#aq">fari</hi> == sagen). Jhre Lehre (<hi rendition="#aq">didaxis</hi>) <lb n="p2b_160.121"/> bezieht sich lediglich auf einfache moralische Wahrheiten, auf Verhaltungs=, <lb n="p2b_160.122"/> Klugheits- und praktische Lebensregeln, weniger auf tiefe Wahrheiten.</p> <lb n="p2b_160.123"/> <p><lb n="p2b_160.124"/> 2. Die Fabel verlangt Einfachheit, Kürze, Kindlichkeit, und Beachtung <lb n="p2b_160.125"/> des Charakters ihres Objekts.</p> <p><lb n="p2b_160.126"/> 3. Sie ist gleich der Mythe eine der ältesten Gattungen der <lb n="p2b_160.127"/> Poesie. Der Vater der Fabel ist Äsop.</p> <p><lb n="p2b_160.128"/> 4. Jm Mittelalter hieß bei uns die Fabel auch <hi rendition="#aq">Bîspël</hi>, von <hi rendition="#aq">bî</hi> <lb n="p2b_160.129"/> bei und <hi rendition="#aq">spël</hi> Rede, Erzählung (gleichsam <foreign xml:lang="grc">παραμυθία</foreign>).</p> <p><lb n="p2b_160.130"/> 5. Lessing bildet in der Geschichte der Fabel eine Epoche.</p> <p><lb n="p2b_160.131"/> 6. Fröhlich brachte ein lyrisches Motiv in die Fabel.</p> <p><lb n="p2b_160.132"/> 7. Das deutsche Sprichwort ist teilweise das übriggebliebene <lb n="p2b_160.133"/> Epimythium (Lehre, Nutzanwendung) untergegangener Fabeln.</p> <p><lb n="p2b_160.134"/> 8. Die metrische Form ist vorzuziehen.</p> <p><lb n="p2b_160.135"/> 9. Das Einteilungsprinzip ist ein mannigfaches. Gewöhnlich <lb n="p2b_160.136"/> unterscheidet man ernste und humoristische Fabeln.</p> <p><lb n="p2b_160.137"/> 1. Lessing definiert den Begriff der Fabel folgendermaßen: „Wenn wir <lb n="p2b_160.138"/> einen allgemeinen moralischen Satz auf einen besondern Fall zurückführen, <lb n="p2b_160.139"/> diesem besondern Falle die Wirklichkeit erteilen, und eine Geschichte daraus <lb n="p2b_160.140"/> dichten, in welcher man den allgemeinen Satz anschauend erkennt: so heißt <lb n="p2b_160.141"/> diese Erdichtung eine Fabel.“</p> <p><lb n="p2b_160.142"/> Vischer sagt: „Die Fabel ist im besten Sinn ein Stück Bauernpoesie. <lb n="p2b_160.143"/> Die Bauernklugheit entnimmt aber praktische Sätze, Regeln des Lebensverstandes </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0182]
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I. Symbolische Didaktik. p2b_160.002
1. Fabel. p2b_160.003
2. Parabel, Paramythie. p2b_160.004
3. Sinnbild. p2b_160.005
4. Allegorie. p2b_160.006
a. Allegorie. p2b_160.007
b. Rätsel.
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II. Didaktik mit besonderer p2b_160.102
Tendenz. p2b_160.103
1. Satire. p2b_160.104
2. Travestie und Parodie. p2b_160.105
3. Humoristische Dichtungen.
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III. Eigentliche Didaktik. p2b_160.102
1. Jdeale Gedankenlyrik. p2b_160.103
2. Kulturhistorisches Gedicht. p2b_160.104
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3. Epigramm. p2b_160.106
a. Sinngedicht. p2b_160.107
b. Gnome, Spruch. p2b_160.108
4. Poetische Epistel, p2b_160.109
Heroide. p2b_160.110
5. Kurze lyrisch=didaktische p2b_160.111
Formen. p2b_160.112
6. Wirkliches Lehrgedicht.
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I. Symbolische Didaktik. p2b_160.114
§ 79. Fabel. p2b_160.115
1. Eine kurze, einfache, erdichtete Erzählung, welche der Sprache p2b_160.116
unfähige Geschöpfe, oder auch leblose Gegenstände sprechend und handelnd p2b_160.117
einführt, um in belehrender Absicht dem Menschen sein eigenes p2b_160.118
Bild vorzuhalten, oder einen Erfahrungssatz aus dem Gebiet der Sittlichkeit p2b_160.119
zu versinnlichen, heißt Fabel (griech. αἶνος == Spruch ─ verwandt p2b_160.120
mit aio? ─; lat. fabula von fari == sagen). Jhre Lehre (didaxis) p2b_160.121
bezieht sich lediglich auf einfache moralische Wahrheiten, auf Verhaltungs=, p2b_160.122
Klugheits- und praktische Lebensregeln, weniger auf tiefe Wahrheiten.
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2. Die Fabel verlangt Einfachheit, Kürze, Kindlichkeit, und Beachtung p2b_160.125
des Charakters ihres Objekts.
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3. Sie ist gleich der Mythe eine der ältesten Gattungen der p2b_160.127
Poesie. Der Vater der Fabel ist Äsop.
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4. Jm Mittelalter hieß bei uns die Fabel auch Bîspël, von bî p2b_160.129
bei und spël Rede, Erzählung (gleichsam παραμυθία).
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5. Lessing bildet in der Geschichte der Fabel eine Epoche.
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6. Fröhlich brachte ein lyrisches Motiv in die Fabel.
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7. Das deutsche Sprichwort ist teilweise das übriggebliebene p2b_160.133
Epimythium (Lehre, Nutzanwendung) untergegangener Fabeln.
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8. Die metrische Form ist vorzuziehen.
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9. Das Einteilungsprinzip ist ein mannigfaches. Gewöhnlich p2b_160.136
unterscheidet man ernste und humoristische Fabeln.
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1. Lessing definiert den Begriff der Fabel folgendermaßen: „Wenn wir p2b_160.138
einen allgemeinen moralischen Satz auf einen besondern Fall zurückführen, p2b_160.139
diesem besondern Falle die Wirklichkeit erteilen, und eine Geschichte daraus p2b_160.140
dichten, in welcher man den allgemeinen Satz anschauend erkennt: so heißt p2b_160.141
diese Erdichtung eine Fabel.“
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Vischer sagt: „Die Fabel ist im besten Sinn ein Stück Bauernpoesie. p2b_160.143
Die Bauernklugheit entnimmt aber praktische Sätze, Regeln des Lebensverstandes
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