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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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die sinnig verweilende Elegie reflektierende Überlegung und Betrachtung zuläßt p2b_120.002
und somit an der Grenze zwischen Lyrik und Didaktik steht. Der große überflutende p2b_120.003
Schmerz kann sich in der Elegie, und auch in der Ode ergießen, nimmermehr p2b_120.004
aber im zarten, in Wehmut und einer harmonischen Herzensstimmung p2b_120.005
gipfelnden, ruhig dahinfließenden, den Schmerz in stiller Klage erklingen lassenden p2b_120.006
elegischen Lied. Die Wehmut an sich gehört nicht unbedingt zum Wesen des p2b_120.007
elegischen Lieds, obwohl dieses eine wehmütige Art der Auffassung sehr begünstigt

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Beispiele des elegischen Liedes.

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a. Die Schiffersfrau von Herm. Lingg.

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Wir sahn dem Schiff am Ufer nach, p2b_120.011
Bis Wind die Segel fingen, p2b_120.012
Bis über die See das Dunkel brach, p2b_120.013
Und die Augen übergingen, p2b_120.014
Dann kehrten wir heim, allein und zerstreut, p2b_120.015
Wir Frauen und Töchter der Schifferleut'.
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Seitdem ist's nun im zweiten Jahr, p2b_120.017
Daß Dich die Wogen treiben, p2b_120.018
Du irrst durch ferne Todesgefahr, p2b_120.019
Und ich muß Witwe bleiben. p2b_120.020
Jch schaukle zu Haus in der Wiege Dein Kind, p2b_120.021
Und Dich, Dich schaukelt der wilde Wind.
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Oft fallen mir alle die Namen bei p2b_120.023
Von Männern, die untergegangen, p2b_120.024
Von denen wir oft am Abend zu zwei p2b_120.025
Die traurigen Lieder sangen. p2b_120.026
Vergessene Menschen in fremder Tracht p2b_120.027
Besuchen mich oft im Traume der Nacht.
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Sie schütteln ihr lang' durchnäßtes Haar, p2b_120.029
Und grüßen, wie fremde Boten, p2b_120.030
Sie reichen einen Ring mir dar p2b_120.031
Und Grüße von dem Toten, p2b_120.032
Von Dir, von Dir - Jch erwach' und wein' p2b_120.033
Und schlafe die Nacht nicht wieder ein.
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Es lechzt vielleicht Dein heißer Mund, p2b_120.035
Und ich kann Dich nicht laben, p2b_120.036
Du liegst vielleicht im Meeresgrund p2b_120.037
Sarglos und unbegraben! p2b_120.038
Ach, daß ich selbst den Trost verlier', p2b_120.039
Jm Frieden einst zu ruhn bei Dir.
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b. Das Bächlein, von Rückert. p2b_120.041

Das Bächlein zieht von dannen, p2b_120.042
Läßt grün den Rand zurück, p2b_120.043
Wie Freuden, die verrannen. p2b_120.044
Doch fühl' ich noch das Glück.

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die sinnig verweilende Elegie reflektierende Überlegung und Betrachtung zuläßt p2b_120.002
und somit an der Grenze zwischen Lyrik und Didaktik steht. Der große überflutende p2b_120.003
Schmerz kann sich in der Elegie, und auch in der Ode ergießen, nimmermehr p2b_120.004
aber im zarten, in Wehmut und einer harmonischen Herzensstimmung p2b_120.005
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elegischen Lied. Die Wehmut an sich gehört nicht unbedingt zum Wesen des p2b_120.007
elegischen Lieds, obwohl dieses eine wehmütige Art der Auffassung sehr begünstigt

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Beispiele des elegischen Liedes.

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a. Die Schiffersfrau von Herm. Lingg.

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Wir sahn dem Schiff am Ufer nach, p2b_120.011
Bis Wind die Segel fingen, p2b_120.012
Bis über die See das Dunkel brach, p2b_120.013
Und die Augen übergingen, p2b_120.014
Dann kehrten wir heim, allein und zerstreut, p2b_120.015
Wir Frauen und Töchter der Schifferleut'.
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/142>, abgerufen am 24.11.2024.