Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

Bild:
<< vorherige Seite
p1b_762.001
Jhr Brüder, jubelt mit hellem Klang, p1b_762.002
Stimmt an den frohen Festgesang, p1b_762.003
Verbannt sei Kummer und Herzeleid, p1b_762.004
Das Lied erschalle weit und breit: p1b_762.005
Johannistag ist kommen!
p1b_762.006
Der Sonne leuchtendes Strahlenkleid, p1b_762.007
Der Erde buntes Brautgeschmeid, p1b_762.008
Der Wiesen saftige Farbenpracht, p1b_762.009
Der Rosen Duft uns heute lacht: p1b_762.010
Johannistag ist kommen!
p1b_762.011
Johannisfeier! Es weicht die Nacht, p1b_762.012
Zum Licht ist rings die Welt erwacht, p1b_762.013
Die Blätter rauschen vom Windeskuß, p1b_762.014
Der Vöglein Lied tönt holden Gruß: p1b_762.015
Johannistag ist kommen!
p1b_762.016
Und Liebe tauschet den Bruderkuß p1b_762.017
Jn frohen Festes Vollgenuß p1b_762.018
Und knüpfet enger das Herzensband; p1b_762.019
Es klingt der Ruf von Land zu Land: p1b_762.020
Johannistag ist kommen!
p1b_762.021
Jhr Brüder, emsig an's Werk die Hand! p1b_762.022
Zum Licht empor den Blick gewandt! p1b_762.023
Mit Weisheit, Stärke und Schönheit baut p1b_762.024
Am Bau der Menschheit! Jubelt laut: p1b_762.025
Johannistag ist kommen!
p1b_762.026
Wer je das ewige Licht geschaut, p1b_762.027
Wem Bruderwirken ist vertraut, p1b_762.028
Ob er durchfurche des Meeres Flut, p1b_762.029
Ob ihn versenge der Sonne Glut: p1b_762.030
Johannistag ist kommen!
p1b_762.031
Wem Hoffnung schwellet den Jugendmut, p1b_762.032
Wer auf dem Schmerzenslager ruht, p1b_762.033
Den Brüdern allen, ob froh, ob bang, p1b_762.034
Erschalle heut der Jubelsang: p1b_762.035
Johannistag ist kommen!

(B. Blancke.)

p1b_762.036
§ 221. Rückblick auf die sämtlichen Strophen.

p1b_762.037
1. Die aus viertaktigen Versen gebildeten Strophen sind in p1b_762.038
unserer Litteratur weitaus überwiegend.

p1b_762.039
2. Jn Hinsicht auf Zeilenlänge sind die kurzen Zeilen bei längeren p1b_762.040
Strophen vorherrschend.

p1b_762.041
3. Die Strophenlänge wird durch Art und Weise der Ausführung p1b_762.042
und durch die Darstellung des Jnhalts diktiert.

p1b_762.043
4. Als Maximum der Strophenlänge erträgt unser Ohr recht p1b_762.044
wohl 12 Langzeilen (vgl. § 209. 27) oder 20 bis 24 Kurzzeilen.

p1b_762.045
5. Die kunstreiche, verständnisvolle Ausführung verleiht der entsprechenden p1b_762.046
Strophenform Bedeutung und Berühmtheit.

p1b_762.001
Jhr Brüder, jubelt mit hellem Klang, p1b_762.002
Stimmt an den frohen Festgesang, p1b_762.003
Verbannt sei Kummer und Herzeleid, p1b_762.004
Das Lied erschalle weit und breit: p1b_762.005
Johannistag ist kommen!
p1b_762.006
Der Sonne leuchtendes Strahlenkleid, p1b_762.007
Der Erde buntes Brautgeschmeid, p1b_762.008
Der Wiesen saftige Farbenpracht, p1b_762.009
Der Rosen Duft uns heute lacht: p1b_762.010
Johannistag ist kommen!
p1b_762.011
Johannisfeier! Es weicht die Nacht, p1b_762.012
Zum Licht ist rings die Welt erwacht, p1b_762.013
Die Blätter rauschen vom Windeskuß, p1b_762.014
Der Vöglein Lied tönt holden Gruß: p1b_762.015
Johannistag ist kommen!
p1b_762.016
Und Liebe tauschet den Bruderkuß p1b_762.017
Jn frohen Festes Vollgenuß p1b_762.018
Und knüpfet enger das Herzensband; p1b_762.019
Es klingt der Ruf von Land zu Land: p1b_762.020
Johannistag ist kommen!
p1b_762.021
Jhr Brüder, emsig an's Werk die Hand! p1b_762.022
Zum Licht empor den Blick gewandt! p1b_762.023
Mit Weisheit, Stärke und Schönheit baut p1b_762.024
Am Bau der Menschheit! Jubelt laut: p1b_762.025
Johannistag ist kommen!
p1b_762.026
Wer je das ewige Licht geschaut, p1b_762.027
Wem Bruderwirken ist vertraut, p1b_762.028
Ob er durchfurche des Meeres Flut, p1b_762.029
Ob ihn versenge der Sonne Glut: p1b_762.030
Johannistag ist kommen!
p1b_762.031
Wem Hoffnung schwellet den Jugendmut, p1b_762.032
Wer auf dem Schmerzenslager ruht, p1b_762.033
Den Brüdern allen, ob froh, ob bang, p1b_762.034
Erschalle heut der Jubelsang: p1b_762.035
Johannistag ist kommen!

(B. Blancke.)

p1b_762.036
§ 221. Rückblick auf die sämtlichen Strophen.

p1b_762.037
1. Die aus viertaktigen Versen gebildeten Strophen sind in p1b_762.038
unserer Litteratur weitaus überwiegend.

p1b_762.039
2. Jn Hinsicht auf Zeilenlänge sind die kurzen Zeilen bei längeren p1b_762.040
Strophen vorherrschend.

p1b_762.041
3. Die Strophenlänge wird durch Art und Weise der Ausführung p1b_762.042
und durch die Darstellung des Jnhalts diktiert.

p1b_762.043
4. Als Maximum der Strophenlänge erträgt unser Ohr recht p1b_762.044
wohl 12 Langzeilen (vgl. § 209. 27) oder 20 bis 24 Kurzzeilen.

p1b_762.045
5. Die kunstreiche, verständnisvolle Ausführung verleiht der entsprechenden p1b_762.046
Strophenform Bedeutung und Berühmtheit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0796" n="762"/>
            <lb n="p1b_762.001"/>
            <lg>
              <l>Jhr Brüder, jubelt mit hellem Klang,</l>
              <lb n="p1b_762.002"/>
              <l>Stimmt an den frohen Festgesang,</l>
              <lb n="p1b_762.003"/>
              <l>Verbannt sei Kummer und Herzeleid,</l>
              <lb n="p1b_762.004"/>
              <l>Das Lied erschalle weit und breit:</l>
              <lb n="p1b_762.005"/>
              <l> Johannistag ist kommen! </l>
            </lg>
            <lg>
              <lb n="p1b_762.006"/>
              <l>Der Sonne leuchtendes Strahlenkleid,</l>
              <lb n="p1b_762.007"/>
              <l>Der Erde buntes Brautgeschmeid,</l>
              <lb n="p1b_762.008"/>
              <l>Der Wiesen saftige Farbenpracht,</l>
              <lb n="p1b_762.009"/>
              <l>Der Rosen Duft uns heute lacht:</l>
              <lb n="p1b_762.010"/>
              <l> Johannistag ist kommen! </l>
            </lg>
            <lg>
              <lb n="p1b_762.011"/>
              <l>Johannisfeier! Es weicht die Nacht,</l>
              <lb n="p1b_762.012"/>
              <l>Zum Licht ist rings die Welt erwacht,</l>
              <lb n="p1b_762.013"/>
              <l>Die Blätter rauschen vom Windeskuß,</l>
              <lb n="p1b_762.014"/>
              <l>Der Vöglein Lied tönt holden Gruß:</l>
              <lb n="p1b_762.015"/>
              <l> Johannistag ist kommen! </l>
            </lg>
            <lg>
              <lb n="p1b_762.016"/>
              <l>Und Liebe tauschet den Bruderkuß</l>
              <lb n="p1b_762.017"/>
              <l>Jn frohen Festes Vollgenuß</l>
              <lb n="p1b_762.018"/>
              <l>Und knüpfet enger das Herzensband;</l>
              <lb n="p1b_762.019"/>
              <l>Es klingt der Ruf von Land zu Land:</l>
              <lb n="p1b_762.020"/>
              <l> Johannistag ist kommen! </l>
            </lg>
            <lg>
              <lb n="p1b_762.021"/>
              <l>Jhr Brüder, emsig an's Werk die Hand!</l>
              <lb n="p1b_762.022"/>
              <l>Zum Licht empor den Blick gewandt!</l>
              <lb n="p1b_762.023"/>
              <l>Mit Weisheit, Stärke und Schönheit baut</l>
              <lb n="p1b_762.024"/>
              <l>Am Bau der Menschheit! Jubelt laut:</l>
              <lb n="p1b_762.025"/>
              <l> Johannistag ist kommen! </l>
            </lg>
            <lg>
              <lb n="p1b_762.026"/>
              <l>Wer je das ewige Licht geschaut,</l>
              <lb n="p1b_762.027"/>
              <l>Wem Bruderwirken ist vertraut,</l>
              <lb n="p1b_762.028"/>
              <l>Ob er durchfurche des Meeres Flut,</l>
              <lb n="p1b_762.029"/>
              <l>Ob ihn versenge der Sonne Glut:</l>
              <lb n="p1b_762.030"/>
              <l> Johannistag ist kommen! </l>
            </lg>
            <lg>
              <lb n="p1b_762.031"/>
              <l>Wem Hoffnung schwellet den Jugendmut,</l>
              <lb n="p1b_762.032"/>
              <l>Wer auf dem Schmerzenslager ruht,</l>
              <lb n="p1b_762.033"/>
              <l>Den Brüdern allen, ob froh, ob bang,</l>
              <lb n="p1b_762.034"/>
              <l>Erschalle heut der Jubelsang:</l>
              <lb n="p1b_762.035"/>
              <l> Johannistag ist kommen!</l>
            </lg>
            <p> <hi rendition="#right">(B. Blancke.)</hi> </p>
          </div>
          <div n="3">
            <lb n="p1b_762.036"/>
            <head> <hi rendition="#c">§ 221. Rückblick auf die sämtlichen Strophen.</hi> </head>
            <p><lb n="p1b_762.037"/>
1. Die aus viertaktigen Versen gebildeten Strophen sind in <lb n="p1b_762.038"/>
unserer Litteratur weitaus überwiegend.</p>
            <p><lb n="p1b_762.039"/>
2. Jn Hinsicht auf Zeilenlänge sind die kurzen Zeilen bei längeren <lb n="p1b_762.040"/>
Strophen vorherrschend.</p>
            <p><lb n="p1b_762.041"/>
3. Die Strophenlänge wird durch Art und Weise der Ausführung <lb n="p1b_762.042"/>
und durch die Darstellung des Jnhalts diktiert.</p>
            <p><lb n="p1b_762.043"/>
4. Als Maximum der Strophenlänge erträgt unser Ohr recht <lb n="p1b_762.044"/>
wohl 12 Langzeilen (vgl. § 209. 27) oder 20 bis 24 Kurzzeilen.</p>
            <p><lb n="p1b_762.045"/>
5. Die kunstreiche, verständnisvolle Ausführung verleiht der entsprechenden <lb n="p1b_762.046"/>
Strophenform Bedeutung und Berühmtheit.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[762/0796] p1b_762.001 Jhr Brüder, jubelt mit hellem Klang, p1b_762.002 Stimmt an den frohen Festgesang, p1b_762.003 Verbannt sei Kummer und Herzeleid, p1b_762.004 Das Lied erschalle weit und breit: p1b_762.005 Johannistag ist kommen! p1b_762.006 Der Sonne leuchtendes Strahlenkleid, p1b_762.007 Der Erde buntes Brautgeschmeid, p1b_762.008 Der Wiesen saftige Farbenpracht, p1b_762.009 Der Rosen Duft uns heute lacht: p1b_762.010 Johannistag ist kommen! p1b_762.011 Johannisfeier! Es weicht die Nacht, p1b_762.012 Zum Licht ist rings die Welt erwacht, p1b_762.013 Die Blätter rauschen vom Windeskuß, p1b_762.014 Der Vöglein Lied tönt holden Gruß: p1b_762.015 Johannistag ist kommen! p1b_762.016 Und Liebe tauschet den Bruderkuß p1b_762.017 Jn frohen Festes Vollgenuß p1b_762.018 Und knüpfet enger das Herzensband; p1b_762.019 Es klingt der Ruf von Land zu Land: p1b_762.020 Johannistag ist kommen! p1b_762.021 Jhr Brüder, emsig an's Werk die Hand! p1b_762.022 Zum Licht empor den Blick gewandt! p1b_762.023 Mit Weisheit, Stärke und Schönheit baut p1b_762.024 Am Bau der Menschheit! Jubelt laut: p1b_762.025 Johannistag ist kommen! p1b_762.026 Wer je das ewige Licht geschaut, p1b_762.027 Wem Bruderwirken ist vertraut, p1b_762.028 Ob er durchfurche des Meeres Flut, p1b_762.029 Ob ihn versenge der Sonne Glut: p1b_762.030 Johannistag ist kommen! p1b_762.031 Wem Hoffnung schwellet den Jugendmut, p1b_762.032 Wer auf dem Schmerzenslager ruht, p1b_762.033 Den Brüdern allen, ob froh, ob bang, p1b_762.034 Erschalle heut der Jubelsang: p1b_762.035 Johannistag ist kommen! (B. Blancke.) p1b_762.036 § 221. Rückblick auf die sämtlichen Strophen. p1b_762.037 1. Die aus viertaktigen Versen gebildeten Strophen sind in p1b_762.038 unserer Litteratur weitaus überwiegend. p1b_762.039 2. Jn Hinsicht auf Zeilenlänge sind die kurzen Zeilen bei längeren p1b_762.040 Strophen vorherrschend. p1b_762.041 3. Die Strophenlänge wird durch Art und Weise der Ausführung p1b_762.042 und durch die Darstellung des Jnhalts diktiert. p1b_762.043 4. Als Maximum der Strophenlänge erträgt unser Ohr recht p1b_762.044 wohl 12 Langzeilen (vgl. § 209. 27) oder 20 bis 24 Kurzzeilen. p1b_762.045 5. Die kunstreiche, verständnisvolle Ausführung verleiht der entsprechenden p1b_762.046 Strophenform Bedeutung und Berühmtheit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/796
Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/796>, abgerufen am 22.11.2024.