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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Ungefroren ist die Erde, p1b_637.002
Daß zu meiner Kinder Grüften p1b_637.003
Leichter sie erwühlet werde. &c.
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(Rückert, Kindertotenlieder 181.)

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4. a b a, d e d, g f g. &c. (Falsche Terzine.)

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Diese falschen Terzinen sind weit bequemer als die echten Terzinen (§ 166), p1b_637.007
weil sie den Mittelreim nicht fortzuführen brauchen. Dafür entbehren sie des p1b_637.008
verbindenden Charakters der Terzine. Julius Mosen hat diese Form im p1b_637.009
Ritter Wahn gewählt.

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Beispiel:

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Jm Dorfe Kolbeck liegt des Schneees Decke, p1b_637.012
Warm auf den Gräbern in des Friedhofs Räumen, p1b_637.013
Daß nicht der Frost die müden Schläfer wecke.
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Schon webt die Dämmrung ihren Flor, die Glocken p1b_637.015
Zum heilgen Weihnachtsfest mit ihren Zungen p1b_637.016
Die frommen Beter zur Kapelle locken.
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(Künzel, Weihnachtsreigen.)

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5. a b c, a b c, a b c. &c.

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Als Beispiel vgl. die in § 139. 5, S. 457 gegebene Probe aus Rückerts p1b_637.020
Kindertotenl. 266.

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6. a b c, d e f.

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Dieses Schema bezeichnet die nicht gereimte dreizeilige Strophe, die im p1b_637.023
früheren lateinischen Hymnengesang aus trochäischen Trimetern bestand. Später p1b_637.024
kürzte man zuweilen die 3. Zeile behufs Erlangung eines strophischen Charakteristikums, p1b_637.025
wodurch sich die Strophe der freieren Odendichtung näherte.

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Beispiele:

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a.

Dünste steigen auf und werden p1b_637.028
Jn den Wolken Blitz und Donner p1b_637.029
Oder Regentropfen.
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Dünste steigen auf und werden p1b_637.031
Jn dem Haupte Zorn und Unmut p1b_637.032
Oder werden Thränen. &c.(Herder, der Himmel.)
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b.

Was fiel, o Jüngling, p1b_637.034
Dein liebend Auge p1b_637.035
Auf mich verwaistes Mägdlein,
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Die ich nicht habe p1b_637.037
Weder Vater noch Mutter, p1b_637.038
Noch irgend einen Verwandten? &c.
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(Litthauisches Volkslied. Aus Rhesas Dainos S. 150.)

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7. a b b, c d d, e f f &c.

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Beispiel:

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Es stehn die Stern' am Himmel, p1b_637.043
Es scheint der Mond so hell, p1b_637.044
Die Toten reiten schnell.
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Als Beispiel vgl. die in § 139. 5, S. 457 gegebene Probe aus Rückerts p1b_637.020
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/671>, abgerufen am 22.11.2024.