Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_635.001 Jnbrünstig suchst du den heiligen Gral p1b_635.002 p1b_635.003Und mußt es verschweigen: Das ist die Qual. (Alexis Aar, der Pilger.) p1b_635.004 § 200. Dreizeilige Strophen. p1b_635.005 Formen der dreizeiligen Strophen. p1b_635.010 p1b_635.011 Tag des Zornes, wann er taget: p1b_635.013 Feuerloh die Zeit zernaget: p1b_635.014 Wie Sibyll mit David saget. p1b_635.015 p1b_635.018Ha! wie wird dann sein ein Beben: p1b_635.016 Wird der Richter sich erheben, p1b_635.017 Allwärts strenges Recht zu geben! &c. (Malebranca's berühmtes lat. Kirchenlied "dies irae" ged. 1278, p1b_635.019 p1b_635.020 p1b_635.026 p1b_635.027 a. Schaut die Mutter voller Schmerzen, p1b_635.029 Wie sie mit zerrißnem Herzen p1b_635.030 Bei dem Kreuz des Sohnes steht! p1b_635.031 p1b_635.034Ach, wie bangt ihr Herz, wie bricht es, p1b_635.032 Da das Schwert des Weltgerichtes p1b_635.033 Tief durch ihre Seele geht! (Das berühmte lat. Kirchenlied stabat mater dolorosa nach der p1b_635.035 b. Noch ahnt man kaum der Sonne Licht, p1b_635.037 Noch sind die Morgenglocken nicht p1b_635.038 Jm finstern Thal erklungen. p1b_635.039 p1b_635.042Wie still des Waldes weiter Raum! p1b_635.040 Die Vöglein zwitschern nur im Traum, p1b_635.041 Kein Sang hat sich erschwungen. &c. (Uhlands Morgenlied.) p1b_635.001 Jnbrünstig suchst du den heiligen Gral p1b_635.002 p1b_635.003Und mußt es verschweigen: Das ist die Qual. (Alexis Aar, der Pilger.) p1b_635.004 § 200. Dreizeilige Strophen. p1b_635.005 Formen der dreizeiligen Strophen. p1b_635.010 p1b_635.011 Tag des Zornes, wann er taget: p1b_635.013 Feuerloh die Zeit zernaget: p1b_635.014 Wie Sibyll mit David saget. p1b_635.015 p1b_635.018Ha! wie wird dann sein ein Beben: p1b_635.016 Wird der Richter sich erheben, p1b_635.017 Allwärts strenges Recht zu geben! &c. (Malebranca's berühmtes lat. Kirchenlied „dies irae“ ged. 1278, p1b_635.019 p1b_635.020 p1b_635.026 p1b_635.027 a. Schaut die Mutter voller Schmerzen, p1b_635.029 Wie sie mit zerrißnem Herzen p1b_635.030 Bei dem Kreuz des Sohnes steht! p1b_635.031 p1b_635.034Ach, wie bangt ihr Herz, wie bricht es, p1b_635.032 Da das Schwert des Weltgerichtes p1b_635.033 Tief durch ihre Seele geht! (Das berühmte lat. Kirchenlied stabat mater dolorosa nach der p1b_635.035 b. Noch ahnt man kaum der Sonne Licht, p1b_635.037 Noch sind die Morgenglocken nicht p1b_635.038 Jm finstern Thal erklungen. p1b_635.039 p1b_635.042Wie still des Waldes weiter Raum! p1b_635.040 Die Vöglein zwitschern nur im Traum, p1b_635.041 Kein Sang hat sich erschwungen. &c. (Uhlands Morgenlied.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0669" n="635"/> <lb n="p1b_635.001"/> <lg> <l>Jnbrünstig suchst du den heiligen Gral</l> <lb n="p1b_635.002"/> <l>Und mußt es verschweigen: Das ist die Qual.</l> </lg> <lb n="p1b_635.003"/> <p> <hi rendition="#right">(Alexis Aar, der Pilger.)</hi> </p> </div> <div n="3"> <lb n="p1b_635.004"/> <head> <hi rendition="#c">§ 200. Dreizeilige Strophen.</hi> </head> <p><lb n="p1b_635.005"/> Jn der mittelhochdeutschen Litteratur fanden die dreizeiligen <lb n="p1b_635.006"/> Strophen ausgedehntere Verwendung als in der neueren. Neben der <lb n="p1b_635.007"/> Terzine und dem Ritornell werden bei uns besonders nachstehende <lb n="p1b_635.008"/> sechs Schemata gepflegt:</p> <lb n="p1b_635.009"/> <p> <hi rendition="#c">Formen der dreizeiligen Strophen.</hi> </p> <p><lb n="p1b_635.010"/> 1. <hi rendition="#aq">a a a, b b b, c c c</hi>. &c.</p> <p> <lb n="p1b_635.011"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_635.012"/> <lg> <l>Tag des Zornes, wann er taget:</l> <lb n="p1b_635.013"/> <l>Feuerloh die Zeit zernaget:</l> <lb n="p1b_635.014"/> <l>Wie Sibyll mit David saget. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_635.015"/> <l>Ha! wie wird dann sein ein Beben:</l> <lb n="p1b_635.016"/> <l>Wird der Richter sich erheben,</l> <lb n="p1b_635.017"/> <l>Allwärts strenges Recht zu geben! &c.</l> </lg> <lb n="p1b_635.018"/> <p> <hi rendition="#right">(Malebranca's berühmtes lat. Kirchenlied „<hi rendition="#aq">dies irae</hi>“ ged. 1278, <lb n="p1b_635.019"/> übers. von Follen.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_635.020"/> Durch den Reim <hi rendition="#aq">a a a</hi> hat Rückert ebenso den Eindruck des Weihevollen <lb n="p1b_635.021"/> wie den des Komischen erreicht. Jch verweise auf Gedichte wie: Dort, wo <lb n="p1b_635.022"/> der Morgenstern; O Freund, mein Schirm; Kindertotenl. 265 und das im <lb n="p1b_635.023"/> § 139. 2 <hi rendition="#aq">C</hi>. gegebene Beispiel &c. Schöne Beispiele dieses Schemas sind <lb n="p1b_635.024"/> noch: Ein Held, von <hi rendition="#g">Wernine Zimmermann,</hi> und: Das verlassene Mädchen <lb n="p1b_635.025"/> von Otto von Leixner.</p> <p><lb n="p1b_635.026"/> 2. <hi rendition="#aq">a a b, c c b, d d b</hi>. &c.</p> <p> <lb n="p1b_635.027"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_635.028"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Schaut die Mutter voller Schmerzen,</l> <lb n="p1b_635.029"/> <l>Wie sie mit zerrißnem Herzen</l> <lb n="p1b_635.030"/> <l>Bei dem Kreuz des Sohnes steht! </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_635.031"/> <l>Ach, wie bangt ihr Herz, wie bricht es,</l> <lb n="p1b_635.032"/> <l>Da das Schwert des Weltgerichtes</l> <lb n="p1b_635.033"/> <l>Tief durch ihre Seele geht!</l> </lg> <lb n="p1b_635.034"/> <p> <hi rendition="#right">(Das berühmte lat. Kirchenlied <hi rendition="#aq">stabat mater dolorosa</hi> nach der <lb n="p1b_635.035"/> Übersetzung des Münchn. Gesangb. 1811.)</hi> </p> <lb n="p1b_635.036"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">b</hi>.</p> <lg> <l>Noch ahnt man kaum der Sonne Licht,</l> <lb n="p1b_635.037"/> <l>Noch sind die Morgenglocken nicht</l> <lb n="p1b_635.038"/> <l>Jm finstern Thal <hi rendition="#g">erklungen.</hi> </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_635.039"/> <l>Wie still des Waldes weiter Raum!</l> <lb n="p1b_635.040"/> <l>Die Vöglein zwitschern nur im Traum,</l> <lb n="p1b_635.041"/> <l>Kein Sang hat sich <hi rendition="#g">erschwungen.</hi> &c.</l> </lg> <lb n="p1b_635.042"/> <p> <hi rendition="#right">(Uhlands Morgenlied.)</hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [635/0669]
p1b_635.001
Jnbrünstig suchst du den heiligen Gral p1b_635.002
Und mußt es verschweigen: Das ist die Qual.
p1b_635.003
(Alexis Aar, der Pilger.)
p1b_635.004
§ 200. Dreizeilige Strophen. p1b_635.005
Jn der mittelhochdeutschen Litteratur fanden die dreizeiligen p1b_635.006
Strophen ausgedehntere Verwendung als in der neueren. Neben der p1b_635.007
Terzine und dem Ritornell werden bei uns besonders nachstehende p1b_635.008
sechs Schemata gepflegt:
p1b_635.009
Formen der dreizeiligen Strophen.
p1b_635.010
1. a a a, b b b, c c c. &c.
p1b_635.011
Beispiel:
p1b_635.012
Tag des Zornes, wann er taget: p1b_635.013
Feuerloh die Zeit zernaget: p1b_635.014
Wie Sibyll mit David saget.
p1b_635.015
Ha! wie wird dann sein ein Beben: p1b_635.016
Wird der Richter sich erheben, p1b_635.017
Allwärts strenges Recht zu geben! &c.
p1b_635.018
(Malebranca's berühmtes lat. Kirchenlied „dies irae“ ged. 1278, p1b_635.019
übers. von Follen.)
p1b_635.020
Durch den Reim a a a hat Rückert ebenso den Eindruck des Weihevollen p1b_635.021
wie den des Komischen erreicht. Jch verweise auf Gedichte wie: Dort, wo p1b_635.022
der Morgenstern; O Freund, mein Schirm; Kindertotenl. 265 und das im p1b_635.023
§ 139. 2 C. gegebene Beispiel &c. Schöne Beispiele dieses Schemas sind p1b_635.024
noch: Ein Held, von Wernine Zimmermann, und: Das verlassene Mädchen p1b_635.025
von Otto von Leixner.
p1b_635.026
2. a a b, c c b, d d b. &c.
p1b_635.027
Beispiele:
p1b_635.028
a.
Schaut die Mutter voller Schmerzen, p1b_635.029
Wie sie mit zerrißnem Herzen p1b_635.030
Bei dem Kreuz des Sohnes steht!
p1b_635.031
Ach, wie bangt ihr Herz, wie bricht es, p1b_635.032
Da das Schwert des Weltgerichtes p1b_635.033
Tief durch ihre Seele geht!
p1b_635.034
(Das berühmte lat. Kirchenlied stabat mater dolorosa nach der p1b_635.035
Übersetzung des Münchn. Gesangb. 1811.)
p1b_635.036
b.
Noch ahnt man kaum der Sonne Licht, p1b_635.037
Noch sind die Morgenglocken nicht p1b_635.038
Jm finstern Thal erklungen.
p1b_635.039
Wie still des Waldes weiter Raum! p1b_635.040
Die Vöglein zwitschern nur im Traum, p1b_635.041
Kein Sang hat sich erschwungen. &c.
p1b_635.042
(Uhlands Morgenlied.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |