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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Tieck - haben durch vorspringende Zeilen die Dreiteiligkeit noch schärfer p1b_616.002
markiert. Nur tritt dadurch für den Unkundigen der Nachteil ein, daß er p1b_616.003
Stollen und Abgesang für 3 Strophen hält.

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Ein Beispiel der Schreibung bei den Minnesingern:

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Gewan ich je deheinen muot, p1b_616.006
der hohe stuont, den han ich noch; p1b_616.007
Min leben dunket mich vil guot p1b_616.008
und ist es niht, so waen' ich's doch. p1b_616.009
Ez tuot mir wol, waz wil ich's mere? p1b_616.010
unt vürhte unrehten spot niht (al) ze sere, p1b_616.011
unt kan wol liden boesen haz: p1b_616.012
solt' ich's also die lenge pflegen, ich gert' es niemer baz.

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(Reinmar der Alte. Vgl. v. d. Hagens Minnesinger I. 175.)

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Dasselbe Beispiel in der Rückertschen Bearbeitung und p1b_616.015
Schreibung:

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Gewann ich jemals einen Mut, p1b_616.017
Der hoch mir stand, den hab ich noch. p1b_616.018
Es dünket mich mein Leben gut, p1b_616.019
Und ist es nicht, so wähn' ich's doch. p1b_616.020
Es thut mir wohl, was will ich mehr? p1b_616.021
Jch fürcht unrechten Spott nicht sehr, p1b_616.022
Und kann wohl leiden bösen Haß! p1b_616.023
Wie lang' ich's treiben soll, ich wünsch' es nimmer baß.
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(Rückerts "Herr Reinmar der Alte". Ges. Ausg. V. 126.)

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(Vgl. hierzu auch Tiecks sämtliche Werke Bd. 20: "Minnelieder aus p1b_616.026
dem schwäbischen Zeitalter.")

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§ 195. Die Dreiteiligkeit der Strophen bei den neueren p1b_616.028
Dichtern.

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Bei den neueren Dichtern finden wir die Dreiteiligkeit der Strophen p1b_616.030
nur sehr vereinzelt. Zuweilen tritt sie äußerlich nicht zu Tage, oder p1b_616.031
der Dichter hat sie unabsichtlich nur in einzelnen Strophen einzelner p1b_616.032
Dichtungen angewandt.

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Schiller schreibt in seinem Lied an die Freude die beiden Stollen p1b_616.034
des Aufgesangs als besondere Strophe und fügt den Abgesang als Chorstrophe p1b_616.035
an:

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Freude, schöner Götterfunken! p1b_616.037
Tochter aus Elysium, p1b_616.038
Wir betreten feuertrunken, p1b_616.039
Himmlische, dein Heiligtum. p1b_616.040
Deine Zauber binden wieder, p1b_616.041
Was die Mode streng geteilt; p1b_616.042
Alle Menschen werden Brüder, p1b_616.043
Wo dein sanfter Flügel weilt.

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Tieck ─ haben durch vorspringende Zeilen die Dreiteiligkeit noch schärfer p1b_616.002
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Stollen und Abgesang für 3 Strophen hält.

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Ein Beispiel der Schreibung bei den Minnesingern:

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Dasselbe Beispiel in der Rückertschen Bearbeitung und p1b_616.015
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(Vgl. hierzu auch Tiecks sämtliche Werke Bd. 20: „Minnelieder aus p1b_616.026
dem schwäbischen Zeitalter.“)

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§ 195. Die Dreiteiligkeit der Strophen bei den neueren p1b_616.028
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Schiller schreibt in seinem Lied an die Freude die beiden Stollen p1b_616.034
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/650>, abgerufen am 22.11.2024.