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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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bezeichnete. Verstand man aber ursprünglich unter Makame nur den p1b_590.002
Ort (concessus), wo man sich unterhielt, so bildete sich für die an p1b_590.003
demselben vorgenommenen litterarischen Darstellungen bald eine besondere p1b_590.004
Kunstgattung heraus, welcher die Araber ebenfalls den Namen p1b_590.005
Makame beilegten.

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Man versteht nunmehr unter Makame eine bestimmte Unterhaltung, p1b_590.007
eine größere Erzählung, eine Mär, eine Art Novelle, eine abenteuererzählende p1b_590.008
Epopöe von regellosestem Rhythmus und Reim: gereimte p1b_590.009
Prosa mit eingeflochtenen lyrischen Gedichten (Ghaselen).

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Zur Geschichte der Makamen. Die Makamen wurden in unsere p1b_590.011
deutsche Litteratur durch Fr. Rückert eingeführt, indem er die durch p1b_590.012
Silvestre de Sacy im Jahre 1822 in arabischer Sprache edierten "Makamen p1b_590.013
des Hariri
" (eines Gelehrten aus Basra um 1068-1138 n. Chr.) für p1b_590.014
das deutsche Volk dichterisch bearbeitete.

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Die älteste hergebrachte Form der Landstreicher-Makame dieses Hariri p1b_590.016
hat dessen Vorgänger Hamedani erfunden. Hariri verlieh dieser Form p1b_590.017
inneres Leben, Kunstausbildung, Bedeutung, und er übertraf somit seinen Vorgänger. p1b_590.018
Jn der viertletzten Makame sagt er selbstbewußt von sich, daß er sich p1b_590.019
zu Hamedani verhalte, wie der Platzregen zu dem ihm vorhergehenden Tröpfeln. p1b_590.020
Er verfaßte seine 50 Makamen auf Befehl eines Wesirs des abassidischen Chalifen p1b_590.021
Mostarsched Billah.

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Jnhalt der Rückertschen Nachbildungen. Bei Rückerts 43 Nachbildungen p1b_590.023
ist der Held Abu Seid ein idealisierter Herumstreicher, der König p1b_590.024
eines großen Bettler- und Landstreicherordens, durch dessen fesselnden Humor p1b_590.025
oft ein tief empfundenes Weh hindurchschimmert.

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Die Abenteuer und die Verwandlungen desselben läßt der Dichter durch p1b_590.027
den Mund der Erzählers Hareth Ben Hemmam berichten. (Natürlich ist p1b_590.028
es der Dichter selbst, der unter dem Mantel des allegorischen Namens in sein p1b_590.029
eigenes Werk eintritt.) Dieser Ben Hemmam hat auf seinen Reisen diesen p1b_590.030
und jenen Vorgang gesehen, in welchem immer Abu Seid eingreift, anfangs p1b_590.031
nicht erkannt, in der Mitte oder am Schlusse der Handlung aber hinter der p1b_590.032
Maske hervortretend.

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aus seiner lumpichten Majestät auf einen früheren besseren Zustand zurück, p1b_590.035
dem er gewaltsam entrissen wurde. Des Landstreicherlebens überdrüssig, überliefert p1b_590.036
er die Grundsätze desselben seinem Sohne, den er zum Nachfolger auf p1b_590.037
dem Thron der Bettler weiht. Plötzlich kommt das "Heilige" über ihn, ergreift p1b_590.038
ihn und führt ihn zurück in das Land seiner Jugend, das er jetzt als p1b_590.039
ein allen Genüssen entsagender frommer Büßer betritt. Die Abbüßung seines p1b_590.040
vorigen Lebens ist so gewaltsam, als dieses selbst war, und es ist zu vergleichen p1b_590.041
mit der Bekehrung des Reinhold von Montalban im Volksbuche von p1b_590.042
den Haimonskindern, nur mit Erwägung des Unterschieds zwischen Christentum p1b_590.043
und Jslam. &c.

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bezeichnete. Verstand man aber ursprünglich unter Makame nur den p1b_590.002
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Zur Geschichte der Makamen. Die Makamen wurden in unsere p1b_590.011
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Silvestre de Sacy im Jahre 1822 in arabischer Sprache edierten „Makamen p1b_590.013
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Die älteste hergebrachte Form der Landstreicher-Makame dieses Hariri p1b_590.016
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/624>, abgerufen am 22.11.2024.