Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_526.001 b. Breve - - Breve - - Breve - p1b_526.002 Die Welt ist, o Freund, ein Gedicht, p1b_526.010 Drum klagt der befangene Mensch umsonst der Vorsicht Launen an: p1b_526.011 Er sieht des Unrechts Triumphbogen aufbau'n, p1b_526.012 Und liegen im Staube der Edlen Haupt; p1b_526.013 Er gewahrt des Kriegs unermeßliches Ungetüm, und in seinem p1b_526.014 Gefolge der Seuchen Heer, und der Krankheiten zahllose Brut. p1b_526.015 Sodann, mit dürftigem Maßstabe, meistert er p1b_526.016 Die großartigen Bruchstücke des Heldenlieds. p1b_526.017 p1b_526.018 p1b_526.021 p1b_526.029 Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug, p1b_526.031 Durch die schwebende Welt flieg' ich des Windes Flug, p1b_526.032 Bis am Strande p1b_526.033 Jhrer Wogen ich lande, p1b_526.034 Anker werf', wo kein Hauch mehr weht, p1b_526.035 Und der Markstein der Schöpfung steht. p1b_526.036 Sterne sah ich bereits jugendlich auferstehn, p1b_526.037 Tausendjährigen Gangs durchs Firmament zu gehn, p1b_526.038 Sah sie spielen p1b_526.039 Nach den lockenden Zielen; p1b_526.040 Jrrend suchte mein Blick umher, p1b_526.041 Sah die Räume schon - sternenleer. u. s. w. p1b_526.042 p1b_526.043 p1b_526.001 b. ⏑ – – ⏑ – – ⏑ – p1b_526.002 Die Welt ist, o Freund, ein Gedicht, p1b_526.010 Drum klagt der befangene Mensch umsonst der Vorsicht Launen an: p1b_526.011 Er sieht des Unrechts Triumphbogen aufbau'n, p1b_526.012 Und liegen im Staube der Edlen Haupt; p1b_526.013 Er gewahrt des Kriegs unermeßliches Ungetüm, und in seinem p1b_526.014 Gefolge der Seuchen Heer, und der Krankheiten zahllose Brut. p1b_526.015 Sodann, mit dürftigem Maßstabe, meistert er p1b_526.016 Die großartigen Bruchstücke des Heldenlieds. p1b_526.017 p1b_526.018 p1b_526.021 p1b_526.029 Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug, p1b_526.031 Durch die schwebende Welt flieg' ich des Windes Flug, p1b_526.032 Bis am Strande p1b_526.033 Jhrer Wogen ich lande, p1b_526.034 Anker werf', wo kein Hauch mehr weht, p1b_526.035 Und der Markstein der Schöpfung steht. p1b_526.036 Sterne sah ich bereits jugendlich auferstehn, p1b_526.037 Tausendjährigen Gangs durchs Firmament zu gehn, p1b_526.038 Sah sie spielen p1b_526.039 Nach den lockenden Zielen; p1b_526.040 Jrrend suchte mein Blick umher, p1b_526.041 Sah die Räume schon ─ sternenleer. u. s. w. p1b_526.042 p1b_526.043 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0560" n="526"/> <lb n="p1b_526.001"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">b</hi>. ⏑ – – ⏑ – – ⏑ – <lb n="p1b_526.002"/> – – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑ – – – ⏑ – <lb n="p1b_526.003"/> ⏑ – ⏑ – – ⏑ – – ⏑ – – <lb n="p1b_526.004"/> ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ – <lb n="p1b_526.005"/> ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ <lb n="p1b_526.006"/> ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑ ⏑ – – ⏑ – – ⏑ <lb n="p1b_526.007"/> ⏑ – ⏑ – ⏑ ⏑ – – ⏑ – ⏑ – <lb n="p1b_526.008"/> ⏑ – – ⏑ ⏑ – – ⏑ ⏑ – ⏑ –</hi> </p> <lb n="p1b_526.009"/> <lg> <l>Die Welt ist, o Freund, ein Gedicht,</l> <lb n="p1b_526.010"/> <l>Drum klagt der befangene Mensch umsonst der Vorsicht Launen an:</l> <lb n="p1b_526.011"/> <l>Er sieht des Unrechts Triumphbogen aufbau'n,</l> <lb n="p1b_526.012"/> <l>Und liegen im Staube der Edlen Haupt;</l> <lb n="p1b_526.013"/> <l>Er gewahrt des Kriegs unermeßliches Ungetüm, und in seinem</l> <lb n="p1b_526.014"/> <l>Gefolge der Seuchen Heer, und der Krankheiten zahllose Brut.</l> <lb n="p1b_526.015"/> <l>Sodann, mit dürftigem Maßstabe, meistert er</l> <lb n="p1b_526.016"/> <l>Die großartigen Bruchstücke des Heldenlieds.</l> </lg> </div> <div n="5"> <p><lb n="p1b_526.017"/> 3. Schillers gereimte Griechenstrophe.</p> <p><lb n="p1b_526.018"/> Eine wirklich deutsch gewordene, lebensfähige, aus antiken Metren <lb n="p1b_526.019"/> gebildete Strophe hat uns Schiller in seinem Gedichte „die Größe <lb n="p1b_526.020"/> der Welt“ hinterlassen.</p> <p><lb n="p1b_526.021"/> Der Parallelismus der Bewegung prädestiniert in je zwei gleichen Versen <lb n="p1b_526.022"/> den Reim von vorneherein als verbindendes Schönheitsmoment. Der ersten <lb n="p1b_526.023"/> asklepiadeischen Verszeile entspricht eine zweite; der dritten, nur aus zwei Takten <lb n="p1b_526.024"/> bestehenden Kurzzeile entspricht die vierte, welche ihre beiden Arsen mit mehreren <lb n="p1b_526.025"/> malenden Thesen umgiebt. Den Schluß bilden zwei glykonische, sich entsprechende <lb n="p1b_526.026"/> Verse. So schuf Schiller eine charakteristische, ebenso durch den eigenartigen <lb n="p1b_526.027"/> welligen Rhythmus wie durch den parallelen Reim gut gebundene Strophe von <lb n="p1b_526.028"/> großer Schönheit.</p> <p> <lb n="p1b_526.029"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_526.030"/> <lg> <l>Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug,</l> <lb n="p1b_526.031"/> <l>Durch die schwebende Welt flieg' ich des Windes Flug,</l> <lb n="p1b_526.032"/> <l> Bis am Strande</l> <lb n="p1b_526.033"/> <l> Jhrer Wogen ich lande,</l> <lb n="p1b_526.034"/> <l>Anker werf', wo kein Hauch mehr weht,</l> <lb n="p1b_526.035"/> <l>Und der Markstein der Schöpfung steht. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_526.036"/> <l>Sterne sah ich bereits jugendlich auferstehn,</l> <lb n="p1b_526.037"/> <l>Tausendjährigen Gangs durchs Firmament zu gehn,</l> <lb n="p1b_526.038"/> <l> Sah sie spielen</l> <lb n="p1b_526.039"/> <l> Nach den lockenden Zielen;</l> <lb n="p1b_526.040"/> <l>Jrrend suchte mein Blick umher,</l> <lb n="p1b_526.041"/> <l>Sah die Räume schon ─ sternenleer. u. s. w.</l> </lg> </div> <div n="5"> <p><lb n="p1b_526.042"/> 4. Geibels antikisierende Strophen.</p> <p><lb n="p1b_526.043"/> Jn seinen Nachbildungen der klassischen griechischen und römischen <lb n="p1b_526.044"/> Dichtungen bietet Geibel ebenso gefällige Strophen als die obige <lb n="p1b_526.045"/> Schillersche. Z. B.:</p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [526/0560]
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Die großartigen Bruchstücke des Heldenlieds.
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3. Schillers gereimte Griechenstrophe.
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Eine wirklich deutsch gewordene, lebensfähige, aus antiken Metren p1b_526.019
gebildete Strophe hat uns Schiller in seinem Gedichte „die Größe p1b_526.020
der Welt“ hinterlassen.
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Der Parallelismus der Bewegung prädestiniert in je zwei gleichen Versen p1b_526.022
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Verse. So schuf Schiller eine charakteristische, ebenso durch den eigenartigen p1b_526.027
welligen Rhythmus wie durch den parallelen Reim gut gebundene Strophe von p1b_526.028
großer Schönheit.
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Beispiele:
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Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug, p1b_526.031
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4. Geibels antikisierende Strophen.
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