Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_504.001 Es treibt der Sturm die Wellen, p1b_504.003 Die Wellen im blauen Meer, p1b_504.004 Sie jauchzen auf zum Himmel p1b_504.005 Und schluchzen grabesschwer. (Oskar Riecke.) p1b_504.006 Unlängst auf einem Wirtshaustisch p1b_504.008 Sah ich der Namen bunt Gemisch p1b_504.009 Vom Rande bis zur Mitten p1b_504.010 Jn's Eichenholz geschnitten. (Gustav Pfitzer.) p1b_504.011 Der Liebsten Aug' ist ein Sultan, p1b_504.013 Läßt euch mit Groll oder Huld an p1b_504.014 Nach keinen andern Gesetzen, p1b_504.015 Als seinem hohen Ergetzen. (Rückert.) p1b_504.016 p1b_504.017 Die goldne Zeit ist nicht entschwunden, p1b_504.019 Denn sie ist ewig neu und jung; p1b_504.020 Noch wird des Goldes gnug gefunden, p1b_504.021 Habt ihr dazu nur Lust genung. p1b_504.022 Doch zu dem goldensten der Bande p1b_504.023 Webt sich der Liebsten goldnes Haar, p1b_504.024 Und zwischen durch mit goldnem Brande p1b_504.025 Glüht ihrer Augen Sonnenpaar u. s. w. (Rückert.) p1b_504.026 p1b_504.029 p1b_504.030 p1b_504.033 Nun laßt die Glocken p1b_504.035
Von Turm zu Turm p1b_504.036 Durch's Land frohlocken p1b_504.037 Jm Jubelsturm! p1b_504.038 Des Flammenstoßes p1b_504.039 Geleucht' facht an! p1b_504.001 Es treibt der Sturm die Wellen, p1b_504.003 Die Wellen im blauen Meer, p1b_504.004 Sie jauchzen auf zum Himmel p1b_504.005 Und schluchzen grabesschwer. (Oskar Riecke.) p1b_504.006 Unlängst auf einem Wirtshaustisch p1b_504.008 Sah ich der Namen bunt Gemisch p1b_504.009 Vom Rande bis zur Mitten p1b_504.010 Jn's Eichenholz geschnitten. (Gustav Pfitzer.) p1b_504.011 Der Liebsten Aug' ist ein Sūltān, p1b_504.013 Läßt euch mit Groll oder Hūld ān p1b_504.014 Nach keinen andern Gesetzen, p1b_504.015 Als seinem hohen Ergetzen. (Rückert.) p1b_504.016 p1b_504.017 Die goldne Zeit ist nicht entschwunden, p1b_504.019 Denn sie ist ewig neu und jung; p1b_504.020 Noch wird des Goldes gnug gefunden, p1b_504.021 Habt ihr dazu nur Lust genung. p1b_504.022 Doch zu dem goldensten der Bande p1b_504.023 Webt sich der Liebsten goldnes Haar, p1b_504.024 Und zwischen durch mit goldnem Brande p1b_504.025 Glüht ihrer Augen Sonnenpaar u. s. w. (Rückert.) p1b_504.026 p1b_504.029 p1b_504.030 p1b_504.033 Nun laßt die Glocken p1b_504.035
Von Turm zu Turm p1b_504.036 Durch's Land frohlocken p1b_504.037 Jm Jubelsturm! p1b_504.038 Des Flammenstoßes p1b_504.039 Geleucht' facht an! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0538" n="504"/> <p><lb n="p1b_504.001"/><hi rendition="#aq">e</hi>. <hi rendition="#g">Gekreuzte männliche Reime.</hi></p> <lb n="p1b_504.002"/> <lg> <l>Es treibt der Sturm die Wellen,</l> <lb n="p1b_504.003"/> <l>Die Wellen im blauen <hi rendition="#g">Meer,</hi></l> <lb n="p1b_504.004"/> <l>Sie jauchzen auf zum Himmel</l> <lb n="p1b_504.005"/> <l>Und schluchzen grabes<hi rendition="#g">schwer.</hi></l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Oskar Riecke.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_504.006"/><hi rendition="#aq">f</hi>. <hi rendition="#g">Weibliches Schlußreimpaar.</hi></p> <lb n="p1b_504.007"/> <lg> <l>Unlängst auf einem Wirtshaustisch</l> <lb n="p1b_504.008"/> <l>Sah ich der Namen bunt Gemisch</l> <lb n="p1b_504.009"/> <l>Vom Rande bis zur <hi rendition="#g">Mitten</hi></l> <lb n="p1b_504.010"/> <l>Jn's Eichenholz <hi rendition="#g">geschnitten.</hi></l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Gustav Pfitzer.)</hi> </p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_504.011"/><hi rendition="#aq">IV</hi>. Wechsel im Tongrad als strophisches Charakteristikum.</p> <lb n="p1b_504.012"/> <lg> <l>Der Liebsten Aug' ist ein Sūltān,</l> <lb n="p1b_504.013"/> <l>Läßt euch mit Groll oder Hūld ān</l> <lb n="p1b_504.014"/> <l>Nach keinen andern Gesetzen,</l> <lb n="p1b_504.015"/> <l>Als seinem hohen Ergetzen.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_504.016"/><hi rendition="#aq">V</hi>. Wechsel des Reimvokals als strophisches Charakteristikum.</p> <p><lb n="p1b_504.017"/> 1. Strophe hat den Vokal u, die 2. Strophe den Vokal a.</p> <lb n="p1b_504.018"/> <lg> <l>Die goldne Zeit ist nicht entschwunden,</l> <lb n="p1b_504.019"/> <l>Denn sie ist ewig neu und jung;</l> <lb n="p1b_504.020"/> <l>Noch wird des Goldes gnug gefunden,</l> <lb n="p1b_504.021"/> <l>Habt ihr dazu nur Lust genung. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_504.022"/> <l>Doch zu dem goldensten der Bande</l> <lb n="p1b_504.023"/> <l>Webt sich der Liebsten goldnes Haar,</l> <lb n="p1b_504.024"/> <l>Und zwischen durch mit goldnem Brande</l> <lb n="p1b_504.025"/> <l>Glüht ihrer Augen Sonnenpaar u. s. w.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_504.026"/> Diese charakteristische Lautverschiedenheit, die für den Ausdruck des strophischen <lb n="p1b_504.027"/> Gliederungsgesetzes bedeutungsvoll genug ist, erleichtert das Auffassen <lb n="p1b_504.028"/> der Strophen ungemein.</p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_504.029"/><hi rendition="#aq">VI</hi>. Wechsel des Rhythmus als strophisches Charakteristikum.</p> <p><lb n="p1b_504.030"/> Hierher gehört vor Allem das Beispiel § 152. <hi rendition="#aq">II</hi>. 3. S. 501, wo <lb n="p1b_504.031"/> erst zwei aus je einem Trochäus und einem Bacchius gebildete Verse <lb n="p1b_504.032"/> kommen, worauf zwei rein jambische Verse die Strophe schließen.</p> <p> <lb n="p1b_504.033"/> <hi rendition="#g">Weitere Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_504.034"/> <lg> <l>Nun laßt die Glocken</l> <lb n="p1b_504.035"/> <l>Von Turm zu Turm</l> <lb n="p1b_504.036"/> <l>Durch's Land frohlocken</l> <lb n="p1b_504.037"/> <l>Jm Jubelsturm!</l> <lb n="p1b_504.038"/> <l>Des Flammenstoßes</l> <lb n="p1b_504.039"/> <l>Geleucht' facht an!</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [504/0538]
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e. Gekreuzte männliche Reime.
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Es treibt der Sturm die Wellen, p1b_504.003
Die Wellen im blauen Meer, p1b_504.004
Sie jauchzen auf zum Himmel p1b_504.005
Und schluchzen grabesschwer.
(Oskar Riecke.)
p1b_504.006
f. Weibliches Schlußreimpaar.
p1b_504.007
Unlängst auf einem Wirtshaustisch p1b_504.008
Sah ich der Namen bunt Gemisch p1b_504.009
Vom Rande bis zur Mitten p1b_504.010
Jn's Eichenholz geschnitten.
(Gustav Pfitzer.)
p1b_504.011
IV. Wechsel im Tongrad als strophisches Charakteristikum.
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Der Liebsten Aug' ist ein Sūltān, p1b_504.013
Läßt euch mit Groll oder Hūld ān p1b_504.014
Nach keinen andern Gesetzen, p1b_504.015
Als seinem hohen Ergetzen.
(Rückert.)
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V. Wechsel des Reimvokals als strophisches Charakteristikum.
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1. Strophe hat den Vokal u, die 2. Strophe den Vokal a.
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Die goldne Zeit ist nicht entschwunden, p1b_504.019
Denn sie ist ewig neu und jung; p1b_504.020
Noch wird des Goldes gnug gefunden, p1b_504.021
Habt ihr dazu nur Lust genung.
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Doch zu dem goldensten der Bande p1b_504.023
Webt sich der Liebsten goldnes Haar, p1b_504.024
Und zwischen durch mit goldnem Brande p1b_504.025
Glüht ihrer Augen Sonnenpaar u. s. w.
(Rückert.)
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Diese charakteristische Lautverschiedenheit, die für den Ausdruck des strophischen p1b_504.027
Gliederungsgesetzes bedeutungsvoll genug ist, erleichtert das Auffassen p1b_504.028
der Strophen ungemein.
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VI. Wechsel des Rhythmus als strophisches Charakteristikum.
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Hierher gehört vor Allem das Beispiel § 152. II. 3. S. 501, wo p1b_504.031
erst zwei aus je einem Trochäus und einem Bacchius gebildete Verse p1b_504.032
kommen, worauf zwei rein jambische Verse die Strophe schließen.
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Weitere Beispiele:
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Nun laßt die Glocken p1b_504.035
Von Turm zu Turm p1b_504.036
Durch's Land frohlocken p1b_504.037
Jm Jubelsturm! p1b_504.038
Des Flammenstoßes p1b_504.039
Geleucht' facht an!
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