Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_412.001 Trank nie einen Tropfen mehr. - (Goethes König in Thule.) p1b_412.003 Jm wilden Wald, in der Winternacht. - p1b_412.004 Die Welle wieget unsern Kahn. - (Goethe.) p1b_412.005 Wir umklangen sein Ohr so verklagend noch immer. - (W. Jordan.) p1b_412.006 p1b_412.007 p1b_412.009 Wohl und Weh. p1b_412.011 p1b_412.013Wonne und Wehmut. p1b_412.012 Mit ermüdender Macht die Gemüter der Dreie. (W. Jordan.) p1b_412.014 p1b_412.015 p1b_412.018 Dunkel drückt das Gewölk sich, p1b_412.020 p1b_412.021Grau droht die Gegend rings. (Fouque.) p1b_412.022Warum weinst du, junge Waise? p1b_412.023 p1b_412.024Gott, ich wünsche mir das Grab. (Goethe.) p1b_412.025Und der Götter Befehl in die Ferne getrieben. p1b_412.026 p1b_412.029Vergissest du ganz, was wir ehegestern (vgl. § 130. II. b. b.) p1b_412.027 Aus Schwaben gehört, wo unsre Schwerter p1b_412.028 Deine Mutter gewiß schon schmerzlich vermißt. (W. Jordans Nibelunge.) p1b_412.030 § 132. Historische Entwickelung des Stabreims. p1b_412.031 p1b_412.032 p1b_412.035 p1b_412.037 p1b_412.041 p1b_412.001 Trank nie einen Tropfen mehr. ─ (Goethes König in Thule.) p1b_412.003 Jm wilden Wald, in der Winternacht. ─ p1b_412.004 Die Welle wieget unsern Kahn. ─ (Goethe.) p1b_412.005 Wir umklangen sein Ohr so verklagend noch immer. ─ (W. Jordan.) p1b_412.006 p1b_412.007 p1b_412.009 Wohl und Weh. p1b_412.011 p1b_412.013Wonne und Wehmut. p1b_412.012 Mit ermüdender Macht die Gemüter der Dreie. (W. Jordan.) p1b_412.014 p1b_412.015 p1b_412.018 Dunkel drückt das Gewölk sich, p1b_412.020 p1b_412.021Grau droht die Gegend rings. (Fouqué.) p1b_412.022Warum weinst du, junge Waise? p1b_412.023 p1b_412.024Gott, ich wünsche mir das Grab. (Goethe.) p1b_412.025Und der Götter Befehl in die Ferne getrieben. p1b_412.026 p1b_412.029Vergissest du ganz, was wir ehegestern (vgl. § 130. II. b. β.) p1b_412.027 Aus Schwaben gehört, wo unsre Schwerter p1b_412.028 Deine Mutter gewiß schon schmerzlich vermißt. (W. Jordans Nibelunge.) p1b_412.030 § 132. Historische Entwickelung des Stabreims. p1b_412.031 p1b_412.032 p1b_412.035 p1b_412.037 p1b_412.041 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0446" n="412"/> <p> <lb n="p1b_412.001"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_412.002"/> <lg> <l>Trank nie einen Tropfen mehr. ─ (Goethes König in Thule.)</l> <lb n="p1b_412.003"/> <l>Jm wilden Wald, in der Winternacht. ─</l> <lb n="p1b_412.004"/> <l>Die Welle wieget unsern Kahn. ─ (Goethe.)</l> <lb n="p1b_412.005"/> <l>Wir umklangen sein Ohr so verklagend noch immer. ─ (W. Jordan.)</l> </lg> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_412.006"/> 2. Stabreim für kontrastierende Vorstellungen.</p> <p><lb n="p1b_412.007"/> Die allitterierenden Wörter sind dem Sinn nach häufig entgegengesetzt.</p> <lb n="p1b_412.008"/> <p> <lb n="p1b_412.009"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_412.010"/> <lg> <l>Wohl und Weh.</l> <lb n="p1b_412.011"/> <l>Wonne und Wehmut.</l> <lb n="p1b_412.012"/> <l>Mit ermüdender Macht die Gemüter der Dreie.</l> </lg> <lb n="p1b_412.013"/> <p> <hi rendition="#right">(W. Jordan.)</hi> </p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_412.014"/> 3. Stabreim für indifferente Vorstellungen.</p> <p><lb n="p1b_412.015"/> Bei ihnen zeigt sich weder Übereinstimmung, noch Verwandtschaft, <lb n="p1b_412.016"/> noch Kontrast. Sie stehen inhaltlich gleichgültig einander <lb n="p1b_412.017"/> gegenüber.</p> <p> <lb n="p1b_412.018"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_412.019"/> <lg> <l>Dunkel drückt das Gewölk sich,</l> <lb n="p1b_412.020"/> <l>Grau droht die Gegend rings.</l> </lg> <lb n="p1b_412.021"/> <p> <hi rendition="#right">(Fouqu<hi rendition="#aq">é</hi>.)</hi> </p> <lb n="p1b_412.022"/> <lg> <l>Warum weinst du, junge Waise?</l> <lb n="p1b_412.023"/> <l>Gott, ich wünsche mir das Grab.</l> </lg> <lb n="p1b_412.024"/> <p> <hi rendition="#right">(Goethe.)</hi> </p> <lb n="p1b_412.025"/> <lg> <l>Und der Götter Befehl in die Ferne getrieben.</l> <lb n="p1b_412.026"/> <l>Vergissest du ganz, was wir ehegestern (vgl. § 130. <hi rendition="#aq">II. b. <foreign xml:lang="grc">β</foreign></hi>.)</l> <lb n="p1b_412.027"/> <l>Aus Schwaben gehört, wo unsre Schwerter</l> <lb n="p1b_412.028"/> <l>Deine Mutter gewiß schon schmerzlich vermißt.</l> </lg> <lb n="p1b_412.029"/> <p> <hi rendition="#right">(W. 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Aber sie wurde nicht immer von den Lesern bemerkt. <lb n="p1b_412.039"/> Bereits Fr. de la Motte Fouqu<hi rendition="#aq">é</hi> strebte den Stabreim als <lb n="p1b_412.040"/> Band der Verszeilen in die neue deutsche Poesie wieder einzuführen.</p> <p><lb n="p1b_412.041"/> 5. Wilhelm Jordan ist der Neubegründer der Allitteration; ihm <lb n="p1b_412.042"/> schloß sich Richard Wagner an.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [412/0446]
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Beispiel:
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Trank nie einen Tropfen mehr. ─ (Goethes König in Thule.) p1b_412.003
Jm wilden Wald, in der Winternacht. ─ p1b_412.004
Die Welle wieget unsern Kahn. ─ (Goethe.) p1b_412.005
Wir umklangen sein Ohr so verklagend noch immer. ─ (W. Jordan.)
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2. Stabreim für kontrastierende Vorstellungen.
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Die allitterierenden Wörter sind dem Sinn nach häufig entgegengesetzt.
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Beispiel:
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Wohl und Weh. p1b_412.011
Wonne und Wehmut. p1b_412.012
Mit ermüdender Macht die Gemüter der Dreie.
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(W. Jordan.)
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3. Stabreim für indifferente Vorstellungen.
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Bei ihnen zeigt sich weder Übereinstimmung, noch Verwandtschaft, p1b_412.016
noch Kontrast. Sie stehen inhaltlich gleichgültig einander p1b_412.017
gegenüber.
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Dunkel drückt das Gewölk sich, p1b_412.020
Grau droht die Gegend rings.
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Warum weinst du, junge Waise? p1b_412.023
Gott, ich wünsche mir das Grab.
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(Goethe.)
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Vergissest du ganz, was wir ehegestern (vgl. § 130. II. b. β.) p1b_412.027
Aus Schwaben gehört, wo unsre Schwerter p1b_412.028
Deine Mutter gewiß schon schmerzlich vermißt.
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(W. Jordans Nibelunge.)
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1. Die Allitteration ist vorhomerischen Ursprungs.
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Die Allitteration bildete die Grundlage (Knochengerüst) unserer frühesten p1b_412.034
poetischen Sprache. (§ 126.)
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3. Als die Allitteration ganz und gar abkam, blieben doch die p1b_412.036
Reste derselben in einzelnen Liedern wie auch im Volksmunde.
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geschenkt. Aber sie wurde nicht immer von den Lesern bemerkt. p1b_412.039
Bereits Fr. de la Motte Fouqué strebte den Stabreim als p1b_412.040
Band der Verszeilen in die neue deutsche Poesie wieder einzuführen.
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schloß sich Richard Wagner an.
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