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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Sätze, wie wir diese namentlich in den uns aufbewahrten Dichtungen p1b_195.002
der Hebräer, hauptsächlich in den Psalmen, finden. Z. B.: Jn des Königs p1b_195.003
Wort ist Gewalt, und wer mag zu ihm sagen, was machst du? Eccl. 8, 4. p1b_195.004
Oder: Gott erhöre mein Gebet und vernimm die Rede meines Mundes. p1b_195.005
Ps. 54, 4. (Vgl. § 10 d. B.)

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a. Einfache Antithesen.

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Du jubelst und ich zittre in Gefahren.(Grabbe.)
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Es bildet ein Talent sich in der Stille, p1b_195.009
Sich ein Charakter in dem Strom der Welt.
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(Goethe.)

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Ganz Deutschland seufzte unter Kriegeslast, p1b_195.012
Doch Friede wars im Wallensteinschen Lager.
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(Schiller.)

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Entworfen bloß ist's ein gemeiner Frevel, p1b_195.015
Vollführt ist's ein unsterblich Unternehmen.
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(Schiller, Wallenstein.)

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Wie kleine Schritte geht ein so großer Lord.
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(Schiller in Maria Stuart.)

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Ein Gott bist du dem Volke worden, p1b_195.020
Ein Feind kommst du zurück dem Orden.
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(Schiller im Kampf mit dem Drachen.)

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Jn das wilde Fest der Freuden p1b_195.023
Mischten sie den Wehgesang.
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(Schiller im Siegesfest.)

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Vgl. noch die Antithesen in Rückerts Kindertotenliedern 32, 34, 47, p1b_195.026
132, 156.

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b. Einfache, aufeinanderfolgende Antithesen.

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Auf meinem Scheitel sechzig Jahre, p1b_195.029
Auf deinen Wangen sechzehn Lenze, p1b_195.030
Auf meinem Haupte keine Haare, p1b_195.031
Um deine Schläf' der Locken Kränze.

(Jmmermann.)

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c. Zusammengesetzte Antithese.

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Sie ist in ästhetischer Hinsicht die schönste Form der Antithesen, da sie p1b_195.034
mehrere zur Vervollständigung wesentliche Gegensätze heranzieht.

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Zur offnen Pforte flogen die Freuden hinaus, p1b_195.036
Ein zur verschlossenen zogen die Sorgen ins Haus.
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(Rückert, Kindertotenlieder 31.)

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(Hier sind die offene Pforte und die verschlossene einander entgegengesetzt; p1b_195.039
ferner das rasche Fliegen und das langsame Ziehen; endlich die Freuden den p1b_195.040
Sorgen. Das Gemälde ist durch diese Zusammensetzung mehrerer Antithesen p1b_195.041
untadelig, vollständig geworden.)

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Du wohnst in bangen Mauern, ich wohn' auf freier Flur. p1b_195.043
Dir malt die Kunst den Frühling, mir malt ihn die Natur.
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(Ewald.)

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Du bist ein Schatten am Tage p1b_195.046
Und in der Nacht ein Licht;

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Sätze, wie wir diese namentlich in den uns aufbewahrten Dichtungen p1b_195.002
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Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/229>, abgerufen am 22.11.2024.