Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_194.001 a. Einen Mann kann ich diesen Mann nicht nennen. p1b_194.003b. Der Jüngling, froh wie in der Kindheit Flor, p1b_194.004 p1b_194.005Jm Frühling tritt als Frühling selbst hervor.(Goethe.) c. Jch lobe mir den heitern Mann p1b_194.006 p1b_194.009Am meisten unter meinen Gästen; p1b_194.007 Wer sich nicht selbst zum Besten haben kann, p1b_194.008 Der ist gewiß nicht von den Besten.(Goethe.) d. Was drängst du denn so wunderlich, mein Herz? p1b_194.010 p1b_194.012Nun ja, die Post kommt aus der Stadt, p1b_194.011 Wo ich mein liebes Liebchen hatt', mein Herz. (Wilh. Müller.) p1b_194.013e. Und wer ein Herz im Busen trägt, p1b_194.014 Der findet auch ein Herz.(Tempeltey.) p1b_194.015 Rhetorische Figuren (Sinnfiguren). p1b_194.016 § 49. Begriff der rhetorischen Figuren. p1b_194.017 p1b_194.021 p1b_194.029 § 50. Die Antithese. p1b_194.030 p1b_194.035 p1b_194.001 a. Einen Mann kann ich diesen Mann nicht nennen. p1b_194.003b. Der Jüngling, froh wie in der Kindheit Flor, p1b_194.004 p1b_194.005Jm Frühling tritt als Frühling selbst hervor.(Goethe.) c. Jch lobe mir den heitern Mann p1b_194.006 p1b_194.009Am meisten unter meinen Gästen; p1b_194.007 Wer sich nicht selbst zum Besten haben kann, p1b_194.008 Der ist gewiß nicht von den Besten.(Goethe.) d. Was drängst du denn so wunderlich, mein Herz? p1b_194.010 p1b_194.012Nun ja, die Post kommt aus der Stadt, p1b_194.011 Wo ich mein liebes Liebchen hatt', mein Herz. (Wilh. Müller.) p1b_194.013e. Und wer ein Herz im Busen trägt, p1b_194.014 Der findet auch ein Herz.(Tempeltey.) p1b_194.015 Rhetorische Figuren (Sinnfiguren). p1b_194.016 § 49. Begriff der rhetorischen Figuren. p1b_194.017 p1b_194.021 p1b_194.029 § 50. Die Antithese. p1b_194.030 p1b_194.035 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0228" n="194"/> <p> <lb n="p1b_194.001"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_194.002"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Einen <hi rendition="#g">Mann</hi> kann ich diesen <hi rendition="#g">Mann</hi> nicht nennen. </l> </lg> <lb n="p1b_194.003"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">b</hi>.</p> <lg> <l>Der Jüngling, froh wie in der Kindheit Flor,</l> <lb n="p1b_194.004"/> <l>Jm <hi rendition="#g">Frühling</hi> tritt als <hi rendition="#g">Frühling</hi> selbst hervor.<hi rendition="#right">(Goethe.)</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_194.005"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">c</hi>.</p> <lg> <l>Jch lobe mir den heitern Mann</l> <lb n="p1b_194.006"/> <l>Am meisten unter meinen Gästen;</l> <lb n="p1b_194.007"/> <l>Wer sich nicht selbst zum <hi rendition="#g">Besten</hi> haben kann,</l> <lb n="p1b_194.008"/> <l>Der ist gewiß nicht von den <hi rendition="#g">Besten.</hi><hi rendition="#right">(Goethe.)</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_194.009"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">d</hi>.</p> <lg> <l>Was drängst du denn so wunderlich, mein <hi rendition="#g">Herz?</hi></l> <lb n="p1b_194.010"/> <l>Nun ja, die Post kommt aus der Stadt,</l> <lb n="p1b_194.011"/> <l>Wo ich mein liebes Liebchen hatt', mein <hi rendition="#g">Herz.</hi></l> </lg> <lb n="p1b_194.012"/> <p> <hi rendition="#right">(Wilh. Müller.)</hi> </p> <lb n="p1b_194.013"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">e</hi>.</p> <lg> <l>Und wer ein <hi rendition="#g">Herz</hi> im Busen trägt,</l> <lb n="p1b_194.014"/> <l>Der findet auch ein <hi rendition="#g">Herz.</hi><hi rendition="#right">(Tempeltey.)</hi></l> </lg> </div> </div> </div> <div n="3"> <lb n="p1b_194.015"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Rhetorische Figuren (Sinnfiguren</hi>).</hi> </head> <div n="4"> <lb n="p1b_194.016"/> <head> <hi rendition="#c">§ 49. Begriff der rhetorischen Figuren.</hi> </head> <p><lb n="p1b_194.017"/> Die Alten verstanden unter „rhetorische Figuren“ diejenigen in <lb n="p1b_194.018"/> den folgenden Paragraphen abzuhandelnden Ausschmückungsmittel des <lb n="p1b_194.019"/> sprachlichen Ausdrucks, durch welche sie ihrer Sprache in Reden und <lb n="p1b_194.020"/> Dichtungen größeren Glanz, Effekt und bessere Wirkung sicherten.</p> <p><lb n="p1b_194.021"/> Einige Neuere rechnen diese Ausschmückungsmittel zu den Tropen, andere <lb n="p1b_194.022"/> lassen sie nicht einmal als Figuren gelten. Beide sind im Unrecht. Zu den <lb n="p1b_194.023"/> Tropen gehören sie nicht, da sie die Begriffe nicht miteinander vertauschen. Sie <lb n="p1b_194.024"/> sind weder Wendung noch Verbindung der nicht zusammengehörigen Begriffe. <lb n="p1b_194.025"/> Wohl aber müssen sie zu den Figuren gerechnet werden, wenn auch nicht im <lb n="p1b_194.026"/> engeren Sinne. Sie weichen nicht von den Gesetzen der Grammatik ab, wohl <lb n="p1b_194.027"/> aber weichen sie im Jnhalt ab, weshalb man sie am besten als <hi rendition="#g">Sinnfiguren</hi> <lb n="p1b_194.028"/> bezeichnen dürfte.</p> </div> <div n="4"> <lb n="p1b_194.029"/> <head> <hi rendition="#c">§ 50. Die Antithese.</hi> </head> <p><lb n="p1b_194.030"/> Die Antithese oder der Gegensatz (<foreign xml:lang="grc">ἀντίθεσις</foreign> == Entgegenstellung, <lb n="p1b_194.031"/> auch <foreign xml:lang="grc">ἀντίθετον</foreign> == das Entgegengesetzte, lat. <hi rendition="#aq">contentio, contrapositum</hi>) <lb n="p1b_194.032"/> ist im Allgemeinen die Gegenüberstellung von Begriffen in parallelen <lb n="p1b_194.033"/> Satzgliedern. Sie hebt oft den ihr vorhergehenden Satz seinem Jnhalt <lb n="p1b_194.034"/> nach dadurch auf, daß sie das Gegenteil davon aussagt.</p> <p><lb n="p1b_194.035"/> Genau genommen ist die Antithese die Vereinigung mit dem ihr vorhergehenden <lb n="p1b_194.036"/> Satzganzen zu einem Gedanken und zwar von solchen Dingen, die <lb n="p1b_194.037"/> an sich einen Kontrast bilden, wie z. B. Freude und Schmerz, Weinen und <lb n="p1b_194.038"/> Lachen &c. Die einfache Antithese hat nur zwei Bestimmungen, während die zusammengesetzte <lb n="p1b_194.039"/> mehrere derselben in symmetrischer Folge einander gegenüberstellt, <lb n="p1b_194.040"/> ohne mit aufeinanderfolgenden einfachen Antithesen verwechselt zu werden. Durch <lb n="p1b_194.041"/> die Antithesen äußert sich der <hi rendition="#g">Parallelismus</hi> der Glieder (<foreign xml:lang="grc">παραλληλισμός</foreign> <lb n="p1b_194.042"/> == Nebeneinanderstellung) oder die Verbindung zweier inhaltlich zusammengehöriger </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0228]
p1b_194.001
Beispiele:
p1b_194.002
a.
Einen Mann kann ich diesen Mann nicht nennen.
p1b_194.003
b.
Der Jüngling, froh wie in der Kindheit Flor, p1b_194.004
Jm Frühling tritt als Frühling selbst hervor.(Goethe.)
p1b_194.005
c.
Jch lobe mir den heitern Mann p1b_194.006
Am meisten unter meinen Gästen; p1b_194.007
Wer sich nicht selbst zum Besten haben kann, p1b_194.008
Der ist gewiß nicht von den Besten.(Goethe.)
p1b_194.009
d.
Was drängst du denn so wunderlich, mein Herz? p1b_194.010
Nun ja, die Post kommt aus der Stadt, p1b_194.011
Wo ich mein liebes Liebchen hatt', mein Herz.
p1b_194.012
(Wilh. Müller.)
p1b_194.013
e.
Und wer ein Herz im Busen trägt, p1b_194.014
Der findet auch ein Herz.(Tempeltey.)
p1b_194.015
Rhetorische Figuren (Sinnfiguren). p1b_194.016
§ 49. Begriff der rhetorischen Figuren. p1b_194.017
Die Alten verstanden unter „rhetorische Figuren“ diejenigen in p1b_194.018
den folgenden Paragraphen abzuhandelnden Ausschmückungsmittel des p1b_194.019
sprachlichen Ausdrucks, durch welche sie ihrer Sprache in Reden und p1b_194.020
Dichtungen größeren Glanz, Effekt und bessere Wirkung sicherten.
p1b_194.021
Einige Neuere rechnen diese Ausschmückungsmittel zu den Tropen, andere p1b_194.022
lassen sie nicht einmal als Figuren gelten. Beide sind im Unrecht. Zu den p1b_194.023
Tropen gehören sie nicht, da sie die Begriffe nicht miteinander vertauschen. Sie p1b_194.024
sind weder Wendung noch Verbindung der nicht zusammengehörigen Begriffe. p1b_194.025
Wohl aber müssen sie zu den Figuren gerechnet werden, wenn auch nicht im p1b_194.026
engeren Sinne. Sie weichen nicht von den Gesetzen der Grammatik ab, wohl p1b_194.027
aber weichen sie im Jnhalt ab, weshalb man sie am besten als Sinnfiguren p1b_194.028
bezeichnen dürfte.
p1b_194.029
§ 50. Die Antithese. p1b_194.030
Die Antithese oder der Gegensatz (ἀντίθεσις == Entgegenstellung, p1b_194.031
auch ἀντίθετον == das Entgegengesetzte, lat. contentio, contrapositum) p1b_194.032
ist im Allgemeinen die Gegenüberstellung von Begriffen in parallelen p1b_194.033
Satzgliedern. Sie hebt oft den ihr vorhergehenden Satz seinem Jnhalt p1b_194.034
nach dadurch auf, daß sie das Gegenteil davon aussagt.
p1b_194.035
Genau genommen ist die Antithese die Vereinigung mit dem ihr vorhergehenden p1b_194.036
Satzganzen zu einem Gedanken und zwar von solchen Dingen, die p1b_194.037
an sich einen Kontrast bilden, wie z. B. Freude und Schmerz, Weinen und p1b_194.038
Lachen &c. Die einfache Antithese hat nur zwei Bestimmungen, während die zusammengesetzte p1b_194.039
mehrere derselben in symmetrischer Folge einander gegenüberstellt, p1b_194.040
ohne mit aufeinanderfolgenden einfachen Antithesen verwechselt zu werden. Durch p1b_194.041
die Antithesen äußert sich der Parallelismus der Glieder (παραλληλισμός p1b_194.042
== Nebeneinanderstellung) oder die Verbindung zweier inhaltlich zusammengehöriger
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |