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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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schon (Mai 1824 zu Wien) einen solch heiteren Jubel hervor, daß p1b_107.002
sekundenlang kein Ton im starken Orchester zu hören war. - Mendelssohn, p1b_107.003
Rubinstein &c. traten in Beethovens Bahn. Heute hat man die klassischen Adagios p1b_107.004
untergehen lassen, da unsere dramatisch hastende Zeit keine Muße für dieselben p1b_107.005
hat; aber man liebt es, in rauschenden oder sommernachtstraum=flüsternden p1b_107.006
Scherzos zu glänzen und durch edle Pathetik Beethovenscher Würde und Hoheit p1b_107.007
nachzustreben. Jn der Oper hat Wagner im Beckmeister der Meistersänger p1b_107.008
eine musikalisch=dramatische Figur voller Komik geschaffen; auch im Mime, p1b_107.009
Sachs, Wotan hat er viele komische Momente gegeben, ebenso im Meistersängervorspiel p1b_107.010
&c. -

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Anm: Über Spott, Witz, Humor &c. schreibt Herm. Marggraff: "Spott p1b_107.012
ist der Witz eines dummen oder gemeinen Menschen; Witz der Spott eines p1b_107.013
feinen Kopfes oder Gesellschaftsmannes; Jronie der Witz eines tieferen Denkers, p1b_107.014
und Humor die Jronie eines Poeten. Spott ist ein plumper Faustschlag, p1b_107.015
der Beulen zurückläßt; Witz ist ein Nadelstich, der mehr oder weniger p1b_107.016
tief in's Fleisch dringt; Jronie ein Ritz wie von Dornen unter Rosen; Humor p1b_107.017
das Pflaster, das gegen alle diese Wunden hilft. Gegen den Spott hat der p1b_107.018
geistreiche Mann keine Waffen; der Witz fordert ihn zum Widerstand heraus; p1b_107.019
mit der Jronie unterhandelt er auf Kapitulation; der Humor bringt ihn zur p1b_107.020
freiwilligen Unterwerfung. Der Spott kommt aus dem Fleischlichen, der Witz p1b_107.021
aus dem Verstande, die Jronie aus dem Geiste und der Humor aus dem p1b_107.022
Gemüte; er ist ein Lächeln durch Thränen!" (Das Letztere erinnert an Jean Paul.)

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Die poetische Sprache.
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§ 26. Anforderungen des Schönen an poetische Sprache und p1b_107.025
poetischen Stil.

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Der Stil des Verstandes (die Prosa) verlangt Deutlichkeit p1b_107.027
und Verständlichkeit. Der Stil der Einbildungskraft (die Poesie), p1b_107.028
der seinen Accent in die Sinnlichkeit und Lebendigkeit des Ausdrucks p1b_107.029
legt, kann zwar der Deutlichkeit und Verständlichkeit nicht entraten, p1b_107.030
aber er richtet sein Augenmerk auf Anschaulichkeit und Kunstordnung, p1b_107.031
da ihm das Schöne oberstes Gesetz ist.

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Hierzu gehört die Beachtung der nachstehenden Anforderungen:

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1. Ordnung, Treue, Vollständigkeit, Kürze.

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Ordnung. Sie manifestiert sich in der Anordnung der durch den Stoff p1b_107.035
bedingten Teile des Gedichts. (Vgl. als Beispiel § 25. S. 95 d. B.) Analytisch p1b_107.036
heißt sie, wenn ein Gegenstand in seine einzelnen Teile aufgelöst wird, synthetisch, p1b_107.037
wenn er aus seinen Teilen zusammengefügt wird. Eine Vermischung p1b_107.038
des Analytischen mit dem Synthetischen ist unschön (lucidus ordo cf. Hor p1b_107.039
Epist
. 2. 3, 41 ff.)

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schon (Mai 1824 zu Wien) einen solch heiteren Jubel hervor, daß p1b_107.002
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Anm: Über Spott, Witz, Humor &c. schreibt Herm. Marggraff:Spott p1b_107.012
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Die poetische Sprache.
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poetischen Stil.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/141>, abgerufen am 22.11.2024.