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Beseler, Georg: Kommentar über das Strafgesetzbuch für die Preußischen Staaten. Leipzig, 1851.

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§§. 247-249. Begriff.
schafft, um einen Anderen zu vergiften, der Fälschung (faux en ecri-
tures
) schuldig sei, -- nach dem Strafgesetzbuch unzweifelhaft zu ver-
neinen sein. In den meisten Fällen werden jedoch Fälschungen, die im
Gesetzbuch nicht besonders unter Strafe gestellt sind, als Betrug ge-
ahndet werden können. -- Die Fälschung von Staatspapieren u. s. w.
ist unter dem Münzverbrechen (§. 124.) mit befaßt worden.

II. Der Code penal hat diejenigen einzelnen Handlungen aufge-
führt, durch welche eine strafbare Schriftfälschung begangen werden
kann, q) und den Rheinischen Juristen erschien es ebenfalls durchaus
erforderlich, eine Bestimmung darüber aufzunehmen, welche Verände-
rungen einer echten Urkunde das Verbrechen der Fälschung begründen.
"Werden die Geschworenen gefragt, ob der Angeklagte schuldig sei, eine
Urkunde verfälscht zu haben, ohne Hinzufügung der Handlung, durch
welche die Fälschung bewirkt worden, bietet in dieser Beziehung das
Gesetz nicht einmal einen Anhaltspunkt dar, so entbehrt ihr Ausspruch
der sicheren Grundlage; es wird überdieß sich sehr häufig eine maaßlose
Diskussion darüber eröffnen, ob eine strafbare Veränderung
vorliege."

Es wurde demnach folgender Zusatz vorgeschlagen:

"Eine Urkunde wird verfälscht, wenn sie durch Zusatz, Aus-
löschung von Worten, Buchstaben, Zahlen, Unterscheidungs-
zeichen oder auf andere Art dergestalt verändert wird, daß
daraus eine Verletzung der Rechte Anderer hervorgehen kann."

Eine solche Erklärung des Wortes "verfälscht" hielt aber die
Staatsraths-Kommission für überflüssig, da dieser Ausdruck in sich klar
sei, und die vorgeschlagene Bestimmung eigentlich nur als eine An-
weisung an den Assisenpräsidenten über die Art der Fragestellung
erscheine. r)

III. Der Urkundenfälschung ist es gleichgestellt, wenn jemand ein
mit der Unterschrift eines Anderen versehenes Papier ohne dessen Wissen
ausfüllt (§. 248.). Die Worte "ohne dessen Wissen" sind auf Veran-
lassung des Staatsraths hinzugefügt worden, um zu bezeichnen, daß
die Ausfüllung des Blankets gegen die Absicht und den Willen des
Unterschriebenen geschehen sein muß. s)


q) Code penal. Art. 147. Seront punies des travaux forces a temps,
toutes autres personnes qui auront commis un faux en ecriture authentique
et publique, ou en ecriture de commerce ou de banque, -- Soit par contre-
facon ou alteration d'ecritures ou de signatures, -- Soit par fabrication
de conventions, dispositions, obligations ou decharges, ou par leur inser-
tion apres coup dans ces actes, -- Soit par addition ou alteration de clauses,
de declarations ou de faits que ces actes avaient pour objet de recevoir
et de constater.
r) Fernere Verhandlungen von 1847. a. a. O.
s) Protokolle des Staatsraths, Sitzung vom 7. Mai 1842.
31 *

§§. 247-249. Begriff.
ſchafft, um einen Anderen zu vergiften, der Fälſchung (faux en écri-
tures
) ſchuldig ſei, — nach dem Strafgeſetzbuch unzweifelhaft zu ver-
neinen ſein. In den meiſten Fällen werden jedoch Fälſchungen, die im
Geſetzbuch nicht beſonders unter Strafe geſtellt ſind, als Betrug ge-
ahndet werden können. — Die Fälſchung von Staatspapieren u. ſ. w.
iſt unter dem Münzverbrechen (§. 124.) mit befaßt worden.

II. Der Code pénal hat diejenigen einzelnen Handlungen aufge-
führt, durch welche eine ſtrafbare Schriftfälſchung begangen werden
kann, q) und den Rheiniſchen Juriſten erſchien es ebenfalls durchaus
erforderlich, eine Beſtimmung darüber aufzunehmen, welche Verände-
rungen einer echten Urkunde das Verbrechen der Fälſchung begründen.
„Werden die Geſchworenen gefragt, ob der Angeklagte ſchuldig ſei, eine
Urkunde verfälſcht zu haben, ohne Hinzufügung der Handlung, durch
welche die Fälſchung bewirkt worden, bietet in dieſer Beziehung das
Geſetz nicht einmal einen Anhaltspunkt dar, ſo entbehrt ihr Ausſpruch
der ſicheren Grundlage; es wird überdieß ſich ſehr häufig eine maaßloſe
Diskuſſion darüber eröffnen, ob eine ſtrafbare Veränderung
vorliege.“

Es wurde demnach folgender Zuſatz vorgeſchlagen:

„Eine Urkunde wird verfälſcht, wenn ſie durch Zuſatz, Aus-
löſchung von Worten, Buchſtaben, Zahlen, Unterſcheidungs-
zeichen oder auf andere Art dergeſtalt verändert wird, daß
daraus eine Verletzung der Rechte Anderer hervorgehen kann.“

Eine ſolche Erklärung des Wortes „verfälſcht“ hielt aber die
Staatsraths-Kommiſſion für überflüſſig, da dieſer Ausdruck in ſich klar
ſei, und die vorgeſchlagene Beſtimmung eigentlich nur als eine An-
weiſung an den Aſſiſenpräſidenten über die Art der Frageſtellung
erſcheine. r)

III. Der Urkundenfälſchung iſt es gleichgeſtellt, wenn jemand ein
mit der Unterſchrift eines Anderen verſehenes Papier ohne deſſen Wiſſen
ausfüllt (§. 248.). Die Worte „ohne deſſen Wiſſen“ ſind auf Veran-
laſſung des Staatsraths hinzugefügt worden, um zu bezeichnen, daß
die Ausfüllung des Blankets gegen die Abſicht und den Willen des
Unterſchriebenen geſchehen ſein muß. s)


q) Code pénal. Art. 147. Seront punies des travaux forcés à temps,
toutes autres personnes qui auront commis un faux en écriture authentique
et publique, ou en écriture de commerce ou de banque, — Soit par contre-
façon ou altération d'écritures ou de signatures, — Soit par fabrication
de conventions, dispositions, obligations ou décharges, ou par leur inser-
tion après coup dans ces actes, — Soit par addition ou altération de clauses,
de déclarations ou de faits que ces actes avaient pour objet de recevoir
et de constater.
r) Fernere Verhandlungen von 1847. a. a. O.
s) Protokolle des Staatsraths, Sitzung vom 7. Mai 1842.
31 *
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[475/0485] §§. 247-249. Begriff. ſchafft, um einen Anderen zu vergiften, der Fälſchung (faux en écri- tures) ſchuldig ſei, — nach dem Strafgeſetzbuch unzweifelhaft zu ver- neinen ſein. In den meiſten Fällen werden jedoch Fälſchungen, die im Geſetzbuch nicht beſonders unter Strafe geſtellt ſind, als Betrug ge- ahndet werden können. — Die Fälſchung von Staatspapieren u. ſ. w. iſt unter dem Münzverbrechen (§. 124.) mit befaßt worden. II. Der Code pénal hat diejenigen einzelnen Handlungen aufge- führt, durch welche eine ſtrafbare Schriftfälſchung begangen werden kann, q) und den Rheiniſchen Juriſten erſchien es ebenfalls durchaus erforderlich, eine Beſtimmung darüber aufzunehmen, welche Verände- rungen einer echten Urkunde das Verbrechen der Fälſchung begründen. „Werden die Geſchworenen gefragt, ob der Angeklagte ſchuldig ſei, eine Urkunde verfälſcht zu haben, ohne Hinzufügung der Handlung, durch welche die Fälſchung bewirkt worden, bietet in dieſer Beziehung das Geſetz nicht einmal einen Anhaltspunkt dar, ſo entbehrt ihr Ausſpruch der ſicheren Grundlage; es wird überdieß ſich ſehr häufig eine maaßloſe Diskuſſion darüber eröffnen, ob eine ſtrafbare Veränderung vorliege.“ Es wurde demnach folgender Zuſatz vorgeſchlagen: „Eine Urkunde wird verfälſcht, wenn ſie durch Zuſatz, Aus- löſchung von Worten, Buchſtaben, Zahlen, Unterſcheidungs- zeichen oder auf andere Art dergeſtalt verändert wird, daß daraus eine Verletzung der Rechte Anderer hervorgehen kann.“ Eine ſolche Erklärung des Wortes „verfälſcht“ hielt aber die Staatsraths-Kommiſſion für überflüſſig, da dieſer Ausdruck in ſich klar ſei, und die vorgeſchlagene Beſtimmung eigentlich nur als eine An- weiſung an den Aſſiſenpräſidenten über die Art der Frageſtellung erſcheine. r) III. Der Urkundenfälſchung iſt es gleichgeſtellt, wenn jemand ein mit der Unterſchrift eines Anderen verſehenes Papier ohne deſſen Wiſſen ausfüllt (§. 248.). Die Worte „ohne deſſen Wiſſen“ ſind auf Veran- laſſung des Staatsraths hinzugefügt worden, um zu bezeichnen, daß die Ausfüllung des Blankets gegen die Abſicht und den Willen des Unterſchriebenen geſchehen ſein muß. s) q) Code pénal. Art. 147. Seront punies des travaux forcés à temps, toutes autres personnes qui auront commis un faux en écriture authentique et publique, ou en écriture de commerce ou de banque, — Soit par contre- façon ou altération d'écritures ou de signatures, — Soit par fabrication de conventions, dispositions, obligations ou décharges, ou par leur inser- tion après coup dans ces actes, — Soit par addition ou altération de clauses, de déclarations ou de faits que ces actes avaient pour objet de recevoir et de constater. r) Fernere Verhandlungen von 1847. a. a. O. s) Protokolle des Staatsraths, Sitzung vom 7. Mai 1842. 31 *

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Zitationshilfe: Beseler, Georg: Kommentar über das Strafgesetzbuch für die Preußischen Staaten. Leipzig, 1851, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beseler_kommentar_1851/485>, abgerufen am 22.12.2024.