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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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auf die schweißtriefenden Pferde, die noch von Zeit zu Zeit schwer aufathmeten, ihnen die Gewichtigkeit ihrer damaligen Befürchtungen bewiesen hätte. Manche Geschichte von Irrlichtern und Geistertücke kam aufs Tapet und verkürzte die jetzt doppelt langwierige Fahrt. Doch hielt dieser Stoff nicht bis ans Ende vor, und etwa eine Stunde weit von Jägerhof waren Alle wieder in Schweigen versunken und erwarteten die Ankunft da selbst und die Vollendung ihres Geschicks mit den verschiedenartigsten Gefühlen.

Ein Trupp grün gekleideter junger Leute, die man in der Ferne durch die Felder schweifen sah, unterbrach die Einförmigkeit der eingetretenen Pause. Was giebt's denn hier, daß die jungen Herren aus der Stadt uns heut über die Felder laufen? fragte Töffel. -- Weißt du nicht, erwiderte Klaus, der Herzog hält in Jägerhof eine große Schweinsjagd, und alle Dörfer rund umher sind dazu bestellt. Der Herr Verwalter von Wiesenwerder ist auch dabei. -- Daß dich! sagte Töffel.

Bald sah man wirklich Haufen Landleute von verschiedenen Seiten in der Richtung nach Jägerhof eilen. Man freute sich, den Herzog vielleicht zu erblicken, wenigstens etwas von dem Lärm und der Gesellschaft zu sehen, und Klaus bemerkte, daß doch der beste Schütz in der Runde der Herr Pastor von Jägerhof sei, trotz seines schwarzen Rocks. Unter solchen Gesprächen kam man an den Wald, durch welchen das letzte Stück Weges nach Jägerhof führte. Leicht

auf die schweißtriefenden Pferde, die noch von Zeit zu Zeit schwer aufathmeten, ihnen die Gewichtigkeit ihrer damaligen Befürchtungen bewiesen hätte. Manche Geschichte von Irrlichtern und Geistertücke kam aufs Tapet und verkürzte die jetzt doppelt langwierige Fahrt. Doch hielt dieser Stoff nicht bis ans Ende vor, und etwa eine Stunde weit von Jägerhof waren Alle wieder in Schweigen versunken und erwarteten die Ankunft da selbst und die Vollendung ihres Geschicks mit den verschiedenartigsten Gefühlen.

Ein Trupp grün gekleideter junger Leute, die man in der Ferne durch die Felder schweifen sah, unterbrach die Einförmigkeit der eingetretenen Pause. Was giebt's denn hier, daß die jungen Herren aus der Stadt uns heut über die Felder laufen? fragte Töffel. — Weißt du nicht, erwiderte Klaus, der Herzog hält in Jägerhof eine große Schweinsjagd, und alle Dörfer rund umher sind dazu bestellt. Der Herr Verwalter von Wiesenwerder ist auch dabei. — Daß dich! sagte Töffel.

Bald sah man wirklich Haufen Landleute von verschiedenen Seiten in der Richtung nach Jägerhof eilen. Man freute sich, den Herzog vielleicht zu erblicken, wenigstens etwas von dem Lärm und der Gesellschaft zu sehen, und Klaus bemerkte, daß doch der beste Schütz in der Runde der Herr Pastor von Jägerhof sei, trotz seines schwarzen Rocks. Unter solchen Gesprächen kam man an den Wald, durch welchen das letzte Stück Weges nach Jägerhof führte. Leicht

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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/100>, abgerufen am 29.03.2024.