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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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der Person des Autoris,
eine kurtze Zeit von seinem Herrn Philemone
wegkommen, auf daß ihn sein Herr ewig wieder
hätte. Aber das Maaß der Sanfftmuth gegen
die Jrrenden ist offt in der Welt gar zu klein, und
man will manchmahl zu frühzeitig ein verrencktes
Glied von dem Leibe CHristi und der Kirche ab-
hauen, in welches doch noch kein kalter Brand
gekommen, und das man gar leicht wieder ein-
rencken könte. Und obschon da zuweilen einer,
und der andere von denen behutsamen Aertzten
zu einer gelinden Cur rathen will, so ist er viel zu
niedrig, oder zu jung, daß er Beyfall, oder Gehör
finden solte. Herr, sprach dort Sancho Panssa
zu seinem irrenden Ritter, sehet sie doch nur
recht an, es sind ja keine ungeheure Riesen,
noch Abentheure; glaubt doch das Ding
nicht, es sind ja nur Wind-Mühlen, (und
arme, elende Schäfer auf dem Felde.)

Allein Quixote wolte weder hören, noch sehen.
Das Maul läufft mir schon voll Wasser,
sprach er, ich muß mit ihnen kämpffen. Die-
ses ist ein heiliger Streit, und wir führen
die Kriege des HErrn, wenn wir diß ver-
fluchte Geschlechte von der Erde vertilgen.

p. 73. edit. germ. Die Worte schicken sich vor
einen irrenden Ritter nicht. Es scheinet also,
daß der Autor hiermit den unmäßigen Eifer der
Promachorum seiner Kirche, und der Inquisito-

rum
B b b

der Perſon des Autoris,
eine kurtze Zeit von ſeinem Herrn Philemone
wegkommen, auf daß ihn ſein Herr ewig wieder
haͤtte. Aber das Maaß der Sanfftmuth gegen
die Jrrenden iſt offt in der Welt gar zu klein, und
man will manchmahl zu fruͤhzeitig ein verrencktes
Glied von dem Leibe CHriſti und der Kirche ab-
hauen, in welches doch noch kein kalter Brand
gekommen, und das man gar leicht wieder ein-
rencken koͤnte. Und obſchon da zuweilen einer,
und der andere von denen behutſamen Aertzten
zu einer gelinden Cur rathen will, ſo iſt er viel zu
niedrig, oder zu jung, daß er Beyfall, oder Gehoͤr
finden ſolte. Herr, ſprach dort Sancho Panſſa
zu ſeinem irrenden Ritter, ſehet ſie doch nur
recht an, es ſind ja keine ungeheure Rieſen,
noch Abentheure; glaubt doch das Ding
nicht, es ſind ja nur Wind-Muͤhlen, (und
arme, elende Schaͤfer auf dem Felde.)

Allein Quixote wolte weder hoͤren, noch ſehen.
Das Maul laͤufft mir ſchon voll Waſſer,
ſprach er, ich muß mit ihnen kaͤmpffen. Die-
ſes iſt ein heiliger Streit, und wir fuͤhren
die Kriege des HErrn, wenn wir diß ver-
fluchte Geſchlechte von der Erde vertilgen.

p. 73. edit. germ. Die Worte ſchicken ſich vor
einen irrenden Ritter nicht. Es ſcheinet alſo,
daß der Autor hiermit den unmaͤßigen Eifer der
Promachorum ſeiner Kirche, und der Inquiſito-

rum
B b b
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[753/0799] der Perſon des Autoris, eine kurtze Zeit von ſeinem Herrn Philemone wegkommen, auf daß ihn ſein Herr ewig wieder haͤtte. Aber das Maaß der Sanfftmuth gegen die Jrrenden iſt offt in der Welt gar zu klein, und man will manchmahl zu fruͤhzeitig ein verrencktes Glied von dem Leibe CHriſti und der Kirche ab- hauen, in welches doch noch kein kalter Brand gekommen, und das man gar leicht wieder ein- rencken koͤnte. Und obſchon da zuweilen einer, und der andere von denen behutſamen Aertzten zu einer gelinden Cur rathen will, ſo iſt er viel zu niedrig, oder zu jung, daß er Beyfall, oder Gehoͤr finden ſolte. Herr, ſprach dort Sancho Panſſa zu ſeinem irrenden Ritter, ſehet ſie doch nur recht an, es ſind ja keine ungeheure Rieſen, noch Abentheure; glaubt doch das Ding nicht, es ſind ja nur Wind-Muͤhlen, (und arme, elende Schaͤfer auf dem Felde.) Allein Quixote wolte weder hoͤren, noch ſehen. Das Maul laͤufft mir ſchon voll Waſſer, ſprach er, ich muß mit ihnen kaͤmpffen. Die- ſes iſt ein heiliger Streit, und wir fuͤhren die Kriege des HErrn, wenn wir diß ver- fluchte Geſchlechte von der Erde vertilgen. p. 73. edit. germ. Die Worte ſchicken ſich vor einen irrenden Ritter nicht. Es ſcheinet alſo, daß der Autor hiermit den unmaͤßigen Eifer der Promachorum ſeiner Kirche, und der Inquiſito- rum B b b

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/799>, abgerufen am 22.11.2024.