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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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fähig sie zu vertreiben,
gang vorzunehmen. Jch gieng also zur Wind-
mühl-Gasse hinaus, in Willens nach Wage
zu gehen, und diß mit allem Fleiß, weil ich
durch den weiten Weg desto besser Motion ma-
chen, und auch durch schwitzen mir eine Güte
thun möchte; indem vielfältigmahl durch schwi-
tzen, wenn es ohne Artzney, und durch bloße Be-
wegung des Leibes geschehen, ich meine Zufälle
erträglicher, und erleidlicher gemacht. Allein
diesesmahl kam ich sehr übel an. Jch hatte
diesen einsamen Weg, auf welchem vielfältig-
mahl weder Mensch, noch Hund anzutreffen,
mir auserlesen, um desto beßer im gehen medi-
ti
ren zu können; allein, da ich schon ziemlich
weit von der Stadt entfernet war, so fieng an
mein Ubel rege zu werden, und in kurtzem schlug
die Furcht zu, daß auf diesem Wege kein einiger
Mensch zu finden wäre, der mir könte beysprin-
gen, wenn das Ubel überhand nehmen solte.
Was das vor ein erbärmlicher, ängstlicher Weg
gewesen, und wie ich mit Furcht und Hoffnung
gerungen, nachdem das Ubel bald nachließ,
bald wieder anband, daran werde ich mein leb-
tage gedencken; doch aber auch nicht gar zu
umständlich, denn meine schwache Imagination
erlaubt mir anders nicht, als nur summarisch
und überhaupt an die Gefährlichkeiten zu den-
cken, in welchen ich gestecket, und aus welchen

mich

faͤhig ſie zu vertreiben,
gang vorzunehmen. Jch gieng alſo zur Wind-
muͤhl-Gaſſe hinaus, in Willens nach Wage
zu gehen, und diß mit allem Fleiß, weil ich
durch den weiten Weg deſto beſſer Motion ma-
chen, und auch durch ſchwitzen mir eine Guͤte
thun moͤchte; indem vielfaͤltigmahl durch ſchwi-
tzen, wenn es ohne Artzney, und durch bloße Be-
wegung des Leibes geſchehen, ich meine Zufaͤlle
ertraͤglicher, und erleidlicher gemacht. Allein
dieſesmahl kam ich ſehr uͤbel an. Jch hatte
dieſen einſamen Weg, auf welchem vielfaͤltig-
mahl weder Menſch, noch Hund anzutreffen,
mir auserleſen, um deſto beßer im gehen medi-
ti
ren zu koͤnnen; allein, da ich ſchon ziemlich
weit von der Stadt entfernet war, ſo fieng an
mein Ubel rege zu werden, und in kurtzem ſchlug
die Furcht zu, daß auf dieſem Wege kein einiger
Menſch zu finden waͤre, der mir koͤnte beyſprin-
gen, wenn das Ubel uͤberhand nehmen ſolte.
Was das vor ein erbaͤrmlicher, aͤngſtlicher Weg
geweſen, und wie ich mit Furcht und Hoffnung
gerungen, nachdem das Ubel bald nachließ,
bald wieder anband, daran werde ich mein leb-
tage gedencken; doch aber auch nicht gar zu
umſtaͤndlich, denn meine ſchwache Imagination
erlaubt mir anders nicht, als nur ſummariſch
und uͤberhaupt an die Gefaͤhrlichkeiten zu den-
cken, in welchen ich geſtecket, und aus welchen

mich
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[644/0690] faͤhig ſie zu vertreiben, gang vorzunehmen. Jch gieng alſo zur Wind- muͤhl-Gaſſe hinaus, in Willens nach Wage zu gehen, und diß mit allem Fleiß, weil ich durch den weiten Weg deſto beſſer Motion ma- chen, und auch durch ſchwitzen mir eine Guͤte thun moͤchte; indem vielfaͤltigmahl durch ſchwi- tzen, wenn es ohne Artzney, und durch bloße Be- wegung des Leibes geſchehen, ich meine Zufaͤlle ertraͤglicher, und erleidlicher gemacht. Allein dieſesmahl kam ich ſehr uͤbel an. Jch hatte dieſen einſamen Weg, auf welchem vielfaͤltig- mahl weder Menſch, noch Hund anzutreffen, mir auserleſen, um deſto beßer im gehen medi- tiren zu koͤnnen; allein, da ich ſchon ziemlich weit von der Stadt entfernet war, ſo fieng an mein Ubel rege zu werden, und in kurtzem ſchlug die Furcht zu, daß auf dieſem Wege kein einiger Menſch zu finden waͤre, der mir koͤnte beyſprin- gen, wenn das Ubel uͤberhand nehmen ſolte. Was das vor ein erbaͤrmlicher, aͤngſtlicher Weg geweſen, und wie ich mit Furcht und Hoffnung gerungen, nachdem das Ubel bald nachließ, bald wieder anband, daran werde ich mein leb- tage gedencken; doch aber auch nicht gar zu umſtaͤndlich, denn meine ſchwache Imagination erlaubt mir anders nicht, als nur ſummariſch und uͤberhaupt an die Gefaͤhrlichkeiten zu den- cken, in welchen ich geſtecket, und aus welchen mich

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/690>, abgerufen am 22.11.2024.