den Brief parat halten. Jch that es. Um 10. Uhr kam der Ausreiter, und begehrte von mir den Brief, den ich ihm auch versiegelt ein- händigte. Sobald sie auf dem Rath-Hause den Brief, und zwar das Original sehen, und lesen, so schicken sie zu des Studenten Kochs, der den Brief geschrieben, Vater, und lassen ihn auf das Rath-Haus holen, und fragen ihn: Ob das seines Sohnes Brief und Hand sey. Er, der Vater affirmirte es, und bringet noch etliche andere Briefe, so sein Sohn geschrieben, zum Vorschein, solches noch mehr zu bekräfftigen. Was geschiehet? Der Rath schickt von Stund an den Brief mit dem Ausreiter dem Herrn In- spector zu, und läst ihm sagen: da könne er sich darinne ersehen und lernen, daß M. Bernd wohl kein Betrüger, und kein Mensch sey, der falsche Briefe mache: es wäre gar kein Zwei- fel, daß ihn Koch geschrieben, denn sein Vater habe es selbst gestanden, daß es seines Sohnes Hand sey. Herr D. Pezold, ein Medicus, der bey D. Schwemlern im Hause wohnte, hat mir solches alles erzehlet, und bezeuget, daß er alles aus des Syndici Munde habe. Was Herr Inspector Neumann mag dazu gedacht haben, weiß ich nicht; was er aber vor Mesures seines Sohnes wegen nach der Zeit genommen, soll besser unten erzehlet werden.
Nun
und durch Inſpector Neumannen
den Brief parat halten. Jch that es. Um 10. Uhr kam der Ausreiter, und begehrte von mir den Brief, den ich ihm auch verſiegelt ein- haͤndigte. Sobald ſie auf dem Rath-Hauſe den Brief, und zwar das Original ſehen, und leſen, ſo ſchicken ſie zu des Studenten Kochs, der den Brief geſchrieben, Vater, und laſſen ihn auf das Rath-Haus holen, und fragen ihn: Ob das ſeines Sohnes Brief und Hand ſey. Er, der Vater affirmirte es, und bringet noch etliche andere Briefe, ſo ſein Sohn geſchrieben, zum Vorſchein, ſolches noch mehr zu bekraͤfftigen. Was geſchiehet? Der Rath ſchickt von Stund an den Brief mit dem Ausreiter dem Herrn In- ſpector zu, und laͤſt ihm ſagen: da koͤnne er ſich darinne erſehen und lernen, daß M. Bernd wohl kein Betruͤger, und kein Menſch ſey, der falſche Briefe mache: es waͤre gar kein Zwei- fel, daß ihn Koch geſchrieben, denn ſein Vater habe es ſelbſt geſtanden, daß es ſeines Sohnes Hand ſey. Herr D. Pezold, ein Medicus, der bey D. Schwemlern im Hauſe wohnte, hat mir ſolches alles erzehlet, und bezeuget, daß er alles aus des Syndici Munde habe. Was Herr Inſpector Neumann mag dazu gedacht haben, weiß ich nicht; was er aber vor Meſures ſeines Sohnes wegen nach der Zeit genommen, ſoll beſſer unten erzehlet werden.
Nun
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und durch Inſpector Neumannen
den Brief parat halten. Jch that es. Um
10. Uhr kam der Ausreiter, und begehrte von
mir den Brief, den ich ihm auch verſiegelt ein-
haͤndigte. Sobald ſie auf dem Rath-Hauſe
den Brief, und zwar das Original ſehen, und
leſen, ſo ſchicken ſie zu des Studenten Kochs, der
den Brief geſchrieben, Vater, und laſſen ihn
auf das Rath-Haus holen, und fragen ihn: Ob
das ſeines Sohnes Brief und Hand ſey. Er,
der Vater affirmirte es, und bringet noch etliche
andere Briefe, ſo ſein Sohn geſchrieben, zum
Vorſchein, ſolches noch mehr zu bekraͤfftigen.
Was geſchiehet? Der Rath ſchickt von Stund
an den Brief mit dem Ausreiter dem Herrn In-
ſpector zu, und laͤſt ihm ſagen: da koͤnne er
ſich darinne erſehen und lernen, daß M. Bernd
wohl kein Betruͤger, und kein Menſch ſey, der
falſche Briefe mache: es waͤre gar kein Zwei-
fel, daß ihn Koch geſchrieben, denn ſein Vater
habe es ſelbſt geſtanden, daß es ſeines Sohnes
Hand ſey. Herr D. Pezold, ein Medicus, der
bey D. Schwemlern im Hauſe wohnte, hat mir
ſolches alles erzehlet, und bezeuget, daß er alles
aus des Syndici Munde habe. Was Herr
Inſpector Neumann mag dazu gedacht haben,
weiß ich nicht; was er aber vor Meſures ſeines
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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