lern, der zwar schon Alters wegen einen Sub- stitutum hatte, aber doch noch öffters auf das Rath-Haus gieng, und viel zu sprechen hatte. Als ich demselben erzehlte, was Herr Inspector Neumann zu mir gesagt, so erstaunte er über des Mannes Politique und Verstellung, und noch mehr über seine Furcht, daß er nicht das Hertze gehabt, mir selbst vorzuhalten, und mich wegen des zur Rede zu setzen, dessen er mich beschuldi- get. Der HerrInspectorselbst ist es, sprach er, der ihn so schwartz bey uns gemacht hat, und ihn bisher am predigen gehindert: er giebt ihm Schuld, er habe falsche Briefe erdichtet, und Uneinigkeit zwischen ihm und Buddeo,undD.Neumannen in Wittenberg stifften wollen. Jch erzehlte dem Herrn Syndico die gantze Affaire wegen des Briefes, den, wie oben gedacht, ein Studiosus von Wit- tenberg an einen Studiosum nach Leipzig geschrie- ben; betheuerte, daß es keine erdichtete Sache sey, und zu mehrerer Versicherung hätte ich den Brief mit nach Breßlau gebracht, indem es mir recht geahndet, daß ich dieses Briefes wegen Verantwortung haben dürffte. Der Syndicus war froh, da er solches hörete, und sagte: Wenn dem also wäre, so solte meine Sache bald gut werden: er wolte morgen auf das Rath-Haus gehen, und ich solte mich nur zu Hause, und
den
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nicht auf die Cantzel gelaſſen,
lern, der zwar ſchon Alters wegen einen Sub- ſtitutum hatte, aber doch noch oͤffters auf das Rath-Haus gieng, und viel zu ſprechen hatte. Als ich demſelben erzehlte, was Herr Inſpector Neumann zu mir geſagt, ſo erſtaunte er uͤber des Mannes Politique und Verſtellung, und noch mehr uͤber ſeine Furcht, daß er nicht das Hertze gehabt, mir ſelbſt vorzuhalten, und mich wegen des zur Rede zu ſetzen, deſſen er mich beſchuldi- get. Der HerrInſpectorſelbſt iſt es, ſprach er, der ihn ſo ſchwartz bey uns gemacht hat, und ihn bisher am predigen gehindert: er giebt ihm Schuld, er habe falſche Briefe erdichtet, und Uneinigkeit zwiſchen ihm und Buddeo,undD.Neumannen in Wittenberg ſtifften wollen. Jch erzehlte dem Herrn Syndico die gantze Affaire wegen des Briefes, den, wie oben gedacht, ein Studioſus von Wit- tenberg an einen Studioſum nach Leipzig geſchrie- ben; betheuerte, daß es keine erdichtete Sache ſey, und zu mehrerer Verſicherung haͤtte ich den Brief mit nach Breßlau gebracht, indem es mir recht geahndet, daß ich dieſes Briefes wegen Verantwortung haben duͤrffte. Der Syndicus war froh, da er ſolches hoͤrete, und ſagte: Wenn dem alſo waͤre, ſo ſolte meine Sache bald gut werden: er wolte morgen auf das Rath-Haus gehen, und ich ſolte mich nur zu Hauſe, und
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nicht auf die Cantzel gelaſſen,
lern, der zwar ſchon Alters wegen einen Sub-
ſtitutum hatte, aber doch noch oͤffters auf das
Rath-Haus gieng, und viel zu ſprechen hatte.
Als ich demſelben erzehlte, was Herr Inſpector
Neumann zu mir geſagt, ſo erſtaunte er uͤber des
Mannes Politique und Verſtellung, und noch
mehr uͤber ſeine Furcht, daß er nicht das Hertze
gehabt, mir ſelbſt vorzuhalten, und mich wegen
des zur Rede zu ſetzen, deſſen er mich beſchuldi-
get. Der Herr Inſpector ſelbſt iſt es, ſprach
er, der ihn ſo ſchwartz bey uns gemacht hat,
und ihn bisher am predigen gehindert: er
giebt ihm Schuld, er habe falſche Briefe
erdichtet, und Uneinigkeit zwiſchen ihm und
Buddeo, und D. Neumannen in Wittenberg
ſtifften wollen. Jch erzehlte dem Herrn
Syndico die gantze Affaire wegen des Briefes,
den, wie oben gedacht, ein Studioſus von Wit-
tenberg an einen Studioſum nach Leipzig geſchrie-
ben; betheuerte, daß es keine erdichtete Sache
ſey, und zu mehrerer Verſicherung haͤtte ich den
Brief mit nach Breßlau gebracht, indem es mir
recht geahndet, daß ich dieſes Briefes wegen
Verantwortung haben duͤrffte. Der Syndicus
war froh, da er ſolches hoͤrete, und ſagte: Wenn
dem alſo waͤre, ſo ſolte meine Sache bald gut
werden: er wolte morgen auf das Rath-Haus
gehen, und ich ſolte mich nur zu Hauſe, und
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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