Dieb, der ihm das Geld entwendet, oder ihn darum betrogen, wäre in Loco, oder anders noch wo vorhanden; was machst du, was thust du, zu wem gehest du? verklagest du ihn, oder verklagst du ihn nicht? welchen Ju- risten nimmst du an? das sind lauter Dinge, die ihm so heiß und angst machen, daß er, HErr JEsu erbarme dich mein, zu ruffen und zu schreyen anfangen wird, weil er nichts mehr besorgen kan. Will er sich des Dinges entschlagen, er kan nicht: will er den Ver- lust verschmertzen, da entstehet neue Furcht, GOtt zu beleidigen: du machst die Gott- losen ärger, denckt er, wenn du schweigest, du bist Haushalter über GOttes Güther, und wilst sie nicht retten; wie viel Gu- tes köntest du mit diesem Gelde den Ar- men thun, wenn du es wieder bekä- mest? etc. Das läst ihn nicht schlafen; und wenn er eine Nacht nicht geschlafen, so wird er von den Dingen, die ihm den Kopff eingenom- men, so schwach, daß er die andere Nacht wie- der nicht schlafen kan. Nun verfällt er in die Kranckheit derer, die mit schwachem Haupte beladen, und bey denen wider ihren Willen aus obangeführten Ursachen alle schreckliche Gedan- cken entstehen, die nur zu erdencken. Und wenn er auch zuvor noch nicht mit der Idee von
dem
obwol deren wenige
Dieb, der ihm das Geld entwendet, oder ihn darum betrogen, waͤre in Loco, oder anders noch wo vorhanden; was machſt du, was thuſt du, zu wem geheſt du? verklageſt du ihn, oder verklagſt du ihn nicht? welchen Ju- riſten nimmſt du an? das ſind lauter Dinge, die ihm ſo heiß und angſt machen, daß er, HErr JEſu erbarme dich mein, zu ruffen und zu ſchreyen anfangen wird, weil er nichts mehr beſorgen kan. Will er ſich des Dinges entſchlagen, er kan nicht: will er den Ver- luſt verſchmertzen, da entſtehet neue Furcht, GOtt zu beleidigen: du machſt die Gott- loſen aͤrger, denckt er, wenn du ſchweigeſt, du biſt Haushalter uͤber GOttes Guͤther, und wilſt ſie nicht retten; wie viel Gu- tes koͤnteſt du mit dieſem Gelde den Ar- men thun, wenn du es wieder bekaͤ- meſt? ꝛc. Das laͤſt ihn nicht ſchlafen; und wenn er eine Nacht nicht geſchlafen, ſo wird er von den Dingen, die ihm den Kopff eingenom- men, ſo ſchwach, daß er die andere Nacht wie- der nicht ſchlafen kan. Nun verfaͤllt er in die Kranckheit derer, die mit ſchwachem Haupte beladen, und bey denen wider ihren Willen aus obangefuͤhrten Urſachen alle ſchreckliche Gedan- cken entſtehen, die nur zu erdencken. Und wenn er auch zuvor noch nicht mit der Idée von
dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0413"n="367"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">obwol deren wenige</hi></fw><lb/>
Dieb, der ihm das Geld entwendet, oder ihn<lb/>
darum betrogen, waͤre in <hirendition="#aq">Loco,</hi> oder anders<lb/>
noch wo vorhanden; <hirendition="#fr">was machſt du, was<lb/>
thuſt du, zu wem geheſt du?</hi> verklageſt du<lb/>
ihn, oder verklagſt du ihn nicht? welchen <hirendition="#aq">Ju-<lb/>
riſt</hi>en nimmſt du an? das ſind lauter Dinge,<lb/>
die ihm ſo heiß und angſt machen, daß er,<lb/><hirendition="#fr">HErr JEſu erbarme dich mein,</hi> zu ruffen<lb/>
und zu ſchreyen anfangen wird, weil er nichts<lb/>
mehr beſorgen kan. Will er ſich des Dinges<lb/>
entſchlagen, er kan nicht: will er den Ver-<lb/>
luſt verſchmertzen, da entſtehet neue Furcht,<lb/>
GOtt zu beleidigen: <hirendition="#fr">du machſt die Gott-<lb/>
loſen aͤrger,</hi> denckt er, <hirendition="#fr">wenn du ſchweigeſt,<lb/>
du biſt Haushalter uͤber GOttes Guͤther,<lb/>
und wilſt ſie nicht retten; wie viel Gu-<lb/>
tes koͤnteſt du mit dieſem Gelde den Ar-<lb/>
men thun, wenn du es wieder bekaͤ-<lb/>
meſt? ꝛc.</hi> Das laͤſt ihn nicht ſchlafen; und<lb/>
wenn er eine Nacht nicht geſchlafen, ſo wird er<lb/>
von den Dingen, die ihm den Kopff eingenom-<lb/>
men, ſo ſchwach, daß er die andere Nacht wie-<lb/>
der nicht ſchlafen kan. Nun verfaͤllt er in die<lb/>
Kranckheit derer, die mit ſchwachem Haupte<lb/>
beladen, und bey denen wider ihren Willen aus<lb/>
obangefuͤhrten Urſachen alle ſchreckliche Gedan-<lb/>
cken entſtehen, die nur zu erdencken. Und<lb/>
wenn er auch zuvor noch nicht mit der <hirendition="#aq">Idée</hi> von<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[367/0413]
obwol deren wenige
Dieb, der ihm das Geld entwendet, oder ihn
darum betrogen, waͤre in Loco, oder anders
noch wo vorhanden; was machſt du, was
thuſt du, zu wem geheſt du? verklageſt du
ihn, oder verklagſt du ihn nicht? welchen Ju-
riſten nimmſt du an? das ſind lauter Dinge,
die ihm ſo heiß und angſt machen, daß er,
HErr JEſu erbarme dich mein, zu ruffen
und zu ſchreyen anfangen wird, weil er nichts
mehr beſorgen kan. Will er ſich des Dinges
entſchlagen, er kan nicht: will er den Ver-
luſt verſchmertzen, da entſtehet neue Furcht,
GOtt zu beleidigen: du machſt die Gott-
loſen aͤrger, denckt er, wenn du ſchweigeſt,
du biſt Haushalter uͤber GOttes Guͤther,
und wilſt ſie nicht retten; wie viel Gu-
tes koͤnteſt du mit dieſem Gelde den Ar-
men thun, wenn du es wieder bekaͤ-
meſt? ꝛc. Das laͤſt ihn nicht ſchlafen; und
wenn er eine Nacht nicht geſchlafen, ſo wird er
von den Dingen, die ihm den Kopff eingenom-
men, ſo ſchwach, daß er die andere Nacht wie-
der nicht ſchlafen kan. Nun verfaͤllt er in die
Kranckheit derer, die mit ſchwachem Haupte
beladen, und bey denen wider ihren Willen aus
obangefuͤhrten Urſachen alle ſchreckliche Gedan-
cken entſtehen, die nur zu erdencken. Und
wenn er auch zuvor noch nicht mit der Idée von
dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/413>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.