So gehets auch hier zu mit solchen Leu- ten, von denen wir reden. Der arme Me- lancholicus, der von schwachem Leibe und schwachen Nerven, und dessen Imagination manchmahl noch dazu mit dem Bilde des Selbst-Mords vergifftet und angestecket, wie die Frau M. Herrmannin, die ich oben ange- führet, kan nichts mehr besorgen, solten es auch nur Kleinigkeiten seyn, die gar nichts heißen, und wo ein Gesunder und Starcker den Augen- blick die Resolution zu erfinden weiß. Bringe einen Melancholicum um etliche hundert Tha- ler, wofern er durch die Religion zu einem gu- ten Christen gemachet worden, er wird nicht gei- tzig seyn, wie unbekehrte Melancholici zu seyn pflegen. Jn der Seele wird er wahrhafftig die hundert Thaler vor nichts halten. Jst er doch bereit, alle sein Vermögen, ja wenn die Welt seine wäre, hinzugeben, wenn du ihn nur von dem Bilde des Selbst-Mordes befreyen köntest, welches lange Zeit bey ihm zuvor, ehe er dieses Geldes verlustig worden, entstanden, und durch welches Bild er Tag und Nacht ge- quählet wird. Er kan aber in solchem Zu- stande auch nicht mehr die nöthigste Sorge, und mäßige Betrübniß über solchen Verlust ausstehen, die man einem andern Menschen gar nicht vor übel würde halten. Gesetzt, der
Dieb,
und da angetroffen werden,
So gehets auch hier zu mit ſolchen Leu- ten, von denen wir reden. Der arme Me- lancholicus, der von ſchwachem Leibe und ſchwachen Nerven, und deſſen Imagination manchmahl noch dazu mit dem Bilde des Selbſt-Mords vergifftet und angeſtecket, wie die Frau M. Herrmannin, die ich oben ange- fuͤhret, kan nichts mehr beſorgen, ſolten es auch nur Kleinigkeiten ſeyn, die gar nichts heißen, und wo ein Geſunder und Starcker den Augen- blick die Reſolution zu erfinden weiß. Bringe einen Melancholicum um etliche hundert Tha- ler, wofern er durch die Religion zu einem gu- ten Chriſten gemachet worden, er wird nicht gei- tzig ſeyn, wie unbekehrte Melancholici zu ſeyn pflegen. Jn der Seele wird er wahrhafftig die hundert Thaler vor nichts halten. Jſt er doch bereit, alle ſein Vermoͤgen, ja wenn die Welt ſeine waͤre, hinzugeben, wenn du ihn nur von dem Bilde des Selbſt-Mordes befreyen koͤnteſt, welches lange Zeit bey ihm zuvor, ehe er dieſes Geldes verluſtig worden, entſtanden, und durch welches Bild er Tag und Nacht ge- quaͤhlet wird. Er kan aber in ſolchem Zu- ſtande auch nicht mehr die noͤthigſte Sorge, und maͤßige Betruͤbniß uͤber ſolchen Verluſt ausſtehen, die man einem andern Menſchen gar nicht vor uͤbel wuͤrde halten. Geſetzt, der
Dieb,
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und da angetroffen werden,
So gehets auch hier zu mit ſolchen Leu-
ten, von denen wir reden. Der arme Me-
lancholicus, der von ſchwachem Leibe und
ſchwachen Nerven, und deſſen Imagination
manchmahl noch dazu mit dem Bilde des
Selbſt-Mords vergifftet und angeſtecket, wie
die Frau M. Herrmannin, die ich oben ange-
fuͤhret, kan nichts mehr beſorgen, ſolten es auch
nur Kleinigkeiten ſeyn, die gar nichts heißen,
und wo ein Geſunder und Starcker den Augen-
blick die Reſolution zu erfinden weiß. Bringe
einen Melancholicum um etliche hundert Tha-
ler, wofern er durch die Religion zu einem gu-
ten Chriſten gemachet worden, er wird nicht gei-
tzig ſeyn, wie unbekehrte Melancholici zu ſeyn
pflegen. Jn der Seele wird er wahrhafftig
die hundert Thaler vor nichts halten. Jſt er
doch bereit, alle ſein Vermoͤgen, ja wenn die
Welt ſeine waͤre, hinzugeben, wenn du ihn nur
von dem Bilde des Selbſt-Mordes befreyen
koͤnteſt, welches lange Zeit bey ihm zuvor, ehe
er dieſes Geldes verluſtig worden, entſtanden,
und durch welches Bild er Tag und Nacht ge-
quaͤhlet wird. Er kan aber in ſolchem Zu-
ſtande auch nicht mehr die noͤthigſte Sorge,
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ausſtehen, die man einem andern Menſchen gar
nicht vor uͤbel wuͤrde halten. Geſetzt, der
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/412>, abgerufen am 23.11.2024.
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