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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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und weiset, wie sie es zu machen,
vor 6. Jahren, An. 1732. gegen Martini, war
fast kein Haus, wo die Leute auf einen Nebel, so
gefallen, nicht schrecklich husten musten, und sich
des Fiebers kaum erwehren kunten. Vor 4.
Jahren bekamen überaus viel alte Leute Zufälle
von der blinden güldenen Ader; und diejenigen,
bey welchen sie schon zum Fluxu gekommen
war, geriethen in unordentlichen Zustand, so daß
dieselbe entweder außen blieb, oder der Fluxus zu
starck war. Wo du mir hier noch nicht glau-
best, daß Kranckheiten und Seuchen der Witte-
rung zuzuschreiben, so sage mir doch, warum
bey langen Zeiten her nicht so viel Kinder an Bo-
cken gestorben und kranck gewesen, als im vori-
gen Jahre? Und siehe, so ist auch eine beson-
dere Witterung, welche macht, daß die Men-
schen in großer Menge die Miltzsucht bekommen,
welche sie sonst nicht gehabt, oder doch in größerm
Maaß damit behafftet werden. Wo die Me-
dici
von An. 1735 bis 1736. auf ihre Patienten
Achtung gegeben haben, so werden sie mir Bey-
fall geben, daß es dasselbe Jahr eine sehr gemeine
Kranckheit, und gemeiner, als sonst gewesen.
Wer nun weiß, was die Melancholia hypo-
chondriaca
vor übele Folgen nach sich ziehet, der
wird leicht begreiffen können, woher es gekom-
men, daß in eben demselben Jahre von allen
Orten her Nachrichten von Leuten einlieffen, die

sich

und weiſet, wie ſie es zu machen,
vor 6. Jahren, An. 1732. gegen Martini, war
faſt kein Haus, wo die Leute auf einen Nebel, ſo
gefallen, nicht ſchrecklich huſten muſten, und ſich
des Fiebers kaum erwehren kunten. Vor 4.
Jahren bekamen uͤberaus viel alte Leute Zufaͤlle
von der blinden guͤldenen Ader; und diejenigen,
bey welchen ſie ſchon zum Fluxu gekommen
war, geriethen in unordentlichen Zuſtand, ſo daß
dieſelbe entweder außen blieb, oder der Fluxus zu
ſtarck war. Wo du mir hier noch nicht glau-
beſt, daß Kranckheiten und Seuchen der Witte-
rung zuzuſchreiben, ſo ſage mir doch, warum
bey langen Zeiten her nicht ſo viel Kinder an Bo-
cken geſtorben und kranck geweſen, als im vori-
gen Jahre? Und ſiehe, ſo iſt auch eine beſon-
dere Witterung, welche macht, daß die Men-
ſchen in großer Menge die Miltzſucht bekommen,
welche ſie ſonſt nicht gehabt, oder doch in groͤßerm
Maaß damit behafftet werden. Wo die Me-
dici
von An. 1735 bis 1736. auf ihre Patienten
Achtung gegeben haben, ſo werden ſie mir Bey-
fall geben, daß es daſſelbe Jahr eine ſehr gemeine
Kranckheit, und gemeiner, als ſonſt geweſen.
Wer nun weiß, was die Melancholia hypo-
chondriaca
vor uͤbele Folgen nach ſich ziehet, der
wird leicht begreiffen koͤnnen, woher es gekom-
men, daß in eben demſelben Jahre von allen
Orten her Nachrichten von Leuten einlieffen, die

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[356/0402] und weiſet, wie ſie es zu machen, vor 6. Jahren, An. 1732. gegen Martini, war faſt kein Haus, wo die Leute auf einen Nebel, ſo gefallen, nicht ſchrecklich huſten muſten, und ſich des Fiebers kaum erwehren kunten. Vor 4. Jahren bekamen uͤberaus viel alte Leute Zufaͤlle von der blinden guͤldenen Ader; und diejenigen, bey welchen ſie ſchon zum Fluxu gekommen war, geriethen in unordentlichen Zuſtand, ſo daß dieſelbe entweder außen blieb, oder der Fluxus zu ſtarck war. Wo du mir hier noch nicht glau- beſt, daß Kranckheiten und Seuchen der Witte- rung zuzuſchreiben, ſo ſage mir doch, warum bey langen Zeiten her nicht ſo viel Kinder an Bo- cken geſtorben und kranck geweſen, als im vori- gen Jahre? Und ſiehe, ſo iſt auch eine beſon- dere Witterung, welche macht, daß die Men- ſchen in großer Menge die Miltzſucht bekommen, welche ſie ſonſt nicht gehabt, oder doch in groͤßerm Maaß damit behafftet werden. Wo die Me- dici von An. 1735 bis 1736. auf ihre Patienten Achtung gegeben haben, ſo werden ſie mir Bey- fall geben, daß es daſſelbe Jahr eine ſehr gemeine Kranckheit, und gemeiner, als ſonſt geweſen. Wer nun weiß, was die Melancholia hypo- chondriaca vor uͤbele Folgen nach ſich ziehet, der wird leicht begreiffen koͤnnen, woher es gekom- men, daß in eben demſelben Jahre von allen Orten her Nachrichten von Leuten einlieffen, die ſich

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/402>, abgerufen am 25.11.2024.