mahls aus Schertz das Paradoxon behauptet, und gesagt: unser Leib urtheilet. Auf gewisse Weise könte mans wol noch vertheidi- gen. Mein Miltz, und die aus dessen Ver- stopffungen entstandene Furcht macht mich ein Ubel antreffen, wo keines ist, und macht mich es auch größer antreffen, als es ist. Der kränckliche Leib macht, daß ein Posementirer vor dem Peters-Thore, wenn er mit Miltz- und Hertzens-Angst geplaget war, sich Objecta zu seinem gezwungenen Affecte suchte, und meynte, er werde noch erhungern müssen, und an Bettel-Stab gerathen; dahingegen, wenn er dieses Ubels los war, er sein gutes und zu- längliches Vermögen mit einem wahren Ur- theil ansahe, und ohne Angst und Furcht den Armen von seinen Güthern reichlich mittheilen kunte.
Herr Scriver hat in seinem berühmten Seelen-Schatze ein besonder groß Creutz und Anfechtung aus diesem Zustande gemacht; in- dem er in einer besondern Predigt von Furcht, Angst, und Schrecken gläubiger Kinder GOt- tes gehandelt. Und freylich hat der Mensch zu solcher Zeit mit seinem Leibe, und mit sei- nem Fleisch und Blut genug zu streiten und zu kämpffen, und kan solcher kräncklicher Zustand zu vielem Guten, zur Ubung des Gebets, zur
Stär-
in welcher gezeiget wird,
mahls aus Schertz das Paradoxon behauptet, und geſagt: unſer Leib urtheilet. Auf gewiſſe Weiſe koͤnte mans wol noch vertheidi- gen. Mein Miltz, und die aus deſſen Ver- ſtopffungen entſtandene Furcht macht mich ein Ubel antreffen, wo keines iſt, und macht mich es auch groͤßer antreffen, als es iſt. Der kraͤnckliche Leib macht, daß ein Poſementirer vor dem Peters-Thore, wenn er mit Miltz- und Hertzens-Angſt geplaget war, ſich Objecta zu ſeinem gezwungenen Affecte ſuchte, und meynte, er werde noch erhungern muͤſſen, und an Bettel-Stab gerathen; dahingegen, wenn er dieſes Ubels los war, er ſein gutes und zu- laͤngliches Vermoͤgen mit einem wahren Ur- theil anſahe, und ohne Angſt und Furcht den Armen von ſeinen Guͤthern reichlich mittheilen kunte.
Herr Scriver hat in ſeinem beruͤhmten Seelen-Schatze ein beſonder groß Creutz und Anfechtung aus dieſem Zuſtande gemacht; in- dem er in einer beſondern Predigt von Furcht, Angſt, und Schrecken glaͤubiger Kinder GOt- tes gehandelt. Und freylich hat der Menſch zu ſolcher Zeit mit ſeinem Leibe, und mit ſei- nem Fleiſch und Blut genug zu ſtreiten und zu kaͤmpffen, und kan ſolcher kraͤncklicher Zuſtand zu vielem Guten, zur Ubung des Gebets, zur
Staͤr-
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in welcher gezeiget wird,
mahls aus Schertz das Paradoxon behauptet,
und geſagt: unſer Leib urtheilet. Auf
gewiſſe Weiſe koͤnte mans wol noch vertheidi-
gen. Mein Miltz, und die aus deſſen Ver-
ſtopffungen entſtandene Furcht macht mich ein
Ubel antreffen, wo keines iſt, und macht mich
es auch groͤßer antreffen, als es iſt. Der
kraͤnckliche Leib macht, daß ein Poſementirer
vor dem Peters-Thore, wenn er mit Miltz-
und Hertzens-Angſt geplaget war, ſich Objecta
zu ſeinem gezwungenen Affecte ſuchte, und
meynte, er werde noch erhungern muͤſſen, und
an Bettel-Stab gerathen; dahingegen, wenn
er dieſes Ubels los war, er ſein gutes und zu-
laͤngliches Vermoͤgen mit einem wahren Ur-
theil anſahe, und ohne Angſt und Furcht den
Armen von ſeinen Guͤthern reichlich mittheilen
kunte.
Herr Scriver hat in ſeinem beruͤhmten
Seelen-Schatze ein beſonder groß Creutz und
Anfechtung aus dieſem Zuſtande gemacht; in-
dem er in einer beſondern Predigt von Furcht,
Angſt, und Schrecken glaͤubiger Kinder GOt-
tes gehandelt. Und freylich hat der Menſch
zu ſolcher Zeit mit ſeinem Leibe, und mit ſei-
nem Fleiſch und Blut genug zu ſtreiten und zu
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/344>, abgerufen am 25.11.2024.
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