nunfft nicht die Würckungen der Imagination hemmet. Ja wenn auch eben die Imagination noch nicht so starck worden ist, als die Sensation, so hat der Mensch doch alle Mühe und Noth, daß er nicht mit den Händen, oder mit dem Leibe das thut, was er sich so lebhafft vorstellt. Hat ein sol- cher Mensch z. E. einen Stein in Händen, und bekommt ein lebendiges Bild, als ob er mit dem Steine nach iemanden würffe, so wird er sich recht zwingen müssen, und wohl gar den Stein wegwerffen, damit er nur nicht nach dem Bilde seines Gehirnes agire, und den damit schmeisse, den er im Bilde sich vorgestellt. Der Leser besinne sich hier auf das, was ich oben von dem angeführet, der dem Ofen nicht nahen durffte, aus Furcht, daß er nicht mit dem Kopffe dar- wider lieffe; oder der sich von seinem Nächsten, der neben ihm stund, entfernen muste, um ihm nicht in das Angesichte zu speyen, wozu er doch keine Neigung, und zu dem er doch keinen Haß hatte; dergleichen mir selbst, und andern Men- schen mehr begegnet. Jch werde auch bald unten dergleichen Exempel mehr anführen.**
§. 66.
Wie nun bey solchen schwachen Naturen ein großer und tieffer Eindruck im Gehirne ge- schiehet, insonderheit durch vorgestellte Ubel,
die
als ob ſie ſich ſelbſt
nunfft nicht die Wuͤrckungen der Imagination hemmet. Ja wenn auch eben die Imagination noch nicht ſo ſtarck worden iſt, als die Senſation, ſo hat der Menſch doch alle Muͤhe und Noth, daß er nicht mit den Haͤnden, oder mit dem Leibe das thut, was er ſich ſo lebhafft vorſtellt. Hat ein ſol- cher Menſch z. E. einen Stein in Haͤnden, und bekommt ein lebendiges Bild, als ob er mit dem Steine nach iemanden wuͤrffe, ſo wird er ſich recht zwingen muͤſſen, und wohl gar den Stein wegwerffen, damit er nur nicht nach dem Bilde ſeines Gehirnes agire, und den damit ſchmeiſſe, den er im Bilde ſich vorgeſtellt. Der Leſer beſinne ſich hier auf das, was ich oben von dem angefuͤhret, der dem Ofen nicht nahen durffte, aus Furcht, daß er nicht mit dem Kopffe dar- wider lieffe; oder der ſich von ſeinem Naͤchſten, der neben ihm ſtund, entfernen muſte, um ihm nicht in das Angeſichte zu ſpeyen, wozu er doch keine Neigung, und zu dem er doch keinen Haß hatte; dergleichen mir ſelbſt, und andern Men- ſchen mehr begegnet. Jch werde auch bald unten dergleichen Exempel mehr anfuͤhren.**
§. 66.
Wie nun bey ſolchen ſchwachen Naturen ein großer und tieffer Eindruck im Gehirne ge- ſchiehet, inſonderheit durch vorgeſtellte Ubel,
die
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als ob ſie ſich ſelbſt
nunfft nicht die Wuͤrckungen der Imagination
hemmet. Ja wenn auch eben die Imagination
noch nicht ſo ſtarck worden iſt, als die Senſation,
ſo hat der Menſch doch alle Muͤhe und Noth,
daß er nicht mit den Haͤnden, oder mit dem Leibe das
thut, was er ſich ſo lebhafft vorſtellt. Hat ein ſol-
cher Menſch z. E. einen Stein in Haͤnden, und
bekommt ein lebendiges Bild, als ob er mit dem
Steine nach iemanden wuͤrffe, ſo wird er ſich
recht zwingen muͤſſen, und wohl gar den Stein
wegwerffen, damit er nur nicht nach dem Bilde
ſeines Gehirnes agire, und den damit ſchmeiſſe,
den er im Bilde ſich vorgeſtellt. Der Leſer
beſinne ſich hier auf das, was ich oben von dem
angefuͤhret, der dem Ofen nicht nahen durffte,
aus Furcht, daß er nicht mit dem Kopffe dar-
wider lieffe; oder der ſich von ſeinem Naͤchſten,
der neben ihm ſtund, entfernen muſte, um ihm
nicht in das Angeſichte zu ſpeyen, wozu er doch
keine Neigung, und zu dem er doch keinen Haß
hatte; dergleichen mir ſelbſt, und andern Men-
ſchen mehr begegnet. Jch werde auch bald
unten dergleichen Exempel mehr anfuͤhren.
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§. 66.
Wie nun bey ſolchen ſchwachen Naturen
ein großer und tieffer Eindruck im Gehirne ge-
ſchiehet, inſonderheit durch vorgeſtellte Ubel,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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