derselbe auf einem Fenster lag, wo er sonst nicht zu liegen pflegte, und konte nicht ruhen, bis ich ihn in seinen ordentlichen Ort wieder geleget. Jch betete, doch meistens ohne sonderbare Be- wegung, und zuweilen, wenn ich dazu schritte, und niederkniete, wurde mir das Angesicht wi- der meinen Willen in eine solche Gestalt ge- bracht, wie diejenigen haben, denen ein Ding lächerlich vorkommt; alles wegen des lebendi- gen Bildes, das ich im Bilde von einem, der da lacht, hatte, welches den Mund in solche Figur setzte; doch ließ ich mich nichts im Ge- bete hindern, es mochte solches so elend ausse- hen, als es wolte.
Wo du mich hier nach Art derer, so starck sind, und nicht wissen, wie einem Schwachen, der am Haupte und Leibe schwach, zu Muthe ist, wilst verhönen und verlachen, und wunder meynen, wie du dich bey solchen Fällen gantz anders verhalten woltest, und daß es an einem Menschen selbst liege, daß er sich iedes geringes Ding in Furcht setzen, und zu thörichten Ein- bildungen bewegen laße, der sich vielmehr einen Muth machen, und sich nicht willig sogleich an alles ergeben müsse; so bist du selbst auslachens würdig. Denn welcher Mensch wird doch so thöricht seyn, und willig in solchen miserablen Zustand sich setzen, oder darinnen verharren, ge-
gen
welches eine groͤßere Plage,
derſelbe auf einem Fenſter lag, wo er ſonſt nicht zu liegen pflegte, und konte nicht ruhen, bis ich ihn in ſeinen ordentlichen Ort wieder geleget. Jch betete, doch meiſtens ohne ſonderbare Be- wegung, und zuweilen, wenn ich dazu ſchritte, und niederkniete, wurde mir das Angeſicht wi- der meinen Willen in eine ſolche Geſtalt ge- bracht, wie diejenigen haben, denen ein Ding laͤcherlich vorkommt; alles wegen des lebendi- gen Bildes, das ich im Bilde von einem, der da lacht, hatte, welches den Mund in ſolche Figur ſetzte; doch ließ ich mich nichts im Ge- bete hindern, es mochte ſolches ſo elend ausſe- hen, als es wolte.
Wo du mich hier nach Art derer, ſo ſtarck ſind, und nicht wiſſen, wie einem Schwachen, der am Haupte und Leibe ſchwach, zu Muthe iſt, wilſt verhoͤnen und verlachen, und wunder meynen, wie du dich bey ſolchen Faͤllen gantz anders verhalten wolteſt, und daß es an einem Menſchen ſelbſt liege, daß er ſich iedes geringes Ding in Furcht ſetzen, und zu thoͤrichten Ein- bildungen bewegen laße, der ſich vielmehr einen Muth machen, und ſich nicht willig ſogleich an alles ergeben muͤſſe; ſo biſt du ſelbſt auslachens wuͤrdig. Denn welcher Menſch wird doch ſo thoͤricht ſeyn, und willig in ſolchen miſerablen Zuſtand ſich ſetzen, oder darinnen verharren, ge-
gen
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welches eine groͤßere Plage,
derſelbe auf einem Fenſter lag, wo er ſonſt nicht
zu liegen pflegte, und konte nicht ruhen, bis ich
ihn in ſeinen ordentlichen Ort wieder geleget.
Jch betete, doch meiſtens ohne ſonderbare Be-
wegung, und zuweilen, wenn ich dazu ſchritte,
und niederkniete, wurde mir das Angeſicht wi-
der meinen Willen in eine ſolche Geſtalt ge-
bracht, wie diejenigen haben, denen ein Ding
laͤcherlich vorkommt; alles wegen des lebendi-
gen Bildes, das ich im Bilde von einem, der
da lacht, hatte, welches den Mund in ſolche
Figur ſetzte; doch ließ ich mich nichts im Ge-
bete hindern, es mochte ſolches ſo elend ausſe-
hen, als es wolte.
Wo du mich hier nach Art derer, ſo ſtarck
ſind, und nicht wiſſen, wie einem Schwachen,
der am Haupte und Leibe ſchwach, zu Muthe
iſt, wilſt verhoͤnen und verlachen, und wunder
meynen, wie du dich bey ſolchen Faͤllen gantz
anders verhalten wolteſt, und daß es an einem
Menſchen ſelbſt liege, daß er ſich iedes geringes
Ding in Furcht ſetzen, und zu thoͤrichten Ein-
bildungen bewegen laße, der ſich vielmehr einen
Muth machen, und ſich nicht willig ſogleich an
alles ergeben muͤſſe; ſo biſt du ſelbſt auslachens
wuͤrdig. Denn welcher Menſch wird doch ſo
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/284>, abgerufen am 25.11.2024.
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