Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

wird er als Stipendiate
herrschte, und sich in meine Information mit
den Kindern mischen wolte, und, da ich mich
derselben widersetzte, mich bey der Herrschafft
verunglimpffete, und bald großen Zanck ange-
richtet hätte. Jch wurde im Traum vor ihr
gewarnet; aber, wie ich oben schon gemeldet,
wenn man sich auch noch so sehr vor dem hütet,
was man sich aus einem Traume prognostici-
ret, so entgehet man doch selten dem Ubel, dem
man zu entgehen suchet. Es traumte mir
kurtz zuvor, als ob ich mich mit einer Katze bal-
gete, und herum schmisse, die mir nach dem Ge-
sichte springen wolte. Jch hatte schier die
gantze Nacht im Traume mit dieser Katze zuge-
bracht: Du magst wol der Teufel, und keine
Katze seyn, sprach ich träumend; und siehe,
da ich derselben endlich mächtig wurde, und sie
von meinem Leibe los rieß, und von mir warff,
so wurde aus dieser Katze die Junge-Magd,
und darüber erwachte ich. So höflich und
gütig ich auch gegen dieselbe nach diesem Trau-
me war, und mich vor derselben in acht nahme,
so viel ich konte, so konte ich doch ihrer Tücke,
und Bosheit nicht entgehen.

Jch glaube, ich hätte noch besser im Exa-
mine
bestanden, wenn diese und andere Ver-
drüßlichkeiten mich nicht an der Praeparation
auf dasselbe verhindert hätten. Der ietzige

Welt-
K 2

wird er als Stipendiate
herrſchte, und ſich in meine Information mit
den Kindern miſchen wolte, und, da ich mich
derſelben widerſetzte, mich bey der Herrſchafft
verunglimpffete, und bald großen Zanck ange-
richtet haͤtte. Jch wurde im Traum vor ihr
gewarnet; aber, wie ich oben ſchon gemeldet,
wenn man ſich auch noch ſo ſehr vor dem huͤtet,
was man ſich aus einem Traume prognoſtici-
ret, ſo entgehet man doch ſelten dem Ubel, dem
man zu entgehen ſuchet. Es traumte mir
kurtz zuvor, als ob ich mich mit einer Katze bal-
gete, und herum ſchmiſſe, die mir nach dem Ge-
ſichte ſpringen wolte. Jch hatte ſchier die
gantze Nacht im Traume mit dieſer Katze zuge-
bracht: Du magſt wol der Teufel, und keine
Katze ſeyn, ſprach ich traͤumend; und ſiehe,
da ich derſelben endlich maͤchtig wurde, und ſie
von meinem Leibe los rieß, und von mir warff,
ſo wurde aus dieſer Katze die Junge-Magd,
und daruͤber erwachte ich. So hoͤflich und
guͤtig ich auch gegen dieſelbe nach dieſem Trau-
me war, und mich vor derſelben in acht nahme,
ſo viel ich konte, ſo konte ich doch ihrer Tuͤcke,
und Bosheit nicht entgehen.

Jch glaube, ich haͤtte noch beſſer im Exa-
mine
beſtanden, wenn dieſe und andere Ver-
druͤßlichkeiten mich nicht an der Præparation
auf daſſelbe verhindert haͤtten. Der ietzige

Welt-
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">wird er als <hi rendition="#aq">Stipendiat</hi>e</hi></fw><lb/>
herr&#x017F;chte, und &#x017F;ich in meine <hi rendition="#aq">Information</hi> mit<lb/>
den Kindern mi&#x017F;chen wolte, und, da ich mich<lb/>
der&#x017F;elben wider&#x017F;etzte, mich bey der Herr&#x017F;chafft<lb/>
verunglimpffete, und bald großen Zanck ange-<lb/>
richtet ha&#x0364;tte. Jch wurde im Traum vor ihr<lb/>
gewarnet; aber, wie ich oben &#x017F;chon gemeldet,<lb/>
wenn man &#x017F;ich auch noch &#x017F;o &#x017F;ehr vor dem hu&#x0364;tet,<lb/>
was man &#x017F;ich aus einem Traume <hi rendition="#aq">progno&#x017F;tici-</hi><lb/>
ret, &#x017F;o entgehet man doch &#x017F;elten dem Ubel, dem<lb/>
man zu entgehen &#x017F;uchet. Es traumte mir<lb/>
kurtz zuvor, als ob ich mich mit einer Katze bal-<lb/>
gete, und herum &#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;e, die mir nach dem Ge-<lb/>
&#x017F;ichte &#x017F;pringen wolte. Jch hatte &#x017F;chier die<lb/>
gantze Nacht im Traume mit die&#x017F;er Katze zuge-<lb/>
bracht: Du mag&#x017F;t wol der Teufel, und keine<lb/>
Katze &#x017F;eyn, &#x017F;prach ich tra&#x0364;umend; und &#x017F;iehe,<lb/>
da ich der&#x017F;elben endlich ma&#x0364;chtig wurde, und &#x017F;ie<lb/>
von meinem Leibe los rieß, und von mir warff,<lb/>
&#x017F;o wurde aus die&#x017F;er Katze die Junge-Magd,<lb/>
und daru&#x0364;ber erwachte ich. So ho&#x0364;flich und<lb/>
gu&#x0364;tig ich auch gegen die&#x017F;elbe nach die&#x017F;em Trau-<lb/>
me war, und mich vor der&#x017F;elben in acht nahme,<lb/>
&#x017F;o viel ich konte, &#x017F;o konte ich doch ihrer Tu&#x0364;cke,<lb/>
und Bosheit nicht entgehen.</p><lb/>
        <p>Jch glaube, ich ha&#x0364;tte noch be&#x017F;&#x017F;er im <hi rendition="#aq">Exa-<lb/>
mine</hi> be&#x017F;tanden, wenn die&#x017F;e und andere Ver-<lb/>
dru&#x0364;ßlichkeiten mich nicht an der <hi rendition="#aq">Præparation</hi><lb/>
auf da&#x017F;&#x017F;elbe verhindert ha&#x0364;tten. Der ietzige<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Welt-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0193] wird er als Stipendiate herrſchte, und ſich in meine Information mit den Kindern miſchen wolte, und, da ich mich derſelben widerſetzte, mich bey der Herrſchafft verunglimpffete, und bald großen Zanck ange- richtet haͤtte. Jch wurde im Traum vor ihr gewarnet; aber, wie ich oben ſchon gemeldet, wenn man ſich auch noch ſo ſehr vor dem huͤtet, was man ſich aus einem Traume prognoſtici- ret, ſo entgehet man doch ſelten dem Ubel, dem man zu entgehen ſuchet. Es traumte mir kurtz zuvor, als ob ich mich mit einer Katze bal- gete, und herum ſchmiſſe, die mir nach dem Ge- ſichte ſpringen wolte. Jch hatte ſchier die gantze Nacht im Traume mit dieſer Katze zuge- bracht: Du magſt wol der Teufel, und keine Katze ſeyn, ſprach ich traͤumend; und ſiehe, da ich derſelben endlich maͤchtig wurde, und ſie von meinem Leibe los rieß, und von mir warff, ſo wurde aus dieſer Katze die Junge-Magd, und daruͤber erwachte ich. So hoͤflich und guͤtig ich auch gegen dieſelbe nach dieſem Trau- me war, und mich vor derſelben in acht nahme, ſo viel ich konte, ſo konte ich doch ihrer Tuͤcke, und Bosheit nicht entgehen. Jch glaube, ich haͤtte noch beſſer im Exa- mine beſtanden, wenn dieſe und andere Ver- druͤßlichkeiten mich nicht an der Præparation auf daſſelbe verhindert haͤtten. Der ietzige Welt- K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/193
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/193>, abgerufen am 03.10.2024.