das Gemüthe in nicht geringe Unruhe setzet, und machet, daß man sich desto mehr vor allen Sünden hütet. Jch habe solches mehr, als einmahl in den letzten Gymnasiastischen Jahren erfahren. Die ehemahligen Sünden hatten bey mir wol nicht mehr die Herrschafft; es ge- schahe aber doch wol, daß ich das eine, oder das andere mahl im Kampffe wider die Sünde unterlag, und aus Ubereilung, oder durch ei- nen unvermutheten Affect hingerissen, etwas that, das nicht recht war. Doch, wie es bey bekehrten Christen beschaffen, man findet das in der Sünde nicht mehr, was man ehe- dessen gefunden. Man gehet mit Zittern dran, solche zu begehen, und mit noch größerm Zittern kommt man von der Sünde zurücke, so daß man nicht die halbe Lust derselben genießt, die man sonst genossen, und der Sünden nicht recht froh wird.
Anno 1699. §. 36.
Es kommt zu solchen Zeiten dem Men- schen auch wohl zu statten, daferne er allerhand zu thun bekommt, und der äußere Mensch nicht müßig gelaßen wird. Arbeit, und auch wol allerhand Verdrüßlichkeiten machen nicht selten, daß einer auch nicht einmahl Zeit hat, an seim
ehe-
K
durch allerhand Arbeit,
das Gemuͤthe in nicht geringe Unruhe ſetzet, und machet, daß man ſich deſto mehr vor allen Suͤnden huͤtet. Jch habe ſolches mehr, als einmahl in den letzten Gymnaſiaſtiſchen Jahren erfahren. Die ehemahligen Suͤnden hatten bey mir wol nicht mehr die Herrſchafft; es ge- ſchahe aber doch wol, daß ich das eine, oder das andere mahl im Kampffe wider die Suͤnde unterlag, und aus Ubereilung, oder durch ei- nen unvermutheten Affect hingeriſſen, etwas that, das nicht recht war. Doch, wie es bey bekehrten Chriſten beſchaffen, man findet das in der Suͤnde nicht mehr, was man ehe- deſſen gefunden. Man gehet mit Zittern dran, ſolche zu begehen, und mit noch groͤßerm Zittern kommt man von der Suͤnde zuruͤcke, ſo daß man nicht die halbe Luſt derſelben genießt, die man ſonſt genoſſen, und der Suͤnden nicht recht froh wird.
Anno 1699. §. 36.
Es kommt zu ſolchen Zeiten dem Men- ſchen auch wohl zu ſtatten, daferne er allerhand zu thun bekommt, und der aͤußere Menſch nicht muͤßig gelaßen wird. Arbeit, und auch wol allerhand Verdruͤßlichkeiten machen nicht ſelten, daß einer auch nicht einmahl Zeit hat, an ſeim
ehe-
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durch allerhand Arbeit,
das Gemuͤthe in nicht geringe Unruhe ſetzet,
und machet, daß man ſich deſto mehr vor allen
Suͤnden huͤtet. Jch habe ſolches mehr, als
einmahl in den letzten Gymnaſiaſtiſchen Jahren
erfahren. Die ehemahligen Suͤnden hatten
bey mir wol nicht mehr die Herrſchafft; es ge-
ſchahe aber doch wol, daß ich das eine, oder
das andere mahl im Kampffe wider die Suͤnde
unterlag, und aus Ubereilung, oder durch ei-
nen unvermutheten Affect hingeriſſen, etwas
that, das nicht recht war. Doch, wie es
bey bekehrten Chriſten beſchaffen, man findet
das in der Suͤnde nicht mehr, was man ehe-
deſſen gefunden. Man gehet mit Zittern
dran, ſolche zu begehen, und mit noch groͤßerm
Zittern kommt man von der Suͤnde zuruͤcke, ſo
daß man nicht die halbe Luſt derſelben genießt,
die man ſonſt genoſſen, und der Suͤnden nicht
recht froh wird.
Anno 1699.
§. 36.
Es kommt zu ſolchen Zeiten dem Men-
ſchen auch wohl zu ſtatten, daferne er allerhand
zu thun bekommt, und der aͤußere Menſch nicht
muͤßig gelaßen wird. Arbeit, und auch wol
allerhand Verdruͤßlichkeiten machen nicht ſelten,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/191>, abgerufen am 24.11.2024.
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