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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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wie auch von der
hörte der Regen, der uns den Weg sauer
genug gemacht hatte, indem das Wasser häuf-
fig den Weg hinab floß, in kurtzem auf; doch
weil die Wolcke sich mochte gesencket haben, so
sahen wir auch alsdenn noch Wolcken unter
uns, so daß auf solche Weise die Wolcken off-
ters nicht über eine Meile, ja nicht über eine
halbe Meile von der Erden erhaben seyn
können.

Anno 1698.
§. 35.

Dieser Fürwitz auf diesen Berg zu steigen,
den ich theuer genug, und mit viel Angst und
Noth bezahlen müssen, hätte nun meiner Ver-
wegenheit, und Tollkühnheit steuren sollen;
denn wer so ein furchtsam Animal, und zur
Furcht höchst geneigt ist, muß solche Dinge mei-
den, so die Furcht erregen. Aber ich hatte
kaum 2. Tage ein wenig an Kräfften mich er-
holet, so wag ich es, und fahre mit den Glo-
gauischen Kutschen, so bey meinem Bruder in
der schönen Stube beständig stunden, nach
Groß-Glogau, so 14. Meilen von Breßlau
gelegen. Die Meynung war gut, die ich
hatte. Jn einem Jahre gedachte ich eine
Reise von 42. Meilen, nemlich nach Leipzig auf
die Universität zu thun; so solte dann diese

kleine

wie auch von der
hoͤrte der Regen, der uns den Weg ſauer
genug gemacht hatte, indem das Waſſer haͤuf-
fig den Weg hinab floß, in kurtzem auf; doch
weil die Wolcke ſich mochte geſencket haben, ſo
ſahen wir auch alsdenn noch Wolcken unter
uns, ſo daß auf ſolche Weiſe die Wolcken off-
ters nicht uͤber eine Meile, ja nicht uͤber eine
halbe Meile von der Erden erhaben ſeyn
koͤnnen.

Anno 1698.
§. 35.

Dieſer Fuͤrwitz auf dieſen Berg zu ſteigen,
den ich theuer genug, und mit viel Angſt und
Noth bezahlen muͤſſen, haͤtte nun meiner Ver-
wegenheit, und Tollkuͤhnheit ſteuren ſollen;
denn wer ſo ein furchtſam Animal, und zur
Furcht hoͤchſt geneigt iſt, muß ſolche Dinge mei-
den, ſo die Furcht erregen. Aber ich hatte
kaum 2. Tage ein wenig an Kraͤfften mich er-
holet, ſo wag ich es, und fahre mit den Glo-
gauiſchen Kutſchen, ſo bey meinem Bruder in
der ſchoͤnen Stube beſtaͤndig ſtunden, nach
Groß-Glogau, ſo 14. Meilen von Breßlau
gelegen. Die Meynung war gut, die ich
hatte. Jn einem Jahre gedachte ich eine
Reiſe von 42. Meilen, nemlich nach Leipzig auf
die Univerſitaͤt zu thun; ſo ſolte dann dieſe

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[142/0188] wie auch von der hoͤrte der Regen, der uns den Weg ſauer genug gemacht hatte, indem das Waſſer haͤuf- fig den Weg hinab floß, in kurtzem auf; doch weil die Wolcke ſich mochte geſencket haben, ſo ſahen wir auch alsdenn noch Wolcken unter uns, ſo daß auf ſolche Weiſe die Wolcken off- ters nicht uͤber eine Meile, ja nicht uͤber eine halbe Meile von der Erden erhaben ſeyn koͤnnen. Anno 1698. §. 35. Dieſer Fuͤrwitz auf dieſen Berg zu ſteigen, den ich theuer genug, und mit viel Angſt und Noth bezahlen muͤſſen, haͤtte nun meiner Ver- wegenheit, und Tollkuͤhnheit ſteuren ſollen; denn wer ſo ein furchtſam Animal, und zur Furcht hoͤchſt geneigt iſt, muß ſolche Dinge mei- den, ſo die Furcht erregen. Aber ich hatte kaum 2. Tage ein wenig an Kraͤfften mich er- holet, ſo wag ich es, und fahre mit den Glo- gauiſchen Kutſchen, ſo bey meinem Bruder in der ſchoͤnen Stube beſtaͤndig ſtunden, nach Groß-Glogau, ſo 14. Meilen von Breßlau gelegen. Die Meynung war gut, die ich hatte. Jn einem Jahre gedachte ich eine Reiſe von 42. Meilen, nemlich nach Leipzig auf die Univerſitaͤt zu thun; ſo ſolte dann dieſe kleine

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/188>, abgerufen am 11.10.2024.