lerneten etwas aus der Erfahrung, so in die Physic gehöret, welches nicht ein ieder zu ler- nen Gelegenheit hat. Da wir vom Berge herunter gehen wolten, umgab uns ein dicker Nebel, daß wir kaum einander sehen konten. Wir wurden davon so naß, als ob wir im stärcksten Regen giengen. Wir eilten dem- selben zu entgehen, und indem wir etwas tieffer vom Berge herunter kamen, so hatten wir for- malen und würcklichen Regen. Jch schloß gleich, daß der Nebel, den wir gehabt, da wir uns höher auf dem Berge befunden, eine pure Wolcke müsse gewesen seyn; animirte demnach die andern, mit mir schnelle wieder Berg auf- zusteigen. Kaum hatten wir solches gethan, so befanden wir uns wieder in dem vorigen Ne- bel. Die Curiosität trieb mich noch weiter. Laßt uns noch höher steigen, sprach ich, ob wir, weil besser unten starcker Regen, nicht über dem Nebel heitere Lufft erlangen können. Das thaten wir, und giengen beynahe wieder auf die Spitze, und siehe, da hatten wir den hellesten Himmel, und unter uns sahen wir die formal- sten Regen-Wolcken. Doch war hier nicht lange zu warten, sondern wir musten an den Rückweg gedencken. Kamen also abermahl in Regen und Nebel; und wann ich mich an- ders noch auf diesen Umstand recht besinne, so
hörte
nicht ohne Nutzen,
lerneten etwas aus der Erfahrung, ſo in die Phyſic gehoͤret, welches nicht ein ieder zu ler- nen Gelegenheit hat. Da wir vom Berge herunter gehen wolten, umgab uns ein dicker Nebel, daß wir kaum einander ſehen konten. Wir wurden davon ſo naß, als ob wir im ſtaͤrckſten Regen giengen. Wir eilten dem- ſelben zu entgehen, und indem wir etwas tieffer vom Berge herunter kamen, ſo hatten wir for- malen und wuͤrcklichen Regen. Jch ſchloß gleich, daß der Nebel, den wir gehabt, da wir uns hoͤher auf dem Berge befunden, eine pure Wolcke muͤſſe geweſen ſeyn; animirte demnach die andern, mit mir ſchnelle wieder Berg auf- zuſteigen. Kaum hatten wir ſolches gethan, ſo befanden wir uns wieder in dem vorigen Ne- bel. Die Curioſitaͤt trieb mich noch weiter. Laßt uns noch hoͤher ſteigen, ſprach ich, ob wir, weil beſſer unten ſtarcker Regen, nicht uͤber dem Nebel heitere Lufft erlangen koͤnnen. Das thaten wir, und giengen beynahe wieder auf die Spitze, und ſiehe, da hatten wir den helleſten Himmel, und unter uns ſahen wir die formal- ſten Regen-Wolcken. Doch war hier nicht lange zu warten, ſondern wir muſten an den Ruͤckweg gedencken. Kamen alſo abermahl in Regen und Nebel; und wann ich mich an- ders noch auf dieſen Umſtand recht beſinne, ſo
hoͤrte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0187"n="141"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">nicht ohne Nutzen,</hi></fw><lb/>
lerneten etwas aus der Erfahrung, ſo in die<lb/><hirendition="#aq">Phyſic</hi> gehoͤret, welches nicht ein ieder zu ler-<lb/>
nen Gelegenheit hat. Da wir vom Berge<lb/>
herunter gehen wolten, umgab uns ein dicker<lb/>
Nebel, daß wir kaum einander ſehen konten.<lb/>
Wir wurden davon ſo naß, als ob wir im<lb/>ſtaͤrckſten Regen giengen. Wir eilten dem-<lb/>ſelben zu entgehen, und indem wir etwas tieffer<lb/>
vom Berge herunter kamen, ſo hatten wir <hirendition="#aq">for-<lb/>
mal</hi>en und wuͤrcklichen Regen. Jch ſchloß<lb/>
gleich, daß der Nebel, den wir gehabt, da wir<lb/>
uns hoͤher auf dem Berge befunden, eine pure<lb/>
Wolcke muͤſſe geweſen ſeyn; <hirendition="#aq">animi</hi>rte demnach<lb/>
die andern, mit mir ſchnelle wieder Berg auf-<lb/>
zuſteigen. Kaum hatten wir ſolches gethan,<lb/>ſo befanden wir uns wieder in dem vorigen Ne-<lb/>
bel. Die <hirendition="#aq">Curioſit</hi>aͤt trieb mich noch weiter.<lb/>
Laßt uns noch hoͤher ſteigen, ſprach ich, ob wir,<lb/>
weil beſſer unten ſtarcker Regen, nicht uͤber dem<lb/>
Nebel heitere Lufft erlangen koͤnnen. Das<lb/>
thaten wir, und giengen beynahe wieder auf die<lb/>
Spitze, und ſiehe, da hatten wir den helleſten<lb/>
Himmel, und unter uns ſahen wir die <hirendition="#aq">formal-</hi><lb/>ſten Regen-Wolcken. Doch war hier nicht<lb/>
lange zu warten, ſondern wir muſten an den<lb/>
Ruͤckweg gedencken. Kamen alſo abermahl<lb/>
in Regen und Nebel; und wann ich mich an-<lb/>
ders noch auf dieſen Umſtand recht beſinne, ſo<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hoͤrte</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[141/0187]
nicht ohne Nutzen,
lerneten etwas aus der Erfahrung, ſo in die
Phyſic gehoͤret, welches nicht ein ieder zu ler-
nen Gelegenheit hat. Da wir vom Berge
herunter gehen wolten, umgab uns ein dicker
Nebel, daß wir kaum einander ſehen konten.
Wir wurden davon ſo naß, als ob wir im
ſtaͤrckſten Regen giengen. Wir eilten dem-
ſelben zu entgehen, und indem wir etwas tieffer
vom Berge herunter kamen, ſo hatten wir for-
malen und wuͤrcklichen Regen. Jch ſchloß
gleich, daß der Nebel, den wir gehabt, da wir
uns hoͤher auf dem Berge befunden, eine pure
Wolcke muͤſſe geweſen ſeyn; animirte demnach
die andern, mit mir ſchnelle wieder Berg auf-
zuſteigen. Kaum hatten wir ſolches gethan,
ſo befanden wir uns wieder in dem vorigen Ne-
bel. Die Curioſitaͤt trieb mich noch weiter.
Laßt uns noch hoͤher ſteigen, ſprach ich, ob wir,
weil beſſer unten ſtarcker Regen, nicht uͤber dem
Nebel heitere Lufft erlangen koͤnnen. Das
thaten wir, und giengen beynahe wieder auf die
Spitze, und ſiehe, da hatten wir den helleſten
Himmel, und unter uns ſahen wir die formal-
ſten Regen-Wolcken. Doch war hier nicht
lange zu warten, ſondern wir muſten an den
Ruͤckweg gedencken. Kamen alſo abermahl
in Regen und Nebel; und wann ich mich an-
ders noch auf dieſen Umſtand recht beſinne, ſo
hoͤrte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/187>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.