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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Anh. IV. Die Lage nach dem Fall von Su-tsau.
eben so nichtswürdig, wie der Bruch aller anderen Bestimmungen
der Capitulation. Li, der bis dahin allen übergetretenen Tae-
pin
-Führern Wort gehalten hatte und diese Leute sehr gut
brauchen konnte, wurde wahrscheinlich gereizt und gab den Be-
fehl im Zorn.

Nach dem Fall von Su-tsau räumten die Tae-pin alle Stel-
lungen in dessen unmittelbarer Nähe und behielten in Kian-su nur
wenige Städte. 85) Während die kaiserlichen Generale glücklich
weiter operirten und die Rebellen südlich nach Ka-sin-fu in Tse-
kian
warfen, lag Gordon mit den "Siegreichen" unthätig in Kin-
san
. Ein kaiserliches Geschenk von 10,000 Tael wies derselbe in
einem würdigen Schreiben unter Hinweisung auf die Unthat von
Su-tsau zurück. Er wünschte die Siegreiche Heerschaar aufzulösen;
das wäre aber eine Grausamkeit gegen die Bevölkerung von Kian-
su
gewesen, welche nur im Vertrauen auf deren Schutz zu ihren
Wohnstätten zurückgekehrt war. Ein grosser Theil der "Sieg-
reichen" hätte sicher bei den Tae-pin Dienste genommen, mit
welchen sich jetzt wieder viele europäische Banditen durch grau-
sames Morden dem Landvolk furchtbar machten. Ohne feste Or-
ganisation und Kriegsartikel waren die "Siegreichen" nur im Felde
zu brauchen, aber nicht zum Garnisondienst; des trägen Lebens in
Kin-san müde sollen damals viele gewünscht haben, zu den Re-
bellen überzutreten. Mit Gordon's Hülfe konnten diese in zwei
Monaten gänzlich aus Kian-su vertrieben werden; ohne ihn hätte
der Kampf wohl noch ein Jahr gedauert; dem Handel von Shang-
hae
musste solche Verzögerung grossen Schaden bringen. Li war
nun zwar nicht entlassen oder bestraft, von Pe-kin aus aber ange-
wiesen worden, in allen Dingen Major Gordon zu Rathe zu ziehn,
den die chinesische Regierung mit Auszeichnung behandelte und
durch Verleihung der höchsten Ehren zu versöhnen strebte. So
beschloss denn Gordon nach zweimonatlicher Unthätigkeit, sein
Commando noch einige Zeit zu behalten und wieder in das Feld
zu rücken. Sir Frederick Bruce drückte ihm schriftlich seine Be-
friedigung darüber aus und erklärte, dass die englische Regierung
in China durchaus keine Gefühlspolitik treibe, die schnelle Unter-

85) Bei Wu-sie fand man die Firefly wieder. -- In Kian-su nahmen die
Kaiserlichen Wu-sie und Pin-wan, in Tse-kian Pin-hu, Hae-yuen, Kan-
su
, Hae-nin
.

Anh. IV. Die Lage nach dem Fall von Su-tšau.
eben so nichtswürdig, wie der Bruch aller anderen Bestimmungen
der Capitulation. Li, der bis dahin allen übergetretenen Tae-
piṅ
-Führern Wort gehalten hatte und diese Leute sehr gut
brauchen konnte, wurde wahrscheinlich gereizt und gab den Be-
fehl im Zorn.

Nach dem Fall von Su-tšau räumten die Tae-piṅ alle Stel-
lungen in dessen unmittelbarer Nähe und behielten in Kiaṅ-su nur
wenige Städte. 85) Während die kaiserlichen Generale glücklich
weiter operirten und die Rebellen südlich nach Ka-šiṅ-fu in Tše-
kiaṅ
warfen, lag Gordon mit den »Siegreichen« unthätig in Kin-
san
. Ein kaiserliches Geschenk von 10,000 Tael wies derselbe in
einem würdigen Schreiben unter Hinweisung auf die Unthat von
Su-tšau zurück. Er wünschte die Siegreiche Heerschaar aufzulösen;
das wäre aber eine Grausamkeit gegen die Bevölkerung von Kiaṅ-
su
gewesen, welche nur im Vertrauen auf deren Schutz zu ihren
Wohnstätten zurückgekehrt war. Ein grosser Theil der »Sieg-
reichen« hätte sicher bei den Tae-piṅ Dienste genommen, mit
welchen sich jetzt wieder viele europäische Banditen durch grau-
sames Morden dem Landvolk furchtbar machten. Ohne feste Or-
ganisation und Kriegsartikel waren die »Siegreichen« nur im Felde
zu brauchen, aber nicht zum Garnisondienst; des trägen Lebens in
Kin-san müde sollen damals viele gewünscht haben, zu den Re-
bellen überzutreten. Mit Gordon’s Hülfe konnten diese in zwei
Monaten gänzlich aus Kiaṅ-su vertrieben werden; ohne ihn hätte
der Kampf wohl noch ein Jahr gedauert; dem Handel von Shang-
hae
musste solche Verzögerung grossen Schaden bringen. Li war
nun zwar nicht entlassen oder bestraft, von Pe-kiṅ aus aber ange-
wiesen worden, in allen Dingen Major Gordon zu Rathe zu ziehn,
den die chinesische Regierung mit Auszeichnung behandelte und
durch Verleihung der höchsten Ehren zu versöhnen strebte. So
beschloss denn Gordon nach zweimonatlicher Unthätigkeit, sein
Commando noch einige Zeit zu behalten und wieder in das Feld
zu rücken. Sir Frederick Bruce drückte ihm schriftlich seine Be-
friedigung darüber aus und erklärte, dass die englische Regierung
in China durchaus keine Gefühlspolitik treibe, die schnelle Unter-

85) Bei Wu-sie fand man die Firefly wieder. — In Kiaṅ-su nahmen die
Kaiserlichen Wu-sie und Piṅ-waṅ, in Tše-kiaṅ Piṅ-hu, Hae-yuen, Kan-
šu
, Hae-niṅ
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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/437>, abgerufen am 22.11.2024.