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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Anh. IV. Operationen bei Nin-po.
der Spitzbuben liess Capitän Dew aufheben und den Consuln in
Shang-hae ausliefern. Dem Schleichhandel mit Waffen setzte der-
selbe in Nin-po energisch ein Ziel und organisirte ein anglo-chine-
sisches Corps von 1000 Mann nach dem Muster des Ward'schen,
welches durch Unterofficiere von den Kriegsschiffen eingeübt wurde.
Ein franco-chinesisches erhielt seine Instructeure aus Shang-hae.
Auch für Artillerie wurde gesorgt; in Kurzem befand sich Nin-po
im besten Zustande der Abwehr. Die Kanonenboote fuhren häufig
die beiden Flussarme hinauf und hatten Gefechte mit den Tae-pin,
die von Yu-yao aus einen Angriff zu rüsten schienen. Sie begin-
gen furchtbare Gräuel gegen das Landvolk, schleppten junge
Burschen und Mädchen fort und pflegten älteren Personen, die sich
nicht auslösen konnten, die Ohren abzuschneiden. -- Capitän Dew
erhielt die Weisung, die Umgegend von Nin-po im Dreissigmeilen-
radius von Rebellen zu säubern.

Der Krieg dauerte den ganzen Herbst und Winter hindurch.
Noch im August nahm Capitän Dew Yu-yao und jagte den Feind
landeinwärts. Im September rückten die Tae-pin in zwei starken
Colonnen gegen Nin-po, nahmen zunächst die Stadt Tse-ki, und
überschwemmten plündernd die Ebene; es war besonders auf die
Reis-Ernte gemünzt. Am 18. September kam Ward nach Nin-po,
rückte am 20. unterstützt von Capitän Dew gegen Tse-ki aus und
nahm die Stadt am folgenden Tage, fiel aber, tödtlich getroffen.78)
-- Die zweite Tae-pin-Colonne hatte die Stadt Fun-wa südlich
von Nin-po genommen und wurde nach hartnäckigem Kampfe erst
am 10. October von da vertrieben.

Es wurde nothwendig, die von europäischen Officieren com-
mandirten Chinesen-Corps zu verstärken; die Ortsbehörden steuerten
die Geldmittel. Die überall in Masse erbeutete Munition erleichterte
die wirksame Fortsetzung des Krieges. Der französische Flotten-
Lieutenant Le Brethon de Coligny übernahm das Commando des
franco-chinesischen Corps. Capitän Dew und die in Nin-po com-

brauch der Soldaten auf die Stadtmauern geschleppt. Die Canäle waren mit Leichen
und stinkendem Unrath gefüllt. ... Ich hatte das Glück, nachher noch manche
andere Stadt den Tae-pin entwinden zu helfen, und in allen fand sich, dass die-
selben teuflischen Hände gehaust hatten wie in Nin-po."
78) Ward verfügte in Nin-po bei klarem Bewusstsein über sein im Kriege er-
worbenes Vermögen, 15,000 Pfd. St.; er glaubte 60,000 zu besitzen. In Shang-hae
wurden bei Ankunft seiner Leiche alle Läden geschlossen; die Bewohner erwiesen
ihr durch Beisetzung im Confucius-Tempel die höchste Ehre.

Anh. IV. Operationen bei Niṅ-po.
der Spitzbuben liess Capitän Dew aufheben und den Consuln in
Shang-hae ausliefern. Dem Schleichhandel mit Waffen setzte der-
selbe in Niṅ-po energisch ein Ziel und organisirte ein anglo-chine-
sisches Corps von 1000 Mann nach dem Muster des Ward’schen,
welches durch Unterofficiere von den Kriegsschiffen eingeübt wurde.
Ein franco-chinesisches erhielt seine Instructeure aus Shang-hae.
Auch für Artillerie wurde gesorgt; in Kurzem befand sich Niṅ-po
im besten Zustande der Abwehr. Die Kanonenboote fuhren häufig
die beiden Flussarme hinauf und hatten Gefechte mit den Tae-piṅ,
die von Yu-yao aus einen Angriff zu rüsten schienen. Sie begin-
gen furchtbare Gräuel gegen das Landvolk, schleppten junge
Burschen und Mädchen fort und pflegten älteren Personen, die sich
nicht auslösen konnten, die Ohren abzuschneiden. — Capitän Dew
erhielt die Weisung, die Umgegend von Niṅ-po im Dreissigmeilen-
radius von Rebellen zu säubern.

Der Krieg dauerte den ganzen Herbst und Winter hindurch.
Noch im August nahm Capitän Dew Yu-yao und jagte den Feind
landeinwärts. Im September rückten die Tae-piṅ in zwei starken
Colonnen gegen Niṅ-po, nahmen zunächst die Stadt Tse-ki, und
überschwemmten plündernd die Ebene; es war besonders auf die
Reis-Ernte gemünzt. Am 18. September kam Ward nach Niṅ-po,
rückte am 20. unterstützt von Capitän Dew gegen Tse-ki aus und
nahm die Stadt am folgenden Tage, fiel aber, tödtlich getroffen.78)
— Die zweite Tae-piṅ-Colonne hatte die Stadt Fuṅ-wa südlich
von Niṅ-po genommen und wurde nach hartnäckigem Kampfe erst
am 10. October von da vertrieben.

Es wurde nothwendig, die von europäischen Officieren com-
mandirten Chinesen-Corps zu verstärken; die Ortsbehörden steuerten
die Geldmittel. Die überall in Masse erbeutete Munition erleichterte
die wirksame Fortsetzung des Krieges. Der französische Flotten-
Lieutenant Le Brethon de Coligny übernahm das Commando des
franco-chinesischen Corps. Capitän Dew und die in Niṅ-po com-

brauch der Soldaten auf die Stadtmauern geschleppt. Die Canäle waren mit Leichen
und stinkendem Unrath gefüllt. … Ich hatte das Glück, nachher noch manche
andere Stadt den Tae-piṅ entwinden zu helfen, und in allen fand sich, dass die-
selben teuflischen Hände gehaust hatten wie in Niṅ-po
78) Ward verfügte in Niṅ-po bei klarem Bewusstsein über sein im Kriege er-
worbenes Vermögen, 15,000 Pfd. St.; er glaubte 60,000 zu besitzen. In Shang-hae
wurden bei Ankunft seiner Leiche alle Läden geschlossen; die Bewohner erwiesen
ihr durch Beisetzung im Confucius-Tempel die höchste Ehre.
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[409/0423] Anh. IV. Operationen bei Niṅ-po. der Spitzbuben liess Capitän Dew aufheben und den Consuln in Shang-hae ausliefern. Dem Schleichhandel mit Waffen setzte der- selbe in Niṅ-po energisch ein Ziel und organisirte ein anglo-chine- sisches Corps von 1000 Mann nach dem Muster des Ward’schen, welches durch Unterofficiere von den Kriegsschiffen eingeübt wurde. Ein franco-chinesisches erhielt seine Instructeure aus Shang-hae. Auch für Artillerie wurde gesorgt; in Kurzem befand sich Niṅ-po im besten Zustande der Abwehr. Die Kanonenboote fuhren häufig die beiden Flussarme hinauf und hatten Gefechte mit den Tae-piṅ, die von Yu-yao aus einen Angriff zu rüsten schienen. Sie begin- gen furchtbare Gräuel gegen das Landvolk, schleppten junge Burschen und Mädchen fort und pflegten älteren Personen, die sich nicht auslösen konnten, die Ohren abzuschneiden. — Capitän Dew erhielt die Weisung, die Umgegend von Niṅ-po im Dreissigmeilen- radius von Rebellen zu säubern. Der Krieg dauerte den ganzen Herbst und Winter hindurch. Noch im August nahm Capitän Dew Yu-yao und jagte den Feind landeinwärts. Im September rückten die Tae-piṅ in zwei starken Colonnen gegen Niṅ-po, nahmen zunächst die Stadt Tse-ki, und überschwemmten plündernd die Ebene; es war besonders auf die Reis-Ernte gemünzt. Am 18. September kam Ward nach Niṅ-po, rückte am 20. unterstützt von Capitän Dew gegen Tse-ki aus und nahm die Stadt am folgenden Tage, fiel aber, tödtlich getroffen. 78) — Die zweite Tae-piṅ-Colonne hatte die Stadt Fuṅ-wa südlich von Niṅ-po genommen und wurde nach hartnäckigem Kampfe erst am 10. October von da vertrieben. Es wurde nothwendig, die von europäischen Officieren com- mandirten Chinesen-Corps zu verstärken; die Ortsbehörden steuerten die Geldmittel. Die überall in Masse erbeutete Munition erleichterte die wirksame Fortsetzung des Krieges. Der französische Flotten- Lieutenant Le Brethon de Coligny übernahm das Commando des franco-chinesischen Corps. Capitän Dew und die in Niṅ-po com- 77) 78) Ward verfügte in Niṅ-po bei klarem Bewusstsein über sein im Kriege er- worbenes Vermögen, 15,000 Pfd. St.; er glaubte 60,000 zu besitzen. In Shang-hae wurden bei Ankunft seiner Leiche alle Läden geschlossen; die Bewohner erwiesen ihr durch Beisetzung im Confucius-Tempel die höchste Ehre. 77) brauch der Soldaten auf die Stadtmauern geschleppt. Die Canäle waren mit Leichen und stinkendem Unrath gefüllt. … Ich hatte das Glück, nachher noch manche andere Stadt den Tae-piṅ entwinden zu helfen, und in allen fand sich, dass die- selben teuflischen Hände gehaust hatten wie in Niṅ-po.«

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/423>, abgerufen am 22.11.2024.