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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Tse-kian von Rebellen gesäubert. Anh. IV.
mandirenden französischen Officiere mussten aus strategischen Grün-
den ihre Operationen weiter ausdehnen, als ihnen befohlen war.
Lieutenant Le Brethon rückte Anfang November gegen Sung-yu,
das die Rebellen räumten, und unternahm gemeinschaftlich mit Dew
Ende December eine Recognoscirung gegen die grosse Stadt Sau-
sin
, die als Schlüssel der Provinz Tse-kian gilt. Von zahlreichen
Horden angegriffen, schlugen und zerstreuten sie dieselben; die
fliehenden Tae-pin, welche viele eben angezündete Dörfer und ge-
schwollene Flüsse zu passiren hatten, fielen meist unter dem Messer
des wüthenden Landvolks oder ertranken.

Ende Januar 1863 rückte Le Brethon mit 1200 Mann Franco-
Chinesen und geringer Artillerie vor Sau-sin, in der Hoffnung, die
Stadt durch Handstreich zu nehmen. Mit Verlust zurückgewiesen
begann er die Belagerung. Ein platzendes Geschütz riss ihn in
Stücke. Sein Nachfolger im Commando zog die Truppen nach
Sun-yu zurück. Dew sandte Unterstützung und liess schweres Ge-
schütz aus Shang-hae kommen. Die Tae-pin hatten 40,000 Mann
und reichlichen Schiessbedarf in Sau-sin; die von Dew geleitete
Belagerung kostete schwere Opfer an englischen und französischen
Officieren. Am 18. März 1863 räumten die Insurgenten die Stadt
und zogen sich auf Han-tsau zurück. Damit war der grösste
Theil der Provinz Tse-kian von den Rebellen gesäubert, das An-
sehn der kaiserlichen Regierung hergestellt, der fruchtbarste Land-
strich des Reiches von einer schweren Geissel befreit. -- Die ein-
gehende Beschreibung dieses und der nächsten abenteuerlichen
Feldzüge, welche sich dem Rahmen dieser Darstellung entzieht,
möchte selbst in ungeschminkter Behandlung einen spannenden Ro-
man bilden.


Ward's "Siegreiche Heerschaar"79) war für Shang-hae unent-
behrlich. Nach seinem Tode ersuchten die Mandarinen den Zweit-
commandirenden "Colonel" Forrester vergebens, den Oberbefehl zu
übernehmen. Der dritte im Commando war ein junger Americaner
Burgevine, gleich Ward ein Seefahrer, der sich in allen Welttheilen
herumgetrieben, aber ein selbstsüchtiger Phantast ohne ernste Ge-
sinnung; seit seiner Kindheit nährte er den Traum von einem grossen

79) Das war der officielle chinesische Namen der Freischaar.

Tše-kiaṅ von Rebellen gesäubert. Anh. IV.
mandirenden französischen Officiere mussten aus strategischen Grün-
den ihre Operationen weiter ausdehnen, als ihnen befohlen war.
Lieutenant Le Brethon rückte Anfang November gegen Šung-yu,
das die Rebellen räumten, und unternahm gemeinschaftlich mit Dew
Ende December eine Recognoscirung gegen die grosse Stadt Šau-
šiṅ
, die als Schlüssel der Provinz Tše-kiaṅ gilt. Von zahlreichen
Horden angegriffen, schlugen und zerstreuten sie dieselben; die
fliehenden Tae-piṅ, welche viele eben angezündete Dörfer und ge-
schwollene Flüsse zu passiren hatten, fielen meist unter dem Messer
des wüthenden Landvolks oder ertranken.

Ende Januar 1863 rückte Le Brethon mit 1200 Mann Franco-
Chinesen und geringer Artillerie vor Šau-šiṅ, in der Hoffnung, die
Stadt durch Handstreich zu nehmen. Mit Verlust zurückgewiesen
begann er die Belagerung. Ein platzendes Geschütz riss ihn in
Stücke. Sein Nachfolger im Commando zog die Truppen nach
Šuṅ-yu zurück. Dew sandte Unterstützung und liess schweres Ge-
schütz aus Shang-hae kommen. Die Tae-piṅ hatten 40,000 Mann
und reichlichen Schiessbedarf in Šau-šiṅ; die von Dew geleitete
Belagerung kostete schwere Opfer an englischen und französischen
Officieren. Am 18. März 1863 räumten die Insurgenten die Stadt
und zogen sich auf Haṅ-tšau zurück. Damit war der grösste
Theil der Provinz Tše-kiaṅ von den Rebellen gesäubert, das An-
sehn der kaiserlichen Regierung hergestellt, der fruchtbarste Land-
strich des Reiches von einer schweren Geissel befreit. — Die ein-
gehende Beschreibung dieses und der nächsten abenteuerlichen
Feldzüge, welche sich dem Rahmen dieser Darstellung entzieht,
möchte selbst in ungeschminkter Behandlung einen spannenden Ro-
man bilden.


Ward’s »Siegreiche Heerschaar«79) war für Shang-hae unent-
behrlich. Nach seinem Tode ersuchten die Mandarinen den Zweit-
commandirenden »Colonel« Forrester vergebens, den Oberbefehl zu
übernehmen. Der dritte im Commando war ein junger Americaner
Burgevine, gleich Ward ein Seefahrer, der sich in allen Welttheilen
herumgetrieben, aber ein selbstsüchtiger Phantast ohne ernste Ge-
sinnung; seit seiner Kindheit nährte er den Traum von einem grossen

79) Das war der officielle chinesische Namen der Freischaar.
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[410/0424] Tše-kiaṅ von Rebellen gesäubert. Anh. IV. mandirenden französischen Officiere mussten aus strategischen Grün- den ihre Operationen weiter ausdehnen, als ihnen befohlen war. Lieutenant Le Brethon rückte Anfang November gegen Šung-yu, das die Rebellen räumten, und unternahm gemeinschaftlich mit Dew Ende December eine Recognoscirung gegen die grosse Stadt Šau- šiṅ, die als Schlüssel der Provinz Tše-kiaṅ gilt. Von zahlreichen Horden angegriffen, schlugen und zerstreuten sie dieselben; die fliehenden Tae-piṅ, welche viele eben angezündete Dörfer und ge- schwollene Flüsse zu passiren hatten, fielen meist unter dem Messer des wüthenden Landvolks oder ertranken. Ende Januar 1863 rückte Le Brethon mit 1200 Mann Franco- Chinesen und geringer Artillerie vor Šau-šiṅ, in der Hoffnung, die Stadt durch Handstreich zu nehmen. Mit Verlust zurückgewiesen begann er die Belagerung. Ein platzendes Geschütz riss ihn in Stücke. Sein Nachfolger im Commando zog die Truppen nach Šuṅ-yu zurück. Dew sandte Unterstützung und liess schweres Ge- schütz aus Shang-hae kommen. Die Tae-piṅ hatten 40,000 Mann und reichlichen Schiessbedarf in Šau-šiṅ; die von Dew geleitete Belagerung kostete schwere Opfer an englischen und französischen Officieren. Am 18. März 1863 räumten die Insurgenten die Stadt und zogen sich auf Haṅ-tšau zurück. Damit war der grösste Theil der Provinz Tše-kiaṅ von den Rebellen gesäubert, das An- sehn der kaiserlichen Regierung hergestellt, der fruchtbarste Land- strich des Reiches von einer schweren Geissel befreit. — Die ein- gehende Beschreibung dieses und der nächsten abenteuerlichen Feldzüge, welche sich dem Rahmen dieser Darstellung entzieht, möchte selbst in ungeschminkter Behandlung einen spannenden Ro- man bilden. Ward’s »Siegreiche Heerschaar« 79) war für Shang-hae unent- behrlich. Nach seinem Tode ersuchten die Mandarinen den Zweit- commandirenden »Colonel« Forrester vergebens, den Oberbefehl zu übernehmen. Der dritte im Commando war ein junger Americaner Burgevine, gleich Ward ein Seefahrer, der sich in allen Welttheilen herumgetrieben, aber ein selbstsüchtiger Phantast ohne ernste Ge- sinnung; seit seiner Kindheit nährte er den Traum von einem grossen 79) Das war der officielle chinesische Namen der Freischaar.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/424>, abgerufen am 23.11.2024.