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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Anh. IV. Organisation der Vertheidigung.
lichen so weit zu unterstützen, als die Säuberung der Umgegend
von Shang-hae im Radius von 30 englischen Meilen erforderte,
unter der von Herrn Bruce sanctionirten Bedingung, dass die von
den Alliirten genommenen Plätze von kaiserlichen Truppen besetzt
und gehalten würden. General Staveley und die Admiräle ver-
banden sich zu gemeinsamen Operationen mit dem Americaner
Ward, der unterdessen mit dem Gelde einheimischer Kaufleute über
1000 Chinesen geworben, europäisch uniformirt und eingeübt hatte.
In den nächsten Monaten verstärkte sich dieses Corps bedeutend.
Die Bewaffnung war gut; tausend alte preussische Percussions-
büchsen thaten die besten Dienste. Mit einer einzigen Ausnahme
waren alle Officiere Fremde; die höheren Chargen erhielten 70, die
Lieutenants 30 Pf. St. monatlich. Alle Unterofficiere und Gemeinen
waren Chinesen; letztere erhielten einen täglichen Sold von 11/2 Shil-
ling und die Verpflegung im Felde. -- Ward war ein entschlosse-
ner Mann von treibender Thatkraft, Zähigkeit und militärischer
Begabung, der sich in seiner kurzen Laufbahn allgemeine Achtung
erwarb.

Die ganze Streitmacht bestand aus Abtheilungen des 31., des
67. und des 99. königlich englischen Infanterie-Regimentes, dem
5. Bombay Native-Infantery-Regiment, einer englischen Batterie,
300 englischen und 800 französischen Seeleuten und Ward's disci-
plinirten Chinesen. Das von tausend Rinnsalen durchschnittene
Terrain begünstigte die schnelle Beförderung dieser Truppen auf
kleinen Dampfern und Kanonenbooten. -- Am 21. Februar 1862 be-
gannen die Operationen mit der Wegnahme von Ka-dzau, dem
Hauptquartier der Insurgenten im Süden der Halbinsel Pu-tun.
Darauf folgte in den nächsten Monaten eine Reihe von Berennun-
gen und Gefechten, bei denen die Alliirten mit Ward zwar im
Ganzen siegreich waren, aber doch auch häufig den Kürzeren zogen
und starke Verluste litten. Dank den Waffenspeculanten und Aben-
teurern in Shang-hae, welche in geheimer Verbindung mit den
Rebellen standen und ehrlos ihre Landsleute verriethen, waren die
Tae-pin jetzt gut mit Kriegsbedarf versehen: etwa ein Drittheil
führte ausländische Schusswaffen. Eine Anzahl fester Städte und
verschanzter Lager wurden genommen, aber keineswegs immer ge-
halten, obgleich die Vertheidigung den Kaiserlichen nicht über-
lassen blieb. Diese betheiligten sich an den Operationen; die Ein-
mischung des Fu-tae Siue scheint aber keinesweges günstig auf den

Anh. IV. Organisation der Vertheidigung.
lichen so weit zu unterstützen, als die Säuberung der Umgegend
von Shang-hae im Radius von 30 englischen Meilen erforderte,
unter der von Herrn Bruce sanctionirten Bedingung, dass die von
den Alliirten genommenen Plätze von kaiserlichen Truppen besetzt
und gehalten würden. General Staveley und die Admiräle ver-
banden sich zu gemeinsamen Operationen mit dem Americaner
Ward, der unterdessen mit dem Gelde einheimischer Kaufleute über
1000 Chinesen geworben, europäisch uniformirt und eingeübt hatte.
In den nächsten Monaten verstärkte sich dieses Corps bedeutend.
Die Bewaffnung war gut; tausend alte preussische Percussions-
büchsen thaten die besten Dienste. Mit einer einzigen Ausnahme
waren alle Officiere Fremde; die höheren Chargen erhielten 70, die
Lieutenants 30 Pf. St. monatlich. Alle Unterofficiere und Gemeinen
waren Chinesen; letztere erhielten einen täglichen Sold von 1½ Shil-
ling und die Verpflegung im Felde. — Ward war ein entschlosse-
ner Mann von treibender Thatkraft, Zähigkeit und militärischer
Begabung, der sich in seiner kurzen Laufbahn allgemeine Achtung
erwarb.

Die ganze Streitmacht bestand aus Abtheilungen des 31., des
67. und des 99. königlich englischen Infanterie-Regimentes, dem
5. Bombay Native-Infantery-Regiment, einer englischen Batterie,
300 englischen und 800 französischen Seeleuten und Ward’s disci-
plinirten Chinesen. Das von tausend Rinnsalen durchschnittene
Terrain begünstigte die schnelle Beförderung dieser Truppen auf
kleinen Dampfern und Kanonenbooten. — Am 21. Februar 1862 be-
gannen die Operationen mit der Wegnahme von Ka-džau, dem
Hauptquartier der Insurgenten im Süden der Halbinsel Pu-tuṅ.
Darauf folgte in den nächsten Monaten eine Reihe von Berennun-
gen und Gefechten, bei denen die Alliirten mit Ward zwar im
Ganzen siegreich waren, aber doch auch häufig den Kürzeren zogen
und starke Verluste litten. Dank den Waffenspeculanten und Aben-
teurern in Shang-hae, welche in geheimer Verbindung mit den
Rebellen standen und ehrlos ihre Landsleute verriethen, waren die
Tae-piṅ jetzt gut mit Kriegsbedarf versehen: etwa ein Drittheil
führte ausländische Schusswaffen. Eine Anzahl fester Städte und
verschanzter Lager wurden genommen, aber keineswegs immer ge-
halten, obgleich die Vertheidigung den Kaiserlichen nicht über-
lassen blieb. Diese betheiligten sich an den Operationen; die Ein-
mischung des Fu-tae Siue scheint aber keinesweges günstig auf den

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[405/0419] Anh. IV. Organisation der Vertheidigung. lichen so weit zu unterstützen, als die Säuberung der Umgegend von Shang-hae im Radius von 30 englischen Meilen erforderte, unter der von Herrn Bruce sanctionirten Bedingung, dass die von den Alliirten genommenen Plätze von kaiserlichen Truppen besetzt und gehalten würden. General Staveley und die Admiräle ver- banden sich zu gemeinsamen Operationen mit dem Americaner Ward, der unterdessen mit dem Gelde einheimischer Kaufleute über 1000 Chinesen geworben, europäisch uniformirt und eingeübt hatte. In den nächsten Monaten verstärkte sich dieses Corps bedeutend. Die Bewaffnung war gut; tausend alte preussische Percussions- büchsen thaten die besten Dienste. Mit einer einzigen Ausnahme waren alle Officiere Fremde; die höheren Chargen erhielten 70, die Lieutenants 30 Pf. St. monatlich. Alle Unterofficiere und Gemeinen waren Chinesen; letztere erhielten einen täglichen Sold von 1½ Shil- ling und die Verpflegung im Felde. — Ward war ein entschlosse- ner Mann von treibender Thatkraft, Zähigkeit und militärischer Begabung, der sich in seiner kurzen Laufbahn allgemeine Achtung erwarb. Die ganze Streitmacht bestand aus Abtheilungen des 31., des 67. und des 99. königlich englischen Infanterie-Regimentes, dem 5. Bombay Native-Infantery-Regiment, einer englischen Batterie, 300 englischen und 800 französischen Seeleuten und Ward’s disci- plinirten Chinesen. Das von tausend Rinnsalen durchschnittene Terrain begünstigte die schnelle Beförderung dieser Truppen auf kleinen Dampfern und Kanonenbooten. — Am 21. Februar 1862 be- gannen die Operationen mit der Wegnahme von Ka-džau, dem Hauptquartier der Insurgenten im Süden der Halbinsel Pu-tuṅ. Darauf folgte in den nächsten Monaten eine Reihe von Berennun- gen und Gefechten, bei denen die Alliirten mit Ward zwar im Ganzen siegreich waren, aber doch auch häufig den Kürzeren zogen und starke Verluste litten. Dank den Waffenspeculanten und Aben- teurern in Shang-hae, welche in geheimer Verbindung mit den Rebellen standen und ehrlos ihre Landsleute verriethen, waren die Tae-piṅ jetzt gut mit Kriegsbedarf versehen: etwa ein Drittheil führte ausländische Schusswaffen. Eine Anzahl fester Städte und verschanzter Lager wurden genommen, aber keineswegs immer ge- halten, obgleich die Vertheidigung den Kaiserlichen nicht über- lassen blieb. Diese betheiligten sich an den Operationen; die Ein- mischung des Fu-tae Siue scheint aber keinesweges günstig auf den

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/419>, abgerufen am 22.11.2024.