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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Petsaburi. XXII.
Nach kurzer Rast trieben die Schiffer, die doch in der Nacht kaum
zwei Stunden ruhten, schon gegen acht zum Aufbruch. Die Fahrt
ging den Me-klon hinab, dessen Mündung wir in einer Stunde
erreichten, von da über einen breiten Meerbusen von geringer Tiefe.
Kein Lüftchen regte sich. Die Ufer sind flach und bewaldet. Gegen
Mittag liefen wir in die Mündung des Flüsschens von Petsaburi ein
und suchten den Schatten eines dort gelegenen Tempels; die Sonne
schoss glühende Strahlen. Mit der Fluth ging es um vier Uhr
weiter; die Ufer des Flüsschens sind hübsch bewachsen, doch ist
die Pflanzenwelt hier weder gross noch mannigfaltig; hier und da
steht unter schirmenden Wipfeln eine Hütte. Nach Crocodilen
spähte man wieder vergebens; nur einige Ottern plumpten vor den
Booten ins klare Wasser, und im Ufergebüsch spielten Hunderte
lärmender Affen.

Gegen Abend fuhren die Boote sich fest und wurden erst
in der Nacht bei Hochwasser wieder flott. Die Schiffer hatten aber
auch dann noch schwere Arbeit und mussten oft, im Flusse watend,
die Boote schiebend und hebend über die Untiefen drücken. Am
frühsten Morgen lagen wir vor Petsaburi. -- Alsbald erschien der
zweite Gouverneur Phra-petsa-pisai Sirisawat mit Gefolge, um
den Gesandten in das ihm bestimmte Haus des Kalahum zu geleiten.
Ganz neu und in Backstein erbaut bot die kleine Villa doch wenige
bewohnbare Räume; über dem Eingang standen die Worte: The
country house of His Excellency the Prime-Minister of Siam. A. D.
1861. Nur einige teppichbelegte Zimmer im Obergeschoss waren
luftig und gut möblirt. In wenig Augenblicken hatten wir uns ein-
gerichtet. -- Bald machte auch der erste Gouverneur, ein alter
freundlicher Herr, dem Gesandten seine Aufwartung und stellte den
Marstall des Königs zur Verfügung. Nur der zweite Gouverneur,
der mit der Gesandtschaft in London gewesen und ein grosser Be-
wunderer alles Europäischen war, sprach etwas englisch.

Petsaburi, die "Stadt der Juwelen", streckt sich weitläufig
gebaut wohl eine halbe Stunde an beiden Ufern des Flusses hin.
Von Stein sind nur die Häuser der Prinzen und Grossen und eine
lange Reihe Markthallen, welche der König nach dem Muster der-
jenigen in Singapore bauen liess. Dort lagen Haufen der herrlichsten
Früchte, -- Bananen, Tamarinden, Papaya, Orangen, Pompelmusen,
Melonen, Granaten, Mango, Jack und Durian. Hauptartikel des
Handels ist der von der Palmyra-Palme (Borassus flabelliformis)

Petšaburi. XXII.
Nach kurzer Rast trieben die Schiffer, die doch in der Nacht kaum
zwei Stunden ruhten, schon gegen acht zum Aufbruch. Die Fahrt
ging den Me-kloṅ hinab, dessen Mündung wir in einer Stunde
erreichten, von da über einen breiten Meerbusen von geringer Tiefe.
Kein Lüftchen regte sich. Die Ufer sind flach und bewaldet. Gegen
Mittag liefen wir in die Mündung des Flüsschens von Petšaburi ein
und suchten den Schatten eines dort gelegenen Tempels; die Sonne
schoss glühende Strahlen. Mit der Fluth ging es um vier Uhr
weiter; die Ufer des Flüsschens sind hübsch bewachsen, doch ist
die Pflanzenwelt hier weder gross noch mannigfaltig; hier und da
steht unter schirmenden Wipfeln eine Hütte. Nach Crocodilen
spähte man wieder vergebens; nur einige Ottern plumpten vor den
Booten ins klare Wasser, und im Ufergebüsch spielten Hunderte
lärmender Affen.

Gegen Abend fuhren die Boote sich fest und wurden erst
in der Nacht bei Hochwasser wieder flott. Die Schiffer hatten aber
auch dann noch schwere Arbeit und mussten oft, im Flusse watend,
die Boote schiebend und hebend über die Untiefen drücken. Am
frühsten Morgen lagen wir vor Petšaburi. — Alsbald erschien der
zweite Gouverneur Phra-petša-pisaï Sirisawat mit Gefolge, um
den Gesandten in das ihm bestimmte Haus des Kalahum zu geleiten.
Ganz neu und in Backstein erbaut bot die kleine Villa doch wenige
bewohnbare Räume; über dem Eingang standen die Worte: The
country house of His Excellency the Prime-Minister of Siam. A. D.
1861. Nur einige teppichbelegte Zimmer im Obergeschoss waren
luftig und gut möblirt. In wenig Augenblicken hatten wir uns ein-
gerichtet. — Bald machte auch der erste Gouverneur, ein alter
freundlicher Herr, dem Gesandten seine Aufwartung und stellte den
Marstall des Königs zur Verfügung. Nur der zweite Gouverneur,
der mit der Gesandtschaft in London gewesen und ein grosser Be-
wunderer alles Europäischen war, sprach etwas englisch.

Petšaburi, die »Stadt der Juwelen«, streckt sich weitläufig
gebaut wohl eine halbe Stunde an beiden Ufern des Flusses hin.
Von Stein sind nur die Häuser der Prinzen und Grossen und eine
lange Reihe Markthallen, welche der König nach dem Muster der-
jenigen in Singapore bauen liess. Dort lagen Haufen der herrlichsten
Früchte, — Bananen, Tamarinden, Papaya, Orangen, Pompelmusen,
Melonen, Granaten, Mango, Jack und Durian. Hauptartikel des
Handels ist der von der Palmyra-Palme (Borassus flabelliformis)

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[346/0360] Petšaburi. XXII. Nach kurzer Rast trieben die Schiffer, die doch in der Nacht kaum zwei Stunden ruhten, schon gegen acht zum Aufbruch. Die Fahrt ging den Me-kloṅ hinab, dessen Mündung wir in einer Stunde erreichten, von da über einen breiten Meerbusen von geringer Tiefe. Kein Lüftchen regte sich. Die Ufer sind flach und bewaldet. Gegen Mittag liefen wir in die Mündung des Flüsschens von Petšaburi ein und suchten den Schatten eines dort gelegenen Tempels; die Sonne schoss glühende Strahlen. Mit der Fluth ging es um vier Uhr weiter; die Ufer des Flüsschens sind hübsch bewachsen, doch ist die Pflanzenwelt hier weder gross noch mannigfaltig; hier und da steht unter schirmenden Wipfeln eine Hütte. Nach Crocodilen spähte man wieder vergebens; nur einige Ottern plumpten vor den Booten ins klare Wasser, und im Ufergebüsch spielten Hunderte lärmender Affen. Gegen Abend fuhren die Boote sich fest und wurden erst in der Nacht bei Hochwasser wieder flott. Die Schiffer hatten aber auch dann noch schwere Arbeit und mussten oft, im Flusse watend, die Boote schiebend und hebend über die Untiefen drücken. Am frühsten Morgen lagen wir vor Petšaburi. — Alsbald erschien der zweite Gouverneur Phra-petša-pisaï Sirisawat mit Gefolge, um den Gesandten in das ihm bestimmte Haus des Kalahum zu geleiten. Ganz neu und in Backstein erbaut bot die kleine Villa doch wenige bewohnbare Räume; über dem Eingang standen die Worte: The country house of His Excellency the Prime-Minister of Siam. A. D. 1861. Nur einige teppichbelegte Zimmer im Obergeschoss waren luftig und gut möblirt. In wenig Augenblicken hatten wir uns ein- gerichtet. — Bald machte auch der erste Gouverneur, ein alter freundlicher Herr, dem Gesandten seine Aufwartung und stellte den Marstall des Königs zur Verfügung. Nur der zweite Gouverneur, der mit der Gesandtschaft in London gewesen und ein grosser Be- wunderer alles Europäischen war, sprach etwas englisch. Petšaburi, die »Stadt der Juwelen«, streckt sich weitläufig gebaut wohl eine halbe Stunde an beiden Ufern des Flusses hin. Von Stein sind nur die Häuser der Prinzen und Grossen und eine lange Reihe Markthallen, welche der König nach dem Muster der- jenigen in Singapore bauen liess. Dort lagen Haufen der herrlichsten Früchte, — Bananen, Tamarinden, Papaya, Orangen, Pompelmusen, Melonen, Granaten, Mango, Jack und Durian. Hauptartikel des Handels ist der von der Palmyra-Palme (Borassus flabelliformis)

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/360>, abgerufen am 22.11.2024.