Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.Hahnenkampf. Musik. XXI. Kämpen einen tüchtigen Hieb, so lief er dicht an seinen Gegnerheran und steckte seinen Kopf unter dessen Flügel. Nach zwei weiteren Gängen war die Schlacht entschieden: einer der Hähne wurde zweimal niedergeworfen, nahm zwar jedesmal muthig den Kampf wieder auf, drehte aber endlich seinem Gegner den Rücken, womit nach siamesischem Brauch das Spiel enden musste. Die sieg- reiche Parthei der Wettenden erhob gellendes Jubelgeschrei, die Verlierenden blieben sehr ruhig; einige der Betheiligten waren in die Arena gestiegen und rutschten hockend am Rande hin und her, um den Hähnen auszuweichen. Graf Eulenburg hatte das Musikcorps der Arkona mitgenom- Einige Tage darauf, am 29. Januar, spielten die siamesischen An demselben Tage begann die Feier des chinesischen Neu- Hahnenkampf. Musik. XXI. Kämpen einen tüchtigen Hieb, so lief er dicht an seinen Gegnerheran und steckte seinen Kopf unter dessen Flügel. Nach zwei weiteren Gängen war die Schlacht entschieden: einer der Hähne wurde zweimal niedergeworfen, nahm zwar jedesmal muthig den Kampf wieder auf, drehte aber endlich seinem Gegner den Rücken, womit nach siamesischem Brauch das Spiel enden musste. Die sieg- reiche Parthei der Wettenden erhob gellendes Jubelgeschrei, die Verlierenden blieben sehr ruhig; einige der Betheiligten waren in die Arena gestiegen und rutschten hockend am Rande hin und her, um den Hähnen auszuweichen. Graf Eulenburg hatte das Musikcorps der Arkona mitgenom- Einige Tage darauf, am 29. Januar, spielten die siamesischen An demselben Tage begann die Feier des chinesischen Neu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0312" n="298"/><fw place="top" type="header">Hahnenkampf. Musik. XXI.</fw><lb/> Kämpen einen tüchtigen Hieb, so lief er dicht an seinen Gegner<lb/> heran und steckte seinen Kopf unter dessen Flügel. Nach zwei<lb/> weiteren Gängen war die Schlacht entschieden: einer der Hähne<lb/> wurde zweimal niedergeworfen, nahm zwar jedesmal muthig den<lb/> Kampf wieder auf, drehte aber endlich seinem Gegner den Rücken,<lb/> womit nach siamesischem Brauch das Spiel enden musste. Die sieg-<lb/> reiche Parthei der Wettenden erhob gellendes Jubelgeschrei, die<lb/> Verlierenden blieben sehr ruhig; einige der Betheiligten waren in<lb/> die Arena gestiegen und rutschten hockend am Rande hin und her,<lb/> um den Hähnen auszuweichen.</p><lb/> <p>Graf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119178931">Eulenburg</persName> hatte das Musikcorps der Arkona mitgenom-<lb/> men, für dessen Leistungen die Siamesen lebhaftes Interesse zeigten.<lb/><persName ref="nognd">Prinz <hi rendition="#k">Khroma-luaṅ</hi></persName> meinte, bei uns unterscheide sich die traurige<lb/> und fröhliche Musik vorzüglich durch das Zeitmaass; bei jener sei<lb/> es langsam, bei dieser schnell. In <hi rendition="#k"><placeName>Siam</placeName></hi> habe das Tempo andere<lb/> Bedeutung: schnelle Stücke spiele man beim Ausmarsch von Truppen,<lb/> bei öffentlichen Processionen, überall wo grössere Menschenmassen<lb/> in Bewegung wären; langsame und feierliche dagegen beim Auftreten<lb/> vornehmer Personen. — Der alte Dirigent der prinzlichen Capelle<lb/> folgte auf einer Holzharmonika ganz richtig den Melodieen unserer<lb/> Bläser; der Prinz pries dessen musikalisches Gedächtniss, das ihn be-<lb/> fähige, jedes Stück nach dreimaligem Hören nachzuspielen. — An<lb/> demselben Abend kamen die von Musikmeister <persName ref="nognd">Fritze</persName> und seinen<lb/> Hautboisten seit kaum drei Wochen unterrichteten siamesischen<lb/> Musikanten nach dem Gesandtschaftshause, um Graf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119178931">Eulenburg</persName><lb/> etwas vorzuspielen. Sie bliesen zuerst allein, dann mit unserem<lb/> Musikcorps den preussischen Präsentirmarsch, den Zapfenstreich<lb/> und Heil Dir im Siegerkranz zwar nicht entzückend, aber für die<lb/> kurze Zeit ihres Unterrichts doch erstaunlich richtig. Sie hatten<lb/> vorher weder eine Ahnung von musikalischen Noten, noch von Be-<lb/> handlung der Blasintrumente.</p><lb/> <p>Einige Tage darauf, am 29. Januar, spielten die siamesischen<lb/> Bläser zum ersten Mal vor ihrem König, der mit seinen Frauen aus<lb/> der Audienzhalle zuhörte. Zugleich fanden Ballspiele und Pferde-<lb/> rennen in den Höfen statt. Zum Beschluss bliesen die Siamesen<lb/> eine von Musikmeister <persName ref="nognd">Fritze</persName> componirte »siamesische National-<lb/> hymne«, welche der König »Die glückliche Blume« taufte.</p><lb/> <p>An demselben Tage begann die Feier des chinesischen Neu-<lb/> jahrsfestes; das Feuerwerk knallte die ganze Nacht. Unsere chine-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0312]
Hahnenkampf. Musik. XXI.
Kämpen einen tüchtigen Hieb, so lief er dicht an seinen Gegner
heran und steckte seinen Kopf unter dessen Flügel. Nach zwei
weiteren Gängen war die Schlacht entschieden: einer der Hähne
wurde zweimal niedergeworfen, nahm zwar jedesmal muthig den
Kampf wieder auf, drehte aber endlich seinem Gegner den Rücken,
womit nach siamesischem Brauch das Spiel enden musste. Die sieg-
reiche Parthei der Wettenden erhob gellendes Jubelgeschrei, die
Verlierenden blieben sehr ruhig; einige der Betheiligten waren in
die Arena gestiegen und rutschten hockend am Rande hin und her,
um den Hähnen auszuweichen.
Graf Eulenburg hatte das Musikcorps der Arkona mitgenom-
men, für dessen Leistungen die Siamesen lebhaftes Interesse zeigten.
Prinz Khroma-luaṅ meinte, bei uns unterscheide sich die traurige
und fröhliche Musik vorzüglich durch das Zeitmaass; bei jener sei
es langsam, bei dieser schnell. In Siam habe das Tempo andere
Bedeutung: schnelle Stücke spiele man beim Ausmarsch von Truppen,
bei öffentlichen Processionen, überall wo grössere Menschenmassen
in Bewegung wären; langsame und feierliche dagegen beim Auftreten
vornehmer Personen. — Der alte Dirigent der prinzlichen Capelle
folgte auf einer Holzharmonika ganz richtig den Melodieen unserer
Bläser; der Prinz pries dessen musikalisches Gedächtniss, das ihn be-
fähige, jedes Stück nach dreimaligem Hören nachzuspielen. — An
demselben Abend kamen die von Musikmeister Fritze und seinen
Hautboisten seit kaum drei Wochen unterrichteten siamesischen
Musikanten nach dem Gesandtschaftshause, um Graf Eulenburg
etwas vorzuspielen. Sie bliesen zuerst allein, dann mit unserem
Musikcorps den preussischen Präsentirmarsch, den Zapfenstreich
und Heil Dir im Siegerkranz zwar nicht entzückend, aber für die
kurze Zeit ihres Unterrichts doch erstaunlich richtig. Sie hatten
vorher weder eine Ahnung von musikalischen Noten, noch von Be-
handlung der Blasintrumente.
Einige Tage darauf, am 29. Januar, spielten die siamesischen
Bläser zum ersten Mal vor ihrem König, der mit seinen Frauen aus
der Audienzhalle zuhörte. Zugleich fanden Ballspiele und Pferde-
rennen in den Höfen statt. Zum Beschluss bliesen die Siamesen
eine von Musikmeister Fritze componirte »siamesische National-
hymne«, welche der König »Die glückliche Blume« taufte.
An demselben Tage begann die Feier des chinesischen Neu-
jahrsfestes; das Feuerwerk knallte die ganze Nacht. Unsere chine-
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