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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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und stand kaum sechs Meilen von Tien-tsin. Diese Stadt mieden
die Rebellen wegen der fremden Truppen, suchten aber San-ko-
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Stellung zu umgehen, um von Südwesten gegen Pe-kin
vorzudringen. Nach den Zeitungsberichten schien Tsen-pao das
verhindert und weitere Siege erfochten zu haben; er erhielt den
Oberbefehl, und San-ko-lin-sin fiel auf Su-tsuen's Einflüsterung
wieder in Ungnade.33) Von dem Mongolenfürsten hörten die Frem-
den in Pe-kin nur Gutes; San-ko-lin-sin scheint ein schlichter
ehrlicher Krieger, kein Politiker gewesen zu sein. Man rühmte
ihn als Vater seiner Soldaten, unter denen er strenge Zucht hielte
und die Raublust mächtig unterdrückte. Der hoffährtige Trotz,
mit welchem Herr Lay bei den Friedensverhandlungen in Tien-
tsin
1858 den alten Kwei-lian gradezu zertrat, erfüllte den Mon-
golen mit bitterem Hass gegen alle Fremden; er trieb im Verein
mit Su-tsuen und dessen Genossen, welche aus anderen Motiven
handelten, den Kaiser, der persönlich nur Aenderungen am Ver-
trage von Tien-tsin auf friedlichem Wege herbeizuführen wünschte,
zu gewaltsamer Zurückweisung der Gesandten 1859 und zu hart-
näckigem Widerstande. Seine Entrüstung über das hochfahrende
Auftreten der Fremden gegen chinesische Würdenträger drückt
sich deutlich in den wenigen Worten aus, die er vor der Schlacht
von Tsan-kia-wan zu dem gefangenen Parkes sprach. Seine
Niederlage bei Ta-ku hatte San-ko-lin-sin nicht über die Ohn-
macht seiner Waffen belehrt; er hoffte die Fremden im offenen
Felde zu schlagen und scheint damals durch seine Denkschrift den
ersten Impuls zur Flucht des Kaisers gegeben zu haben. Die
Schlacht von Tsan-kia-wan aber zeigte ihm die Fruchtlosigkeit
des Kampfes; der weitere Verlauf des Feldzuges und das Auf-
treten der Fremden nach dem Friedensschluss scheinen ihm auch
Achtung vor deren Charakter eingeflösst zu haben; er trat nun
politisch auf die Seite des Prinzen von Kun. -- Gegen die Rebellen
kämpfend starb er später, im vordersten Treffen mit wenigen Reitern
abgeschnitten, den Tod eines braven Soldaten.

Tsen-pao's Charakter galt als zweideutig; als Feldherrn
achteten ihn die meisten Chinesen. Vor der europäischen Artillerie

33) Erst nach Hien-fun's Tod -- im October 1861 -- wurde San-ko-lin-sin
in Folge eines gegen die Rebellen erkämpften Sieges in alle Ehren wieder ein-
gesetzt, deren er durch seine zweimalige Degradirung nach dem Fall von Ta-ku
und der Niederlage bei Tsan-kia-wan verlustig gegangen war.

und stand kaum sechs Meilen von Tien-tsin. Diese Stadt mieden
die Rebellen wegen der fremden Truppen, suchten aber Saṅ-ko-
lin-sin
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Stellung zu umgehen, um von Südwesten gegen Pe-kiṅ
vorzudringen. Nach den Zeitungsberichten schien Tšen-pao das
verhindert und weitere Siege erfochten zu haben; er erhielt den
Oberbefehl, und Saṅ-ko-lin-sin fiel auf Su-tšuen’s Einflüsterung
wieder in Ungnade.33) Von dem Mongolenfürsten hörten die Frem-
den in Pe-kiṅ nur Gutes; Saṅ-ko-lin-sin scheint ein schlichter
ehrlicher Krieger, kein Politiker gewesen zu sein. Man rühmte
ihn als Vater seiner Soldaten, unter denen er strenge Zucht hielte
und die Raublust mächtig unterdrückte. Der hoffährtige Trotz,
mit welchem Herr Lay bei den Friedensverhandlungen in Tien-
tsin
1858 den alten Kwei-liaṅ gradezu zertrat, erfüllte den Mon-
golen mit bitterem Hass gegen alle Fremden; er trieb im Verein
mit Su-tšuen und dessen Genossen, welche aus anderen Motiven
handelten, den Kaiser, der persönlich nur Aenderungen am Ver-
trage von Tien-tsin auf friedlichem Wege herbeizuführen wünschte,
zu gewaltsamer Zurückweisung der Gesandten 1859 und zu hart-
näckigem Widerstande. Seine Entrüstung über das hochfahrende
Auftreten der Fremden gegen chinesische Würdenträger drückt
sich deutlich in den wenigen Worten aus, die er vor der Schlacht
von Tšaṅ-kia-wan zu dem gefangenen Parkes sprach. Seine
Niederlage bei Ta-ku hatte Saṅ-ko-lin-sin nicht über die Ohn-
macht seiner Waffen belehrt; er hoffte die Fremden im offenen
Felde zu schlagen und scheint damals durch seine Denkschrift den
ersten Impuls zur Flucht des Kaisers gegeben zu haben. Die
Schlacht von Tšaṅ-kia-wan aber zeigte ihm die Fruchtlosigkeit
des Kampfes; der weitere Verlauf des Feldzuges und das Auf-
treten der Fremden nach dem Friedensschluss scheinen ihm auch
Achtung vor deren Charakter eingeflösst zu haben; er trat nun
politisch auf die Seite des Prinzen von Kuṅ. — Gegen die Rebellen
kämpfend starb er später, im vordersten Treffen mit wenigen Reitern
abgeschnitten, den Tod eines braven Soldaten.

Tšen-pao’s Charakter galt als zweideutig; als Feldherrn
achteten ihn die meisten Chinesen. Vor der europäischen Artillerie

33) Erst nach Hien-fuṅ’s Tod — im October 1861 — wurde Saṅ-ko-lin-sin
in Folge eines gegen die Rebellen erkämpften Sieges in alle Ehren wieder ein-
gesetzt, deren er durch seine zweimalige Degradirung nach dem Fall von Ta-ku
und der Niederlage bei Tšaṅ-kia-wan verlustig gegangen war.
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[144/0158] Saṅ-ko-lin-sin. XVII. und stand kaum sechs Meilen von Tien-tsin. Diese Stadt mieden die Rebellen wegen der fremden Truppen, suchten aber Saṅ-ko- lin-sin’s Stellung zu umgehen, um von Südwesten gegen Pe-kiṅ vorzudringen. Nach den Zeitungsberichten schien Tšen-pao das verhindert und weitere Siege erfochten zu haben; er erhielt den Oberbefehl, und Saṅ-ko-lin-sin fiel auf Su-tšuen’s Einflüsterung wieder in Ungnade. 33) Von dem Mongolenfürsten hörten die Frem- den in Pe-kiṅ nur Gutes; Saṅ-ko-lin-sin scheint ein schlichter ehrlicher Krieger, kein Politiker gewesen zu sein. Man rühmte ihn als Vater seiner Soldaten, unter denen er strenge Zucht hielte und die Raublust mächtig unterdrückte. Der hoffährtige Trotz, mit welchem Herr Lay bei den Friedensverhandlungen in Tien- tsin 1858 den alten Kwei-liaṅ gradezu zertrat, erfüllte den Mon- golen mit bitterem Hass gegen alle Fremden; er trieb im Verein mit Su-tšuen und dessen Genossen, welche aus anderen Motiven handelten, den Kaiser, der persönlich nur Aenderungen am Ver- trage von Tien-tsin auf friedlichem Wege herbeizuführen wünschte, zu gewaltsamer Zurückweisung der Gesandten 1859 und zu hart- näckigem Widerstande. Seine Entrüstung über das hochfahrende Auftreten der Fremden gegen chinesische Würdenträger drückt sich deutlich in den wenigen Worten aus, die er vor der Schlacht von Tšaṅ-kia-wan zu dem gefangenen Parkes sprach. Seine Niederlage bei Ta-ku hatte Saṅ-ko-lin-sin nicht über die Ohn- macht seiner Waffen belehrt; er hoffte die Fremden im offenen Felde zu schlagen und scheint damals durch seine Denkschrift den ersten Impuls zur Flucht des Kaisers gegeben zu haben. Die Schlacht von Tšaṅ-kia-wan aber zeigte ihm die Fruchtlosigkeit des Kampfes; der weitere Verlauf des Feldzuges und das Auf- treten der Fremden nach dem Friedensschluss scheinen ihm auch Achtung vor deren Charakter eingeflösst zu haben; er trat nun politisch auf die Seite des Prinzen von Kuṅ. — Gegen die Rebellen kämpfend starb er später, im vordersten Treffen mit wenigen Reitern abgeschnitten, den Tod eines braven Soldaten. Tšen-pao’s Charakter galt als zweideutig; als Feldherrn achteten ihn die meisten Chinesen. Vor der europäischen Artillerie 33) Erst nach Hien-fuṅ’s Tod — im October 1861 — wurde Saṅ-ko-lin-sin in Folge eines gegen die Rebellen erkämpften Sieges in alle Ehren wieder ein- gesetzt, deren er durch seine zweimalige Degradirung nach dem Fall von Ta-ku und der Niederlage bei Tšaṅ-kia-wan verlustig gegangen war.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/158>, abgerufen am 27.11.2024.