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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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XIII. Feste.
Morgens Gottesdienst; um zwölf Uhr brachte Capitän Sundawall
mit der auf dem Verdeck angetretenen Mannschaft ein donnerndes
Hoch auf Seine Majestät König Wilhelm aus, während Arkona und
Thetis den königlichen Gruss von dreiunddreissig Schüssen feuerten.
Die englischen und französischen Kriegsschiffe lagen dem Ufer zu
nah, um ohne Gefahr für die Fensterscheiben der Stadt salutiren
zu können; doch traten dort die Wachen in's Gewehr und prä-
sentirten unter den Klängen von "Heil Dir im Siegerkranz". Zwei
Hamburger Schooner feuerten mit nur zwei Kanonen einen wackeren
Salut von einundzwanzig Schüssen. Um zwei Uhr versammelten
sich an Bord der Arkona die vom Gesandten geladenen Gäste,
darunter General de Montauban, Contre-Admiral Protet, Capitän
Corbett von der englischen Flotte, die Consuln von England, Frank-
reich
, Hamburg, Hannover und Oldenburg. -- Erst bei einbrechen-
der Dunkelheit schieden die Gäste.

Am 9. April gaben Graf Eulenburg und Capitän Sundawall
auf der Arkona ein Tanzfest, zu welchem die Officier-Corps der
Kriegsschiffe und die Elite der Gesellschaft geladen wurden. Das
Quarterdeck war in einen Ballsaal verwandelt: die Seitenwand bil-
deten in hübscher Drappirung die Flaggen aller Länder, die Decke
das Sonnensegel in beträchtlicher Höhe. Blumengewinde, Bambus-
wedel, Sträusse von Camelien- und Pfirsichblüthen, die blank-
geputzten Landungsgeschütze und Waffentrophäen, um die Landes-
flagge gruppirt, gaben dem Raum zugleich ein festliches und mili-
tärisches Ansehn. Durch Lücken, welche Licht und Luft einliessen,
blickte man auf die sonnigen Ufer, -- es war ein heiterer warmer
Frühlingstag. -- Gegen zwei Uhr Nachmittags erschienen General
de Montauban und Contre-Admiral Protet mit ihren Stäben und
dem Musikcorps des 101. Infanterie-Regimentes, welches abwech-
selnd mit dem der Arkona zum Tanze spielte und grössere Stücke
vortrug.

Den 18. und 19. April fanden von schönem Wetter begün-
stigt auf der Bahn von Shang-hae die Frühlings-Rennen statt.
Die Rennbahn, anderthalb englische Meilen im Umkreis, ist muster-
haft angelegt und gehalten; ein steinernes Gebäude mit offener
Galerie dient der eleganten Welt als Tribüne. Dort fand sich auch
der Tau-tae oder Präfect von Shang-hae in einer Sänfte mit
Gefolge von Lanzen-, Schwert- und Fahnenträgern ein, die eher
schmutzig theatralisch als kriegerisch aussahen und beim Kommen

XIII. Feste.
Morgens Gottesdienst; um zwölf Uhr brachte Capitän Sundawall
mit der auf dem Verdeck angetretenen Mannschaft ein donnerndes
Hoch auf Seine Majestät König Wilhelm aus, während Arkona und
Thetis den königlichen Gruss von dreiunddreissig Schüssen feuerten.
Die englischen und französischen Kriegsschiffe lagen dem Ufer zu
nah, um ohne Gefahr für die Fensterscheiben der Stadt salutiren
zu können; doch traten dort die Wachen in’s Gewehr und prä-
sentirten unter den Klängen von »Heil Dir im Siegerkranz«. Zwei
Hamburger Schooner feuerten mit nur zwei Kanonen einen wackeren
Salut von einundzwanzig Schüssen. Um zwei Uhr versammelten
sich an Bord der Arkona die vom Gesandten geladenen Gäste,
darunter General de Montauban, Contre-Admiral Protet, Capitän
Corbett von der englischen Flotte, die Consuln von England, Frank-
reich
, Hamburg, Hannover und Oldenburg. — Erst bei einbrechen-
der Dunkelheit schieden die Gäste.

Am 9. April gaben Graf Eulenburg und Capitän Sundawall
auf der Arkona ein Tanzfest, zu welchem die Officier-Corps der
Kriegsschiffe und die Elite der Gesellschaft geladen wurden. Das
Quarterdeck war in einen Ballsaal verwandelt: die Seitenwand bil-
deten in hübscher Drappirung die Flaggen aller Länder, die Decke
das Sonnensegel in beträchtlicher Höhe. Blumengewinde, Bambus-
wedel, Sträusse von Camelien- und Pfirsichblüthen, die blank-
geputzten Landungsgeschütze und Waffentrophäen, um die Landes-
flagge gruppirt, gaben dem Raum zugleich ein festliches und mili-
tärisches Ansehn. Durch Lücken, welche Licht und Luft einliessen,
blickte man auf die sonnigen Ufer, — es war ein heiterer warmer
Frühlingstag. — Gegen zwei Uhr Nachmittags erschienen General
de Montauban und Contre-Admiral Protet mit ihren Stäben und
dem Musikcorps des 101. Infanterie-Regimentes, welches abwech-
selnd mit dem der Arkona zum Tanze spielte und grössere Stücke
vortrug.

Den 18. und 19. April fanden von schönem Wetter begün-
stigt auf der Bahn von Shang-hae die Frühlings-Rennen statt.
Die Rennbahn, anderthalb englische Meilen im Umkreis, ist muster-
haft angelegt und gehalten; ein steinernes Gebäude mit offener
Galerie dient der eleganten Welt als Tribüne. Dort fand sich auch
der Tau-tae oder Präfect von Shang-hae in einer Sänfte mit
Gefolge von Lanzen-, Schwert- und Fahnenträgern ein, die eher
schmutzig theatralisch als kriegerisch aussahen und beim Kommen

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[379/0401] XIII. Feste. Morgens Gottesdienst; um zwölf Uhr brachte Capitän Sundawall mit der auf dem Verdeck angetretenen Mannschaft ein donnerndes Hoch auf Seine Majestät König Wilhelm aus, während Arkona und Thetis den königlichen Gruss von dreiunddreissig Schüssen feuerten. Die englischen und französischen Kriegsschiffe lagen dem Ufer zu nah, um ohne Gefahr für die Fensterscheiben der Stadt salutiren zu können; doch traten dort die Wachen in’s Gewehr und prä- sentirten unter den Klängen von »Heil Dir im Siegerkranz«. Zwei Hamburger Schooner feuerten mit nur zwei Kanonen einen wackeren Salut von einundzwanzig Schüssen. Um zwei Uhr versammelten sich an Bord der Arkona die vom Gesandten geladenen Gäste, darunter General de Montauban, Contre-Admiral Protet, Capitän Corbett von der englischen Flotte, die Consuln von England, Frank- reich, Hamburg, Hannover und Oldenburg. — Erst bei einbrechen- der Dunkelheit schieden die Gäste. Am 9. April gaben Graf Eulenburg und Capitän Sundawall auf der Arkona ein Tanzfest, zu welchem die Officier-Corps der Kriegsschiffe und die Elite der Gesellschaft geladen wurden. Das Quarterdeck war in einen Ballsaal verwandelt: die Seitenwand bil- deten in hübscher Drappirung die Flaggen aller Länder, die Decke das Sonnensegel in beträchtlicher Höhe. Blumengewinde, Bambus- wedel, Sträusse von Camelien- und Pfirsichblüthen, die blank- geputzten Landungsgeschütze und Waffentrophäen, um die Landes- flagge gruppirt, gaben dem Raum zugleich ein festliches und mili- tärisches Ansehn. Durch Lücken, welche Licht und Luft einliessen, blickte man auf die sonnigen Ufer, — es war ein heiterer warmer Frühlingstag. — Gegen zwei Uhr Nachmittags erschienen General de Montauban und Contre-Admiral Protet mit ihren Stäben und dem Musikcorps des 101. Infanterie-Regimentes, welches abwech- selnd mit dem der Arkona zum Tanze spielte und grössere Stücke vortrug. Den 18. und 19. April fanden von schönem Wetter begün- stigt auf der Bahn von Shang-hae die Frühlings-Rennen statt. Die Rennbahn, anderthalb englische Meilen im Umkreis, ist muster- haft angelegt und gehalten; ein steinernes Gebäude mit offener Galerie dient der eleganten Welt als Tribüne. Dort fand sich auch der Tau-tae oder Präfect von Shang-hae in einer Sänfte mit Gefolge von Lanzen-, Schwert- und Fahnenträgern ein, die eher schmutzig theatralisch als kriegerisch aussahen und beim Kommen

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/401>, abgerufen am 22.11.2024.