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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Besetzung von Yuan-min-yuan.
sie nach einer von Höhen umschlossenen Stadt. Ein Franzose
starb unterwegs, ein zweiter am Tage nach der Ankunft im Kerker,
ein indischer Reiter wenige Tage später an den Folgen der gräss-
lichen Fesselung. Die Ueberlebenden behandelte man besser, nahm
ihnen die Ketten ab und wusch ihre Wunden.

Eine dritte Abtheilung -- Herr Bowlby, ein französischer
Officier, ein Reiter von den Kings-dragoon-guards und vier von
Fane's Regiment -- fuhr die ganze Nacht durch. Sie erhielten
keine Nahrung, sondern, wenn sie darnach verlangten, Hiebe und
Fusstritte. Am nächsten Vormittag gelangten sie in ein Fort, wo
man sie drei Tage und Nächte geknebelt in freier Luft liegen liess
und dann zusammen in ein feuchtes schmutziges Gelass steckte.
Herr Bowlby, der Times-Correspondent, starb zwei Tage nach der
Ankunft; sein Körper blieb mehrere Tage liegen und wurde dann
über die Mauer geschmissen. In den folgenden Tagen starben der
französische Officier, der englische Dragoner und zwei von Fane's
Reitern. Zwei Inder kehrten lebend zurück. -- Die Erlebnisse der
vierten Abtheilung -- drei Franzosen und vier indischer Reiter --
kennt man nicht, da nur ihre Leichen ausgeliefert wurden.

Der Zeitraum vom 6. bis zum 13. October 1860 bildet in den
für das englische Parlament gedruckten Urkunden eine Lücke. Lord
Elgin's Depeschen aus jenen Tagen mögen die Plünderung des
Sommerpalastes beleuchten, welche, von den französischen Truppen
begonnen und von den englischen fortgesetzt, in den Augen des
Staatsmannes vielleicht wenig Gnade fand.

Während am 6. October 1860 die englische Infanterie und
Artillerie ihr Lager bei den Lama-Tempeln aufschlugen, marschir-
ten die französische Colonne und die englische Reiterei nach dem
nordwestlich von Pe-kin gelegenen Sommerpalast. Weder im Dorfe
Hae-tien, das vor dem Eingang liegt, noch auf dem ganzen übri-
gen Wege zeigten sich Truppen. Gegen sieben Uhr Abends erreichte
die Spitze der französischen Colonne das Hauptportal von Yuan-min-
yuan
. Die Thorflügel wurden eingeschlagen. Etwa zwanzig schlecht-
bewaffnete Eunuchen stürzten sich den Eindringenden wüthend entge-
gen; drei blieben auf dem Platze; mehrere Franzosen erhielten Wunden.

Die Paläste von Yuan-min-yuan lagen zerstreut in einem
von hohen Mauern umschlossenen ausgedehnten Park mit Flüssen
und Seen; unbeschreibliche Schätze, der mehrhundertjährige Tri-

Besetzung von Yuaṅ-miṅ-yuaṅ.
sie nach einer von Höhen umschlossenen Stadt. Ein Franzose
starb unterwegs, ein zweiter am Tage nach der Ankunft im Kerker,
ein indischer Reiter wenige Tage später an den Folgen der gräss-
lichen Fesselung. Die Ueberlebenden behandelte man besser, nahm
ihnen die Ketten ab und wusch ihre Wunden.

Eine dritte Abtheilung — Herr Bowlby, ein französischer
Officier, ein Reiter von den Kings-dragoon-guards und vier von
Fane’s Regiment — fuhr die ganze Nacht durch. Sie erhielten
keine Nahrung, sondern, wenn sie darnach verlangten, Hiebe und
Fusstritte. Am nächsten Vormittag gelangten sie in ein Fort, wo
man sie drei Tage und Nächte geknebelt in freier Luft liegen liess
und dann zusammen in ein feuchtes schmutziges Gelass steckte.
Herr Bowlby, der Times-Correspondent, starb zwei Tage nach der
Ankunft; sein Körper blieb mehrere Tage liegen und wurde dann
über die Mauer geschmissen. In den folgenden Tagen starben der
französische Officier, der englische Dragoner und zwei von Fane’s
Reitern. Zwei Inder kehrten lebend zurück. — Die Erlebnisse der
vierten Abtheilung — drei Franzosen und vier indischer Reiter —
kennt man nicht, da nur ihre Leichen ausgeliefert wurden.

Der Zeitraum vom 6. bis zum 13. October 1860 bildet in den
für das englische Parlament gedruckten Urkunden eine Lücke. Lord
Elgin’s Depeschen aus jenen Tagen mögen die Plünderung des
Sommerpalastes beleuchten, welche, von den französischen Truppen
begonnen und von den englischen fortgesetzt, in den Augen des
Staatsmannes vielleicht wenig Gnade fand.

Während am 6. October 1860 die englische Infanterie und
Artillerie ihr Lager bei den Lama-Tempeln aufschlugen, marschir-
ten die französische Colonne und die englische Reiterei nach dem
nordwestlich von Pe-kiṅ gelegenen Sommerpalast. Weder im Dorfe
Hae-tien, das vor dem Eingang liegt, noch auf dem ganzen übri-
gen Wege zeigten sich Truppen. Gegen sieben Uhr Abends erreichte
die Spitze der französischen Colonne das Hauptportal von Yuaṅ-miṅ-
yuaṅ
. Die Thorflügel wurden eingeschlagen. Etwa zwanzig schlecht-
bewaffnete Eunuchen stürzten sich den Eindringenden wüthend entge-
gen; drei blieben auf dem Platze; mehrere Franzosen erhielten Wunden.

Die Paläste von Yuaṅ-miṅ-yuaṅ lagen zerstreut in einem
von hohen Mauern umschlossenen ausgedehnten Park mit Flüssen
und Seen; unbeschreibliche Schätze, der mehrhundertjährige Tri-

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[361/0383] Besetzung von Yuaṅ-miṅ-yuaṅ. sie nach einer von Höhen umschlossenen Stadt. Ein Franzose starb unterwegs, ein zweiter am Tage nach der Ankunft im Kerker, ein indischer Reiter wenige Tage später an den Folgen der gräss- lichen Fesselung. Die Ueberlebenden behandelte man besser, nahm ihnen die Ketten ab und wusch ihre Wunden. Eine dritte Abtheilung — Herr Bowlby, ein französischer Officier, ein Reiter von den Kings-dragoon-guards und vier von Fane’s Regiment — fuhr die ganze Nacht durch. Sie erhielten keine Nahrung, sondern, wenn sie darnach verlangten, Hiebe und Fusstritte. Am nächsten Vormittag gelangten sie in ein Fort, wo man sie drei Tage und Nächte geknebelt in freier Luft liegen liess und dann zusammen in ein feuchtes schmutziges Gelass steckte. Herr Bowlby, der Times-Correspondent, starb zwei Tage nach der Ankunft; sein Körper blieb mehrere Tage liegen und wurde dann über die Mauer geschmissen. In den folgenden Tagen starben der französische Officier, der englische Dragoner und zwei von Fane’s Reitern. Zwei Inder kehrten lebend zurück. — Die Erlebnisse der vierten Abtheilung — drei Franzosen und vier indischer Reiter — kennt man nicht, da nur ihre Leichen ausgeliefert wurden. Der Zeitraum vom 6. bis zum 13. October 1860 bildet in den für das englische Parlament gedruckten Urkunden eine Lücke. Lord Elgin’s Depeschen aus jenen Tagen mögen die Plünderung des Sommerpalastes beleuchten, welche, von den französischen Truppen begonnen und von den englischen fortgesetzt, in den Augen des Staatsmannes vielleicht wenig Gnade fand. Während am 6. October 1860 die englische Infanterie und Artillerie ihr Lager bei den Lama-Tempeln aufschlugen, marschir- ten die französische Colonne und die englische Reiterei nach dem nordwestlich von Pe-kiṅ gelegenen Sommerpalast. Weder im Dorfe Hae-tien, das vor dem Eingang liegt, noch auf dem ganzen übri- gen Wege zeigten sich Truppen. Gegen sieben Uhr Abends erreichte die Spitze der französischen Colonne das Hauptportal von Yuaṅ-miṅ- yuaṅ. Die Thorflügel wurden eingeschlagen. Etwa zwanzig schlecht- bewaffnete Eunuchen stürzten sich den Eindringenden wüthend entge- gen; drei blieben auf dem Platze; mehrere Franzosen erhielten Wunden. Die Paläste von Yuaṅ-miṅ-yuaṅ lagen zerstreut in einem von hohen Mauern umschlossenen ausgedehnten Park mit Flüssen und Seen; unbeschreibliche Schätze, der mehrhundertjährige Tri-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/383>, abgerufen am 24.11.2024.