[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Schicksale der anderen Gefangenen. päer und Inder gesondert. Nach zweistündiger Ruhe holte mansie heraus unter dem Vorwande, dass sie sich waschen sollten. Sie mussten niederknieen; ihre Hände wurden rücklings mit den Füssen zusammen geknebelt; fielen sie um, so erhielten sie Fuss- tritte auf den Kopf und in's Gesicht; sie wurden in solche Stellung gebracht, dass die ganze Last des Körpers auf den Händen ruhte. So blieben sie drei Tage und Nächte der grimmigsten Sonnenhitze und der bittersten Kälte ausgesetzt. Einige wurden nach Ent- fernung der Stricke mit Ketten gefesselt. Bei Jedem stand ein Wächter, der die Umfallenden misshandelte. Die häufig genetzten Stricke schnitten bald tief in das Fleisch, und die Hände schwollen zu unförmlichen Klumpen. Rief Einer nach Nahrung, so wurde ihm Schmutz in den Mund gestopft; nur selten erhielten sie etwas ekelhafte Speise und fast gar kein Wasser. Viele Chinesen wei- deten sich täglich an ihren Qualen. Herr de Normann, der Ein- zige, der ein wenig chinesisch konnte, wurde wiederholt verhört, erhielt auch einmal essbare Nahrung. Am vierten Nachmittag wurden die Gefesselten in Karren ge- Drei französische Soldaten und fünf indische Reiter wurden Schicksale der anderen Gefangenen. päer und Inder gesondert. Nach zweistündiger Ruhe holte mansie heraus unter dem Vorwande, dass sie sich waschen sollten. Sie mussten niederknieen; ihre Hände wurden rücklings mit den Füssen zusammen geknebelt; fielen sie um, so erhielten sie Fuss- tritte auf den Kopf und in’s Gesicht; sie wurden in solche Stellung gebracht, dass die ganze Last des Körpers auf den Händen ruhte. So blieben sie drei Tage und Nächte der grimmigsten Sonnenhitze und der bittersten Kälte ausgesetzt. Einige wurden nach Ent- fernung der Stricke mit Ketten gefesselt. Bei Jedem stand ein Wächter, der die Umfallenden misshandelte. Die häufig genetzten Stricke schnitten bald tief in das Fleisch, und die Hände schwollen zu unförmlichen Klumpen. Rief Einer nach Nahrung, so wurde ihm Schmutz in den Mund gestopft; nur selten erhielten sie etwas ekelhafte Speise und fast gar kein Wasser. Viele Chinesen wei- deten sich täglich an ihren Qualen. Herr de Normann, der Ein- zige, der ein wenig chinesisch konnte, wurde wiederholt verhört, erhielt auch einmal essbare Nahrung. Am vierten Nachmittag wurden die Gefesselten in Karren ge- Drei französische Soldaten und fünf indische Reiter wurden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0382" n="360"/><fw place="top" type="header">Schicksale der anderen Gefangenen.</fw><lb/> päer und Inder gesondert. 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Am dritten Tage gelangten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [360/0382]
Schicksale der anderen Gefangenen.
päer und Inder gesondert. Nach zweistündiger Ruhe holte man
sie heraus unter dem Vorwande, dass sie sich waschen sollten.
Sie mussten niederknieen; ihre Hände wurden rücklings mit den
Füssen zusammen geknebelt; fielen sie um, so erhielten sie Fuss-
tritte auf den Kopf und in’s Gesicht; sie wurden in solche Stellung
gebracht, dass die ganze Last des Körpers auf den Händen ruhte.
So blieben sie drei Tage und Nächte der grimmigsten Sonnenhitze
und der bittersten Kälte ausgesetzt. Einige wurden nach Ent-
fernung der Stricke mit Ketten gefesselt. Bei Jedem stand ein
Wächter, der die Umfallenden misshandelte. Die häufig genetzten
Stricke schnitten bald tief in das Fleisch, und die Hände schwollen
zu unförmlichen Klumpen. Rief Einer nach Nahrung, so wurde
ihm Schmutz in den Mund gestopft; nur selten erhielten sie etwas
ekelhafte Speise und fast gar kein Wasser. Viele Chinesen wei-
deten sich täglich an ihren Qualen. Herr de Normann, der Ein-
zige, der ein wenig chinesisch konnte, wurde wiederholt verhört,
erhielt auch einmal essbare Nahrung.
Am vierten Nachmittag wurden die Gefesselten in Karren ge-
worfen und in vier Haufen gesondert. Lieutenant Anderson,
Attaché de Normann und fünf Reiter von Fane’s Regiment blieben
zusammen. Die ganze Nacht durch ging es in scharfem Trabe.
Am Morgen gelangte man nach einem Fort, belud die Gefesselten
mit schweren Ketten und steckte sie in Käfige. Hier starb zuerst
Lieutenant Anderson am neunten Tage der Gefangenschaft: er war
schon am zweiten Tage der Fesselung im Sommerpalast vor
Schmerz und Hunger irrsinnig geworden und blieb es, mit weni-
gen lichten Augenblicken, bis zum Tode. Seine Finger und Nägel
platzten schon in Yuaṅ-miṅ-yuaṅ; Würmer erzeugten sich in den
Wunden und krochen auf dem Körper herum; die Knochen der
Handgelenke lagen zu Tage, und das Fleisch hing in verdorrten
Fetzen herunter. — Die Leiche blieb drei Tage unter den Ueber-
lebenden liegen, denen man am Abend von Anderson’s Tod die
Stricke abnahm; sie befanden sich sämmtlich in ähnlichem Zustand.
Fünf Tage später verschied einer von Fane’s Reitern und nach
weiteren drei Tagen Herr de Normann. Die Uebrigen blieben
leben und wurden ausgeliefert; ihre Hände und Füsse waren unförm-
liche Massen von Geschwüren, ihre Finger verkrüppelt und ungelenk.
Drei französische Soldaten und fünf indische Reiter wurden
zusammen nach dem Gebirge gefahren. Am dritten Tage gelangten
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