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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Bekehrung des Hun-siu-tsuen.
aus Erinnerungen an Kapitel der Offenbarung Johanns in Lian-a-fa's
Buch. -- Allmälich genas Hun-siu-tsuen: "sein Aeusseres und sein
Charakter waren ganz umgewandelt. Er betrug sich umsichtig, offen
und freundlich, und nahm zu an Höhe und Gestalt. Sein Schritt
wurde fest und gemessen, seine Anschauung frei und grossartig."
Von seinen Visionen pflegte er als einer sonderbaren aber keines-
wegs wichtigen Sache zu reden. Er trat wieder in sein Amt als
Schulmeister und unterzog sich abermals vergebens der Staats-
prüfung in Kan-ton.

Erst nach dem Frieden von Nan-kin scheint Hun-siu-tsuen
auf die Fremden des Westens aufmerksam geworden zu sein, deren
Religion er, in den Grundsätzen der heiligen Schriften China's
erzogen, für finsteren Aberglauben halten musste. Jetzt las er,
durch einen Freund veranlasst, das Buch des Lian-a-fa mit
Aufmerksamkeit: "Er fand darin mit Erstaunen den Schlüssel zu
seinen Visionen..... Er erkannte, dass der ehrwürdige Alte auf
dem höchsten Platze, den alle Menschen anbeten sollten, Gott, der
himmlische Vater, der Mann in mittleren Jahren aber, der ihn bei
Ausrottung der bösen Geister unterwiesen und gestärkt hatte,
Jesus, der Welterlöser sei. Die Dämonen mussten die Götzen sein;
seine Brüder und Schwestern die Menschen auf Erden: Hun-siu-
tsuen
glaubte aus einem langen Traum zu erwachen; er freute
sich den richtigen Weg zum Himmel und sichere Hoffnung auf
ewiges Leben und Glückseligkeit gefunden zu haben." So erzählt
Hamberg nach dem Bericht des Hun-dzin.

Hun-siu-tsuen glaubte sich nun berufen, die Welt, d. h.
China, zu Anbetung des wahren Gottes, des San-ti, zurückzu-
führen, welchen der erste Herrscher der ruhmwürdigen Tsau-Dynastie
verehrt hatte. Denn das früheste chinesische Zeitalter kannte einen
persönlichen Gott; dieser Begriff ging erst in den Lehren des Con-
fucius
, im Buddismus und Taoismus unter. -- Der Glauben an
San-ti musste den Fremden den Sieg über die götzendienerischen
Mandschu verliehen haben. Hun-siu-tsuen und sein Freund Li
tauften sich selbst und begannen in ihrem Dorfe nach dem Beispiel
Lian-a-fa zu predigen, dessen Missionsthätigkeit in seinem Buche
beschrieben war. -- Wie weit damals schon die Schwärmerei
des Hun-siu-tsuen mit Ehrsucht versetzt war, lässt sich nicht
ermessen. Seine Haltung in späteren Jahren zeigt, dass diese
Leidenschaft sogar zu maasslosem Grössenwahn in ihm ausartete

Bekehrung des Huṅ-siu-tsuen.
aus Erinnerungen an Kapitel der Offenbarung Johanns in Liaṅ-a-fa’s
Buch. — Allmälich genas Huṅ-siu-tsuen: »sein Aeusseres und sein
Charakter waren ganz umgewandelt. Er betrug sich umsichtig, offen
und freundlich, und nahm zu an Höhe und Gestalt. Sein Schritt
wurde fest und gemessen, seine Anschauung frei und grossartig.«
Von seinen Visionen pflegte er als einer sonderbaren aber keines-
wegs wichtigen Sache zu reden. Er trat wieder in sein Amt als
Schulmeister und unterzog sich abermals vergebens der Staats-
prüfung in Kan-ton.

Erst nach dem Frieden von Nan-kiṅ scheint Huṅ-siu-tsuen
auf die Fremden des Westens aufmerksam geworden zu sein, deren
Religion er, in den Grundsätzen der heiligen Schriften China’s
erzogen, für finsteren Aberglauben halten musste. Jetzt las er,
durch einen Freund veranlasst, das Buch des Liaṅ-a-fa mit
Aufmerksamkeit: »Er fand darin mit Erstaunen den Schlüssel zu
seinen Visionen..... Er erkannte, dass der ehrwürdige Alte auf
dem höchsten Platze, den alle Menschen anbeten sollten, Gott, der
himmlische Vater, der Mann in mittleren Jahren aber, der ihn bei
Ausrottung der bösen Geister unterwiesen und gestärkt hatte,
Jesus, der Welterlöser sei. Die Dämonen mussten die Götzen sein;
seine Brüder und Schwestern die Menschen auf Erden: Huṅ-siu-
tsuen
glaubte aus einem langen Traum zu erwachen; er freute
sich den richtigen Weg zum Himmel und sichere Hoffnung auf
ewiges Leben und Glückseligkeit gefunden zu haben.« So erzählt
Hamberg nach dem Bericht des Huṅ-džin.

Huṅ-siu-tsuen glaubte sich nun berufen, die Welt, d. h.
China, zu Anbetung des wahren Gottes, des Šan-ti, zurückzu-
führen, welchen der erste Herrscher der ruhmwürdigen Tšau-Dynastie
verehrt hatte. Denn das früheste chinesische Zeitalter kannte einen
persönlichen Gott; dieser Begriff ging erst in den Lehren des Con-
fucius
, im Buddismus und Taoismus unter. — Der Glauben an
Šaṅ-ti musste den Fremden den Sieg über die götzendienerischen
Mandschu verliehen haben. Huṅ-siu-tsuen und sein Freund Li
tauften sich selbst und begannen in ihrem Dorfe nach dem Beispiel
Liaṅ-a-fa zu predigen, dessen Missionsthätigkeit in seinem Buche
beschrieben war. — Wie weit damals schon die Schwärmerei
des Huṅ-siu-tsuen mit Ehrsucht versetzt war, lässt sich nicht
ermessen. Seine Haltung in späteren Jahren zeigt, dass diese
Leidenschaft sogar zu maasslosem Grössenwahn in ihm ausartete

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[166/0188] Bekehrung des Huṅ-siu-tsuen. aus Erinnerungen an Kapitel der Offenbarung Johanns in Liaṅ-a-fa’s Buch. — Allmälich genas Huṅ-siu-tsuen: »sein Aeusseres und sein Charakter waren ganz umgewandelt. Er betrug sich umsichtig, offen und freundlich, und nahm zu an Höhe und Gestalt. Sein Schritt wurde fest und gemessen, seine Anschauung frei und grossartig.« Von seinen Visionen pflegte er als einer sonderbaren aber keines- wegs wichtigen Sache zu reden. Er trat wieder in sein Amt als Schulmeister und unterzog sich abermals vergebens der Staats- prüfung in Kan-ton. Erst nach dem Frieden von Nan-kiṅ scheint Huṅ-siu-tsuen auf die Fremden des Westens aufmerksam geworden zu sein, deren Religion er, in den Grundsätzen der heiligen Schriften China’s erzogen, für finsteren Aberglauben halten musste. Jetzt las er, durch einen Freund veranlasst, das Buch des Liaṅ-a-fa mit Aufmerksamkeit: »Er fand darin mit Erstaunen den Schlüssel zu seinen Visionen..... Er erkannte, dass der ehrwürdige Alte auf dem höchsten Platze, den alle Menschen anbeten sollten, Gott, der himmlische Vater, der Mann in mittleren Jahren aber, der ihn bei Ausrottung der bösen Geister unterwiesen und gestärkt hatte, Jesus, der Welterlöser sei. Die Dämonen mussten die Götzen sein; seine Brüder und Schwestern die Menschen auf Erden: Huṅ-siu- tsuen glaubte aus einem langen Traum zu erwachen; er freute sich den richtigen Weg zum Himmel und sichere Hoffnung auf ewiges Leben und Glückseligkeit gefunden zu haben.« So erzählt Hamberg nach dem Bericht des Huṅ-džin. Huṅ-siu-tsuen glaubte sich nun berufen, die Welt, d. h. China, zu Anbetung des wahren Gottes, des Šan-ti, zurückzu- führen, welchen der erste Herrscher der ruhmwürdigen Tšau-Dynastie verehrt hatte. Denn das früheste chinesische Zeitalter kannte einen persönlichen Gott; dieser Begriff ging erst in den Lehren des Con- fucius, im Buddismus und Taoismus unter. — Der Glauben an Šaṅ-ti musste den Fremden den Sieg über die götzendienerischen Mandschu verliehen haben. Huṅ-siu-tsuen und sein Freund Li tauften sich selbst und begannen in ihrem Dorfe nach dem Beispiel Liaṅ-a-fa zu predigen, dessen Missionsthätigkeit in seinem Buche beschrieben war. — Wie weit damals schon die Schwärmerei des Huṅ-siu-tsuen mit Ehrsucht versetzt war, lässt sich nicht ermessen. Seine Haltung in späteren Jahren zeigt, dass diese Leidenschaft sogar zu maasslosem Grössenwahn in ihm ausartete

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/188>, abgerufen am 09.11.2024.