[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.Anh. II. Convention in Yeddo geschlossen. Englische Officiere ermordet. wird, statt dessen die Eröffnung von Simonoseki oder einem anderengünstig gelegenen Hafen des Binnenmeeres anzubieten; die Annahme solchen Hafens statt der Zahlung sollte jedoch vom Ermessen der Vertragsmächte abhängen. Ferner wurde das Verlangen der Räu- mung Yokuhama's amtlich zurückgezogen und das von den Gesandten in Paris unterzeichnete Protocoll in allen Puncten ratificirt. Die Zahlung der drei Millionen versprach der Reichsrath wohl nur, um jede Veranlassung des weiteren Verkehrs mit dem Fürsten zu be- seitigen. Die öffentliche Sicherheit schien trotz dem Umschwunge in Die Regierung zeigte jetzt guten Willen und liess dem Handel Anh. II. Convention in Yeddo geschlossen. Englische Officiere ermordet. wird, statt dessen die Eröffnung von Simonoseki oder einem anderengünstig gelegenen Hafen des Binnenmeeres anzubieten; die Annahme solchen Hafens statt der Zahlung sollte jedoch vom Ermessen der Vertragsmächte abhängen. Ferner wurde das Verlangen der Räu- mung Yokuhama’s amtlich zurückgezogen und das von den Gesandten in Paris unterzeichnete Protocoll in allen Puncten ratificirt. Die Zahlung der drei Millionen versprach der Reichsrath wohl nur, um jede Veranlassung des weiteren Verkehrs mit dem Fürsten zu be- seitigen. Die öffentliche Sicherheit schien trotz dem Umschwunge in Die Regierung zeigte jetzt guten Willen und liess dem Handel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0369" n="349"/><fw place="top" type="header">Anh. II. Convention in <hi rendition="#k"><placeName>Yeddo</placeName></hi> geschlossen. Englische Officiere ermordet.</fw><lb/> wird, statt dessen die Eröffnung von <hi rendition="#k"><placeName>Simonoseki</placeName></hi> oder einem anderen<lb/> günstig gelegenen Hafen des Binnenmeeres anzubieten; die Annahme<lb/> solchen Hafens statt der Zahlung sollte jedoch vom Ermessen der<lb/> Vertragsmächte abhängen. Ferner wurde das Verlangen der Räu-<lb/> mung <placeName><hi rendition="#k">Yokuhama</hi>’s</placeName> amtlich zurückgezogen und das von den Gesandten<lb/> in <placeName>Paris</placeName> unterzeichnete Protocoll in allen Puncten ratificirt. Die<lb/> Zahlung der drei Millionen versprach der Reichsrath wohl nur, um<lb/> jede Veranlassung des weiteren Verkehrs mit dem Fürsten zu be-<lb/> seitigen.</p><lb/> <p>Die öffentliche Sicherheit schien trotz dem Umschwunge in<lb/> der japanischen Politik nicht zugenommen zu haben. Während der<lb/> kurzen Anwesenheit der Vertreter in <hi rendition="#k"><placeName>Yeddo</placeName></hi> brach zur Nachtzeit<lb/> ein Fanatiker in den Tempel der niederländischen Legation, wurde<lb/> aber von den <hi rendition="#k">Yakunin</hi>en, deren er mehrere verwundete, in Stücke<lb/> gehauen. — Später, im November, ermordeten <hi rendition="#k">Lonin</hi>e zwei Offi-<lb/> ciere vom zwanzigsten englischen Linienregiment in der Nähe von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Kamakura</placeName></hi>, dessen herrlich gelegene Tempel jetzt ein beliebtes Ziel<lb/> der Ansiedler von <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi> geworden sind. Einer der Thäter, ein<lb/> fanatischer Abentheuerer, wurde drei Wochen später ergriffen und<lb/> gestand sein Verbrechen unter Verwünschungen gegen die Ausländer,<lb/> welche <placeName>Japan</placeName> in das Verderben stürzten. Er hörte auch auf der<lb/> Richtstätte nicht auf mit Schmähungen, sang bis zum letzten Augen-<lb/> blick Schandlieder auf die Barbaren, und empfing den Todesstreich<lb/> mit einer Entschlossenheit, welche den japanischen Zuschauern Be-<lb/> wunderung einflösste. —</p><lb/> <p>Die Regierung zeigte jetzt guten Willen und liess dem Handel<lb/> freieren Lauf, fuhr aber fort, ihn zu ihrem Vortheil auszubeuten.<lb/> Seide und andere Erzeugnisse strömten in Menge auf den Markt von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName>. <persName ref="nognd">Takemoto</persName></hi> hatte dort vielfach vertrauliche Besprechun-<lb/> gen mit den Diplomaten über die fernere Regelung des Verkehrs,<lb/> und äusserte häufig, dass die Ratification des <hi rendition="#k">Mikado</hi> für die volle<lb/> Gültigkeit der Verträge nothwendig sei; der <hi rendition="#k">Taïkūn</hi> werde sich nach<lb/> Besiegung des Fürsten von <hi rendition="#k"><placeName>Naṅgato</placeName></hi> damit beschäftigen. Dieser<lb/> schickte noch Mitte October Bevollmächtigte an die fremden Ver-<lb/> treter in <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi>, um deren Vermittelung bei dem <hi rendition="#k">Taïkūn</hi> und<lb/> Ermässigung der Kriegskosten nachzusuchen. Letztere konnten die<lb/> Diplomaten nicht zugestehen; die Regierung aber schien zu seiner<lb/> Vernichtung entschlossen, erklärte ihn aller Titel, Würden und<lb/> Länder verlustig und rüstete aus allen Kräften. Die Truppen ver-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [349/0369]
Anh. II. Convention in Yeddo geschlossen. Englische Officiere ermordet.
wird, statt dessen die Eröffnung von Simonoseki oder einem anderen
günstig gelegenen Hafen des Binnenmeeres anzubieten; die Annahme
solchen Hafens statt der Zahlung sollte jedoch vom Ermessen der
Vertragsmächte abhängen. Ferner wurde das Verlangen der Räu-
mung Yokuhama’s amtlich zurückgezogen und das von den Gesandten
in Paris unterzeichnete Protocoll in allen Puncten ratificirt. Die
Zahlung der drei Millionen versprach der Reichsrath wohl nur, um
jede Veranlassung des weiteren Verkehrs mit dem Fürsten zu be-
seitigen.
Die öffentliche Sicherheit schien trotz dem Umschwunge in
der japanischen Politik nicht zugenommen zu haben. Während der
kurzen Anwesenheit der Vertreter in Yeddo brach zur Nachtzeit
ein Fanatiker in den Tempel der niederländischen Legation, wurde
aber von den Yakuninen, deren er mehrere verwundete, in Stücke
gehauen. — Später, im November, ermordeten Lonine zwei Offi-
ciere vom zwanzigsten englischen Linienregiment in der Nähe von
Kamakura, dessen herrlich gelegene Tempel jetzt ein beliebtes Ziel
der Ansiedler von Yokuhama geworden sind. Einer der Thäter, ein
fanatischer Abentheuerer, wurde drei Wochen später ergriffen und
gestand sein Verbrechen unter Verwünschungen gegen die Ausländer,
welche Japan in das Verderben stürzten. Er hörte auch auf der
Richtstätte nicht auf mit Schmähungen, sang bis zum letzten Augen-
blick Schandlieder auf die Barbaren, und empfing den Todesstreich
mit einer Entschlossenheit, welche den japanischen Zuschauern Be-
wunderung einflösste. —
Die Regierung zeigte jetzt guten Willen und liess dem Handel
freieren Lauf, fuhr aber fort, ihn zu ihrem Vortheil auszubeuten.
Seide und andere Erzeugnisse strömten in Menge auf den Markt von
Yokuhama. Takemoto hatte dort vielfach vertrauliche Besprechun-
gen mit den Diplomaten über die fernere Regelung des Verkehrs,
und äusserte häufig, dass die Ratification des Mikado für die volle
Gültigkeit der Verträge nothwendig sei; der Taïkūn werde sich nach
Besiegung des Fürsten von Naṅgato damit beschäftigen. Dieser
schickte noch Mitte October Bevollmächtigte an die fremden Ver-
treter in Yokuhama, um deren Vermittelung bei dem Taïkūn und
Ermässigung der Kriegskosten nachzusuchen. Letztere konnten die
Diplomaten nicht zugestehen; die Regierung aber schien zu seiner
Vernichtung entschlossen, erklärte ihn aller Titel, Würden und
Länder verlustig und rüstete aus allen Kräften. Die Truppen ver-
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